Wirecard: Die „bad news” reißen nicht ab - was macht die BaFin?
Im „Fall Wirecard” geht es auch am Wochenende alles andere als ruhig zu, spekuliert wird zum einen über die zukünftige Rolle der Banken. Das Einzige, was klar ist: Zwischen dem kreditgebenden Bankenkonsortium, das unter anderem von der Commerzbank geführt wird, und dem Krisen-Unternehmen Wirecard laufen Verhandlungen. Der Fintech-Konzern bezeichnet diese als „konstruktiv”, vonseiten der Banken hat es - zumindest vorerst - keine Kreditkündigung gegeben.
Seit Freitag wäre dies möglich, nachdem Wirecard erneut die Bilanz für 2019 nicht vorlegen konnte und damit vereinbarte Kreditbedingungen nicht erfüllen konnte. An der Börse dürfte man mit Spannung auf die weiteren Details der Verhandlungen zwischen Wirecard und den Banken warten. Bisher dringt nur wenig nach außen, was nichtsdestotrotz an diesem Wochenende auf einigen Internet-Börsenseiten schon wieder zu einigen wilden Spekulationen über die Zukunft der Wirecard Aktie führt. Unter welchen konkreten Bedingungen es zu einer Einigung kommen könnte, ist derweil völlig unklar. Absehbar ist zum aktuellen Zeitpunkt: Banken werden die Kredite zumindest derzeit nicht kündigen, nicht zuletzt aufgrund der personellen Konsequenzen im Wirecard-Management mit dem Rückzug von CEO Markus Braun. Wirecard wird im Gegenzug aber erheblich härtere Kreditkonditionen akzeptieren müssen.
Wo sind 1,9 Milliarden Euro Liquidität geblieben?
Neuigkeiten gibt es derweil auch im Fall der vermissten 1,9 Milliarden Euro Liquidität, die eigentlich auf Treuhandkonten bei philippinischen Großbanken, der BDO Unibank und der Bank of the Philippine Islands, geparkt sein sollten - dachte man bei Wirecard zumindest bisher. Nachweisen konnte das Unternehmen dies bisher aber nicht, Saldenbestätigungen hierfür waren offenbar gefälscht. Und die Nachrichten für Wirecard werden nun noch schlimmer: Laut Angaben der Zentralbank der Philippinen sei das Geld nie in dem Land angekommen.
Wer dahinter steckt, Wirecard-Kreise selbst oder Dritte, ist derzeit unbekannt. Wirecard hat Betrugsanzeige gestellt und stellt sich betont als Opfer betrügerischer Aktivitäten im großen Stil dar. An der Börse indes misstraut man dem Unternehmen nach den jüngsten Entwicklungen und vor dem Hintergrund der seit Jahren anhalten Gerüchte und Medienberichte über mögliche Bilanzmanipulationen mittlerweile völlig.
Entscheidend ist ohnehin vor allem: Die Summe von 1,9 Milliarden Euro bleibt verschollen. Auch für einen DAX-Konzerns wie Wirecard sind das alles andere als die berüchtigten „Peanuts”, rund ein Viertel der Bilanzsumme ist verschollen. Mit den Summen wird das operative Geschäft der Aschheimer, das Management der Zahlungsströme aus dem Online-Handel, abgesichert. Für den Payment-Dienstleister ist das Verschwinden der Treuhand-Sicherheiten auch operativ eine Katastrophe.
Ob die Banklizenz des Unternehmens vor dem Hintergrund des Bilanzskandals und der riesigen Lücken in den internen Überwachungssytemen bei Wirecard gefährdet ist, bleibt abzuwarten. Von der Aufsichtsbehörde BaFin gab es bisher keine konkreten Kommentare hierzu. Die Behörde ermittelt gleich aus mehreren Gründen gegen Wirecard.