Wirecard Aktie: Kursziel 170 Euro? Der Befreiungsschlag naht, aber…
Wirecard fährt schwerere Geschütze gegen die Asien-Krise und die Shortseller auf. Nicht nur die juristischen Geplänkel mit der „Financial Times” und die bisherigen, insgesamt bisher allerdings nicht überzeugenden Versuche der Süddeutschen, Transparenz zu zeigen, sollen den Befreiungsschlag aus der Krise bringen. Mit einer Erhöhung der Prognose für 2019, die gestern zur Vorlage der Quartalszahlen von Wirecard kam, demonstriert der DAX-Konzern deutlich Zuversicht ins eigene Geschäft. Beobachter hatten, wir berichteten, mit einem solchen Schritt bereits bei der Ende April erfolgten Vorlage der Bilanz für 2018 gerechnet, doch Wirecard bestätigte die Aussichten vor zwei Wochen lediglich, um sich gestern dann zu revidieren.
Doch dabei bleibt es nicht. Dass Wirecard große Teile der Gelder, die man von Softbank im Rahmen der jüngst verabredeten Partnerschaft erhalten wird, in einen Aktienrückkauf stecken wird, könnte den „Shorties” den Stecker ziehen. Noch sind aber die Voraussetzungen hierfür nicht geschaffen. Wirecard braucht für die Ausgabe der 900 Millionen Euro schweren Wandelanleihe, die Softbank zeichnen will, noch grünes Licht von Seiten der Aktionäre. Allerdings rechnet kaum jemand damit, dass die Hauptversammlung den Plan nicht durchwinken wird.
Bleibt das operative Geschäft so stark, wie es sich in den Aussagen von Konzernchef Markus Braun und der gestrigen Wirecard-Bilanz abzeichnet, könnte sich im Jahresverlauf auch die gestern erhöhte Prognose als zu konservativ erweisen. Die Situation erinnert an die letzten Jahre. Wirecard orchestrierte die Prognoseerhöhungen fast, in kleinen Häppchen ging es nach oben. Das half der Aktie des Unternehmens bei ihrer Hausse enorm - diese endete schließlich bei 199 Euro und mit dem DAX-Einzug, der allerdings auch der Schwäche des Bankensektors und hier insbesondere der Commerzbank zu verdanken war.
Der Blick in die technische Analyse für die Wirecard Aktie zeigt: Der charttechnische Befreiungsschlag könnte bevor stehen. Zuletzt versagten die Kräfte der Bullen an der Hindernismarke bei 141,75/142,70 Euro, die nun wieder in den Fokus gerutscht ist. Zwischenzeitlich war der Aktienkurs des Fintech-Konzerns bis in den Unterstützungsbereich bei 124,00/125,50 Euro abgerutscht, konnte sich hier aber stabilisieren. Die folgende Aufwärtsbewegung hat Wirecards Aktie bis auf gestern erreichte 140,20 Euro getrieben. Nachdem es für den Titel mit 140,00 Euro und 4,87 Prozent Kursgewinn aus dem Handel ging, liegen aktuelle charttechnische Indikationen am Donnerstagmorgen bei 138,60/139,10 Euro. Nach einer ganzen Reihe von Analystenstimmen und den Quartalszahlen sind heute Morgen bisher keine kursrelevanten Wirecard News zu sehen.
Im Kursverlauf bleibt die Signalmarke bei 141,75/142,70 Euro zwar weiterhin im Fokus, ist aber aktuell nicht unmittelbar gefährdet. Weiterhin gilt: Ein Kursanstieg der Wirecard Aktie über diese Marke könnte wichtige Hindernisse um den Kernbereich bei 148,00/149,50 Euro ins Visier bringen. Hier liegt das markante Korrekturtief aus dem Oktober des vergangenen Jahres, das nach einem erneuten Test im November 2018 unterschritten wurde - damals noch ohne „Asien-Affäre”, die erst Ende Januar aufkam. Ein Anstieg zurück über 148,00/149,50 Euro und bestätigend 151,40/153,40 Euro könnte dann in der technischen Analyse für die Wirecard die Weichen zu einem neuen Test des Bereichs 169,10/170,70 Euro stellen. An dieser Marke stoppte eine Erholungsbewegung Ende Januar dieses Jahres, hier brach auch die „Asien-Affäre” mit dem ersten Bericht der „Financial Times” aus. Erreicht Wirecards Aktienkurs diese Marke, wäre das Signal der Börse klar: Die Affäre wäre abgehakt, trotz noch laufender Ermittlungen der Behörden in Singapur.
Doch Vorsicht: Prallt Wirecards Aktienkurs dagegen nun an der Hürdenzone bei 141,75/142,70 Euro nach unten ab, könnte recht schnell erneut die übergeordnet wichtige Unterstützungsmarke bei 1124,00/125,50 Euro in den Blickpunkt kommen. Bei 133,50/133,80 Euro könnte eine Zwischenunterstützung liegen.
Die wichtigsten Details aus Wirecards Quartalsbilanz: Die ersten drei Monate des laufenden Jahres hat Wirecard mit einem Umsatzanstieg von 420,5 Millionen Euro auf 566,7 Millionen Euro abgeschlossen. Auf EBITDA-Basis konnten die Süddeutschen ihren operativen Gewinn von 112,3 Millionen Euro auf 158 Millionen Euro erhöhen. Unter dem Strich steigt der Gewinn um mehr als 50 Prozent auf 106,3 Millionen Euro. Je Wirecard Aktie fällt ein Quartalsgewinn von 0,86 Euro an im Vergleich zu 0,57 Euro im Vorjahreszeitraum. Den Free Cashflow hat die Gesellschaft zugleich von 71,8 Millionen Euro auf 124,6 Millionen Euro erhöhen können. Für das laufende Jahr erwartet der Konzern nun einen operativen Gewinn zwischen 760 Millionen Euro und 810 Millionen Euro. Bisher hatten die Süddeutschen einen operativen Gewinn für 2019 zwischen 740 Millionen Euro und 800 Millionen Euro angepeilt
Unsere ausführlichen Berichte zu den Quartalszahlen bei Wirecard und den Reaktionen hierauf:
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