Wirecard Aktie kann sich nach Braun-Rücktritt erholen - was machen die Banken?
Nach dem heutigen Rutsch unter die 20-Euro-Marke kann die Wirecard Aktie im Tagesverlauf die horrenden Verluste der letzten Tage etwas abbauen. Gestern vorbörslich noch bei 109 Euro notiert, fiel der Aktienkurs des noch im DAX-notierten Unternehmens bis auf 19,26 Euro zurück. Erst der Rücktritt des bisherigen Wirevard-CEO Markus Braun brachte wieder etwas Aufwärts-Schwung in den Aktienkurs des süddeutschen Fintech-Unternehmens. Aktuell pendelt der Wert um die Marke von 29 Euro. In den Minuten zuvor hatte sich zwischen 29,28/30,20 Euro Widerstand gezeigt. Interessant: Dies war genau der Kursbereich, an dem sich Wirecards zunächst gestern Nachmittag, aber auch heute im frühen XETRA-Handel halten konnte, bevor am Freitag neue schlechte Nachrichten für Wirecard aus Asien für den Rückschlag unter die 20-Euro-Marke sorgten.
Nach der gestrigen Beurlaubung des COO Jan Marsalek und dem heutigen Rücktritt des Wirecard-Konzernchefs Braun liegt der „Ball” nun vor allem bei den kreditgebenden Banken. Unter anderem angeführt von der Commerzbank wurden dem Fintech-Konzern Kreditlinien zur Verfügung gestellt, die angesichts der weiter ausbleibenden testierten Bilanz für 2019 heute fällig gestellt werden könnten. Wirecard selbst sprach gestern von Krediten im Volumen von bis zu 2 Milliarden Euro, die fällig gestellt werden könnten - sofern die Banken sich dazu entschließen. Ob sie das tun werden, ist aber angesichts der Gesamtlage zumindest zum aktuellen Zeitpunkt mehr als fraglich.
Von Wirecard selbst kommt hierzu am Nachmittag ein Statement: „Die Wirecard AG kann bestätigen, dass sich das Unternehmen in konstruktiven Gesprächen mit seinen kreditgebenden Banken befindet hinsichtlich der Fortführung der Kreditlinien und der weiteren Geschäftsbeziehung”, meldet das Unternehmen. Viel heißt das erst mal nicht, die „konstruktiven Gespräche” sind wohl eine der meistgenutzten Floskeln in der PR-Welt. Ein Ergebnis dieser Verhandlungen liegt ohnehin noch nicht vor, die Spanne der potenziellen Ergebnisse reicht von einem Scheitern der Verhandlungen - für Wirecard der Worst Case - bis hin zu möglichen Vereinbarungen über Veränderungen bei den Kreditkonditionen und den Covenants. Ergebnis offen…
Auch vom ausscheidenden Konzernchef Braun, für viele der entscheidende Kopf bei Wirecard, gibt es ein Statement zum Rücktritt, der im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat erfolgt sei. „Ich habe heute Morgen den Aufsichtsratsvorsitzenden über meine Entscheidung informiert. Das Vertrauen des Kapitalmarktes in das von mir seit 18 Jahren geführte Unternehmen ist tief erschüttert. Mit meiner Entscheidung respektiere ich, dass die Verantwortung für alle Geschäftsvorgänge beim CEO liegt. Wie den meisten von Ihnen bekannt ist, bin auch ich als Aktionär persönlich von den Ereignissen der letzten Tage, Wochen und Monate massiv betroffen. Ich danke all denen, mit denen ich Seite an Seite dieses Unternehmen aufbauen durfte und deren Vertrauen ich und andere genossen haben. Die Wirecard AG verfügt über ein ausgezeichnetes Geschäftsmodell, herausragende Technologie und ausreichende Ressourcen für eine großartige Zukunft. Diese Zukunft möchte ich nicht belasten”, so der scheidende Manager.