Wirecard: Staatsanwaltschaft ist alarmiert - Rating ausgesetzt
In der Nacht von Sonntag auf Montag hat sich die Lage bei Wirecard dramatisch zugespitzt. Spielte der Konzern bisher unter dem mittlerweile gegangenen CEO Markus Braun als Opfer von Verschwörungstheorien und Betrug, so scheint man unter dem neuen CEO James Freis anders mit den Geschehnissen rund um das Drittpartnergeschäft und die angeblichen Treuhandkonten in Asien umzugehen.
„Der Vorstand der Wirecard AG geht aufgrund weiterer Prüfungen derzeit davon aus, dass die bisher zugunsten von Wirecard ausgewiesenen Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insg. 1,9 Mrd. Euro mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen”, hieß es in der Ad-Hoc-Mitteilung heute Nacht. Mehr noch: „Der Vorstand geht außerdem davon aus, dass die bisherigen Beschreibungen des sog. Drittpartnergeschäfts (Third Party Aquiring) durch die Gesellschaft unzutreffend sind. Die Gesellschaft untersucht weiter, ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang dieses Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde”, so das Unternehmen das zugleich vorläufige Zahlen und Prognosen für die Gesamtjahre 2019, 2020 und das erste Quartal 2020 zurück zog. Alles hierzu im heutigen großen 4investors-Bericht: hier klicken.
Das Eingeständnis ruft die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX meldet, könnten auf den Konzern weitere Ermittlungen der Behörden zukommen. „Wir prüfen alle in Betracht kommenden Straftaten”, sagt heute eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I. Auch gegen das Management um den früheren Konzernchef Markus Braun wird ermittelt. Teile des Managements sind weiter im Amt, so Alexander von Knoop, seit 2018 Finanzvorstand des Konzerns und zuvor bei der Wirecard Bank im Vorstand und Geschäftsführer der Wirecard Acquiring & Issuing GmbH, sowie Susanne Steidl, die seit 2018 als CPO im Vorstand von Wirecard aktiv ist und zuvor ebenfalls bereits langjährig für Wirecard arbeitete, unter anderem als Managing Director Wirecard North America Inc.
Auch die Ratingagentur Moody´s reagiert auf die Neuigkeiten und setzt das Rating für Wirecard aus. Zuletzt hatte die Agentur ihr Rating für Wirecard bereits um sechs Stufen von „Baa3” auf „B3” gesenkt. Die Entwicklungen dürften Wirecards Position in den laufenden Verhandlungen mit den kreditgebenden Banken weiter schwächen.