Wirecard Aktie: Das unsägliche Insolvenz-Spielchen wiederholt sich

Nachdem die Wirecard Aktie in den letzten Tagen deutlich unter Druck kam, kommt es heute plötzlich zur Gegenbewegung. Intraday springt der Aktienkurs binnen kurzer Zeit heute Vormittag von 1,11 Euro in der Spitze auf 1,46 Euro und pendelt aktuell nicht weit darunter um 1,41 Euro - rund 17 Prozent über dem gestrigen XETRA-Schlusskurs. Mal wieder sind die typischen Insolvenz-Zockereien im Gange, die immer wieder in solchen Fällen auftauchen, wenn über Interesse von Käufern für Teile insolventer Unternehmen in Medienberichten die Rede ist.
Diesmal sind es das Finanzportal „Finance Forward” und das Wirtschaftsmagazin „Capital”, die mit einem Bericht das Feuer anfachen. „Der Kreis der Interessenten an einer Übernahme von Teilen des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard hat sich auf etwa zehn Unternehmen verkleinert. Zu den verbliebenen potenziellen Käufern gehören demnach die Deutsche Bank, die spanische Santander-Bank, der US-Konzern Paypal sowie der Payment-Konkurrent Heidelpay”, heißt es in dem Beitrag am Dienstag unter Berufung auf Brancheninsider.
Die Sache hat für Aktionäre der Gesellschaft allerdings einen Haken: So interessieren sich die Kandidaten lediglich für Teile des insolventen Skandal-Konzerns, dessen Aktien in Kürze den DAX verlassen werden. Die Wirecard Bank, die gerade boon.planet beerdigt, soll eine der interessanten Konzernteile sein, ebenso Aktivitäten im Bereich des Acquiring und Issuing, wie „Capital” und „Finance Forward” berichten.
Das heißt zugleich: Große Teile des Unternehmens sind de facto wertlos, zudem drücken Wirecard Milliarden-Schulden. Und dann sind da noch hohe Schadenersatzforderungen, mit denen Investoren das Unternehmen überziehen könnten, wenn man dort auch nur ansatzweise etwas zu holen vermutet. Diese potenziellen Prozessrisiken gehen angesichts der riesigen Verluste der Anleger noch einmal in die Milliarden. Alles in allem bleibt es dabei: Am Ende wird bei Wirecard nur für Gläubiger ein mehr oder weniger großer Teil ihrer Forderungen zu holen sein - Aktionäre gehen leer aus. Derweil ist die Gesellschaft an der Börse derzeit 173 Millionen Euro wert.