Wirecard Aktie auf Erholungskurs - aber bleibt das auch so?
Es ist ein Morgen, der mal ohne große neue Schlagzeilen um den Wirecard-Skandal auskommt - zumindest bisher. Die Talfahrt der Wirecard Aktie hat sich gestern nicht fortgesetzt. Nach dem Rutsch auf 12,995 Euro am Tag zuvor kam es gestern zu einer Erholungsbewegung mit Kursen zwischen 14,218 Euro und 18,84 Euro bei einem XETRA-Schlusskurs von 17,158 Euro (+18,82 Prozent). Im Vergleich zu dem Absturz zuvor - am Donnerstagmorgen gab es noch Aktienkurse von bis zu 109 Euro für Wirecard - ist die Erholungsbewegung bisher „Peantus”.
Aktuelle Indikationen am Mittwochmorgen bei 18,40/18,60 Euro auf Lang & Schwarz deuten aber an, dass es ein weiterer volatiler Handelstag werden könnte.
Mit dem Anstieg kommt nicht nur das gestrige Tageshoch wieder in den Blickpunkt, sondern auch eine Zone, die in den letzten drei Handelstagen eine Rolle spielte: Es ist der Bereich zwischen 18,70 Euro, dem Tageshoch vom Montag, und 19,26 Euro, dem Tagestief vom vergangenen Freitag. Möglich, dass sich hier so etwas wie ein charttechnischer Widerstand aufgebaut hat, der gestern bestätigt wurde. Ein Ausbruch hierüber könnten „Zocker” damit als Kaufsignal auffassen und den volatilen Titel wieder nach oben jubeln - ob berechtigt oder nicht steht auf einem anderen Blatt.
Größte Vorsicht bleibt auch bei solchen Signalen angebracht: Seriös bewertbar ist Wirecards Aktie derzeit weiterhin nicht - weder charttechnisch und angesichts der Nachrichtenlage rund um den milliardenschweren Bilanzskandal bei Wirecard schon gar nicht fundamental. Engagements in diesem Titel bleiben ein Spiel mit dem Feuer. Und derzeit dominiert das Nachrichtengeschehen Wirecards Aktienkurs dermaßen, dass solche charttechnischen Überlegungen auch schnell wieder von der Aktualität überrollt werden können.
Das widerfuhr in den vergangenen Tagen auch dem Ex-CEO und „Macher” von Wirecard, Markus Braun. Der Österreicher zog sich erst von seinem Posten zurück, sah sich dann mit einem Haftbefehl konfrontiert, stellte sich und kam gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro vorerst wieder auf freien Fuß. Ganz nebenbei gab es reichlich Zwangsverkäufe von Wirecard Aktien, die seine Beteiligungsgesellschaft gehalten hat. Mit 7,07 Prozent war Braun an Wirecard beteiligt, bevor die Deutsche Bank wohl Zwangsliquidierungen veranlasste, denn ein größerer Teil der Aktien diente als Sicherheit für einen 150 Millionen Euro schweren Kredit. Da die Sicherheiten zuletzt so massiv an Wert verloren, kam es zum „Margin Call” und den Zwangsverkäufen am 18. und 19. Juni - damit noch während der letzten beiden Tagen Brauns als CEO von Wirecard - siehe die gestrigen Directors Dealings Meldungen, die das Unternehmen aus Aschheim veröffentlicht hat.
Das hat Folgen: Da Braun nun nicht mehr CEO ist, dürften Director Dealings Meldungen bei weiteren (Zwangs-)Verkäufen nicht mehr erfolgen. Man bekäme also vorerst nicht mit, wenn Braun seinen Anteil an Wirecard weiter abbaut.