Wirecard Skandal - neuer Schock: Es ist alles noch viel schlimmer!
Kaum sind bei Wirecard CEO Markus Braun und COO Jan Marsalek von Bord, wird klar: Der Bilanzskandal bei dem DAX-Konzern ist viel größer als die Süddeutschen bisher eingeräumt haben. Eine Ad-Hoc-Mitteilung der Gesellschaft von heute Nacht schockt die noch verbliebenen Wirecard-Aktionäre erneut und Wirecards Aktienkurs stürzt vorbörslich erneut regelrecht ab. Mit 25,82 Euro aus dem Freitags-Handel im XETRA-System der Frankfurter Börse gegangen, liegen aktuelle Indikationen für Wirecards Aktienkurs auf der Handelsplattform von Lang & Schwarz aktuell nur noch bei 15,00/16,00 Euro.
Was ist passiert? Neuigkeiten von Wirecard zu den fehlenden 1,9 Milliarden Euro Treuhand-Guthaben und dem umstrittenen Drittpartnergeschäft zeigen, dass die Probleme der Gesellschaft existenzbedrohend werden. Wie stark sich die Gesellschaft unter Druck sieht, zeigt der letzte Satz der Ad-hoc-Meldung: „Um Missverständnisse zu vermeiden teilt die Gesellschaft mit, dass ihre IT Systeme ohne Einschränkungen weiterarbeiten”, meldet Wirecard. Man will damit wohl einer Panik unter den Payment-Kunden und den Kunden der eigenen Wirecard Bank vermeiden, die laut Neunmonatsbilanz 2019 1,72 Milliarden Euro an Einlagen bei Wirecard geparkt haben. Die Gesellschaft hatte zuletzt Kunden klassischer Banken mit vergleichsweise hohen Zinsen auf das Girokonto geködert.
Derweil verschärft sich die Katastrophe um die Treuhandguthaben: „Der Vorstand der Wirecard AG geht aufgrund weiterer Prüfungen derzeit davon aus, dass die bisher zugunsten von Wirecard ausgewiesenen Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insg. 1,9 Mrd. Euro mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen”, meldet Wirecard in der Nacht. Damit müsse man auch „die Annahmen über die Verlässlichkeit der Treuhandbeziehungen in Frage stellen”, so das DAX-notierte Unternehmen. Es wird noch schlimmer für Aktionäre der Gesellschaft. Auch die Zahlen des Drittpartnergeschäfts - ohnehin umstritten und eine der kritischen Punkte im jüngst veröffentlichten KPMG-Audit - scheinen falsch zu sein. „Die Gesellschaft untersucht weiter, ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang dieses Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde”, so Wirecard hierzu.
Zahlen für 2019 und die Vorjahre falsch?
Eine Gewinnwarnung für 2019 und das erste Quartal sowie das Gesamtjahr 2020 gibt es zusätzlich oben drauf. Bisherige Aussagen zu den Zahlen und Prognosen dieser Zeiträume zieht der Konzern zurück. Auch die vorangegangenen Bilanzen zieht das Management um die neuen CEO James H. Freis in Zweifel: „Mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen werden”, heißt es in der Ad-Hoc des DAX-notierten Unternehmens.
Wirecard befindet sich längst im völligen Krisenmodus, die Existenz ist bedroht. Die Gespräche mit Banken seien weiter konstruktiv, heißt es zwar. Doch wie sehr die Banken nach den neuen Meldungen noch Bereitschaft zeigen, das Unternehmen zu stützten, muss sich zeigen. Wirecard hat sich Hilfe der Investmentbank Houlihan Lokey gesichert - die Bank berät den Konzern und ist auf extrem schwierige Restrukturierungs- und Insolvenzfälle spezialisiert und war unter anderem auch bei Enron und Steinhoff involviert. Zudem wird man massiv Kosten kürzen müssen: „Darüber hinaus prüft die Gesellschaft eine Reihe weiterer Maßnahmen um eine Fortsetzung des Geschäftsbetriebs zu gewährleisten, einschließlich Kostensenkungen sowie Umstrukturierungen, Veräußerung oder Einstellungen von Unternehmensteilen und Produktsegmenten”, so Wirecard.