Wirecard holt sich Spezialist aus harten Fällen wie Enron und Steinhoff an Bord
Im „Fall Wirecard“ hängt nun viel an den Banken. Eigentlich können diese mit dem Ablauf des 19. Juni 2020 Kreditlinien im Volumen von 2 Milliarden Euro fällig stellen, nachdem Wirecard erneut keine Bilanz für das Jahr 2019 vorlegen konnte. Die Kreditlinien sollen knapp zur Hälfte ausgeschöpft seien. Nach wie vor gelang dem Unternehmen kein bilanz- und testierungsfester Nachweis von Treuhandguthaben im Volumen von 1,9 Milliarden Euro. Daraufhin verweigerte der Wirtschaftsprüfer EY das Testat für Wirecards Bilanz.
Wirecards Nöte sind damit nicht kleiner geworden. Ob die Banken die Kredite aber tatsächlich fällig stellen, ist nach dem Rückzug von Wirecard-Chef Markus Braun zumindest fraglich. Gestern bereits bestätigte Wirecard „konstruktive Gespräche“ mit den Kreditgebern – Ende und Ergebnis sind derzeit aber völlig offen. Nach der Abstufung des Ratings für Wircrd durch die Agentur Moodys um sechs Stufen von „Baa3” auf „B3” dürften Finanzierungen für die Aschheimer zukünftig zumindest teurer und angesichts der aktuellen Situation von deutlich härteren Auflagen seitens der Kreditgeber begleitet werden.
Nun hat sich der DAX-Konzern prominente Verstärkung ins Haus geholt: Die Investmentbank Houlihan Lokey aus Los Angeles, die auch in Deutschland aktiv ist, soll den Payment-Anbieter bei den Verhandlungen mit dem Bankenkonsortium unterstützen – angeführt wird dieses unter anderem von der Commerzbank. „Houlihan Lokey wird nun gemeinsam mit Wirecard einen Plan zur nachhaltigen Finanzierungsstrategie des Unternehmens entwickeln“, so der DAX-Konzern zum vergebenen Mandat.
An wen man das Mandat vergeben hat, spricht allerdings Bände für die Situation, in der sich Wircard befindet: Houlihan Lokey ist Spezialist für schwere Restrukturierungsfälle und Insolvenzen. So hat man in den USA unter anderem in den Rekordinsolvenzfällen Lehman Brothers und Enron die Gläubigerausschüsse beraten und war auch im Fall von Steinhoff International aktiv.