Wirecard Aktie: Eine Warnung vor zu viel Wachstums-Euphorie
Bei Independent Research gibt man den Pessimismus für die Wirecard Aktie weiterhin nicht auf. Das Research-Haus ist eine der wenigen Adressen, die von fallenden Kursen bei dem DAX-notierten Fintech-Wert ausgeht. Nachdem Wirecard heute die Zahlen für das erste Quartal 2019 bekannt gegeben und die Prognose für das Gesamtjahr erhöht hat, hebt auch Independent Research die Schätzungen an. Je Wirecard Aktie rechnet man für das laufende Jahr nun mit einem Gewinn von 4,02 Euro nach zuvor 3,95 Euro. Für 2020 hat man die Ergebnisprognose je Wirecard Aktie von 4,93 Euro auf 5,05 Euro angehoben.
Dennoch bleibt es bei der Verkaufsempfehlung der Experten für den DAX-Titel mit einem unveränderten Kursziel von 115 Euro. Man glaubt, dass der Fintech-Konzern sich zu ambitionierte langfristige Ziele gesetzt hat. Um die zu erreichen, müsste Wirecard in den nächsten Jahren ähnlich stark wie bisher wachsen. Die Experten geben zu bedenken, dass konjunkturell rückläufige Entwicklungen und höherer Wettbewerbsdruck ihre Spuren hinterlassen könnten. Man rechnet nicht damit, dass Wirecard die aktuellen Wachstumsraten bei Umsatz und Ergebnis halten kann. Aufgrund des höheren Betas werde die Prognoseerhöhung bei der Berechnung der Kurszielmarke kompensiert.
Schon zuvor hatten sich Analysten zur Wirecard Aktie geäußert - allesamt deutlich optimistischer als die Experten von Independent Research. ie DZ Bank hebt ihren fairen Wert für den DAX-Titel von 150,00 Euro auf 158,20 Euro an. Man bleibt bei der Kaufempfehlung für den Fintech-Titel und bewertet Wirecards erstes Quartal als gut verlaufen. Die Schätzungen wurden erhöht. Bei der DZ Bank geht man davon aus, dass Wirecard weiter auf Wachstumskurs bleibe, nachdem die Asien-Affäre zu keiner Zurückhaltung bei den Kunden des Unternehmens geführt habe.
Hohe Kursziele für die Wirecard Aktie - mit einer Ausnahme
Deutlich optimistischer für den Kursverlauf der Wirecard Aktie ist die Baader Bank, die ihre Kurszielmarke vor wenigen Tagen von 198 Euro auf 230 Euro angehoben hat. Diese Zielmarke wird heute von den Analysten bestätigt, ebenso die ausgesprochene Kaufempfehlung. Das Unternehmen sei solide ins Jahr gekommen. Zudem sehen die Experten ihre These bestätigt, dass der organische EBITDA-Anstieg des vergangenen Jahres keine Eintagsfliege gewesen sei. Dass die Gesellschaft so früh im Jahr die Prognose anhebe, wird als Zeichen des Vertrauens in die Geschäftsentwicklung gedeutet.
Ebenfalls bei 230 Euro liegt das unverändert gebliebene Kursziel von Goldman Sachs für die Wirecard Aktie, die zudem auf der „Conviction Buy List” der Analysten verbleibt. Die Experten sind nicht so euphorisch in der Wortwahl zum ersten Quartal der Gesellschaft, das man als durchwachsen wertet. Kritik wird am schwachen Free Cashflow geübt, während das organische Wachstum robust ausgefallen sei.
Von Hauck & Aufhäuser schließlich kommt mit 235 Euro derzeit das höchste Kursziel für die Wirecard Aktie in der Gruppe der Analysten, die bisher die Quartalszahlen kommentiert haben. Das Quartal sei stark, trotz aller negativen Berichte der „Financial Times” zu Wirecard, heißt es. Besonderes Lob gibt es für die jüngst bekannt gegebene Zusammenarbeit mit der japanischen Softbank. Dies erschließe Wirecard den Zugang zu den Unternehmen der Softbank-Gruppe.
Die ersten drei Monate des laufenden Jahres hat Wirecard mit einem Umsatzanstieg von 420,5 Millionen Euro auf 566,7 Millionen Euro abgeschlossen. Auf EBITDA-Basis konnten die Süddeutschen ihren operativen Gewinn von 112,3 Millionen Euro auf 158 Millionen Euro erhöhen. Unter dem Strich steigt der Gewinn um mehr als 50 Prozent auf 106,3 Millionen Euro. Je Wirecard Aktie fällt ein Quartalsgewinn von 0,86 Euro an im Vergleich zu 0,57 Euro im Vorjahreszeitraum. Den Free Cashflow hat die Gesellschaft zugleich von 71,8 Millionen Euro auf 124,6 Millionen Euro erhöhen können.
Für das laufende Jahr erwartet der Konzern nun einen operativen Gewinn zwischen 760 Millionen Euro und 810 Millionen Euro. Bisher hatten die Süddeutschen einen operativen Gewinn für 2019 zwischen 740 Millionen Euro und 800 Millionen Euro angepeilt.