Wirecard: Hedgefonds lässt den Streit eskalieren - Strafanzeige nach KPMG-Audit
Die Staatsanwaltschaft in München bekommt erneut Arbeit in Sachen Wirecard. Grund ist eine Strafanzeige, die der Hedgefonds TCI Fund Management Limited nach eigenen Angaben vom Montag bei der Behörde gestellt hat. „Hintergrund hierfür ist, dass sich nach der Einschätzung von TCI aus dem von Wirecard am 28. April 2020 veröffentlichten KPMG-Bericht sowie aus öffentlicher Berichterstattung, unter anderem der Financial Times und der WirtschaftsWoche, Auffälligkeiten ergeben, die möglicherweise strafrechtlich relevant sind”, so TCI am Dienstag in einer Mitteilung.
Der Fonds gehört zu den größten Kritikern Wirecards, ist „short” in der Aktie des DAX-notierten Fintech-Unternehmens und lässt mit dieser Anzeige die Auseinandersetzung mit dem Payment-Anbieter weiter eskalieren. Im Fokus der nun gestellten Anzeige stehe der Kauf von Hermes I Tickets Pte. Ltd. in Indien durch Wirecard, dessen sogenanntes „Third-Party Acquiring-Geschäft”, das bereits seit Jahren in der Kritik steht, sowie die Vergabe von Krediten durch Wirecard im Rahmen des sogenannten „Merchant Cash Advance-Geschäfts”.
Die Strafanzeigen seien gegen „Verantwortliche der Wirecard AG” gestellt worden, so TCI am Dienstag. Welche konkreten Personen die Strafanzeige umfasst, teilt der Hedgefonds nicht mit.
An der Börse sorgt die Meldung von TCI für keine neuen Schockwellen bei der Wirecard Aktie. Aktuell notiert der DAX-Wert mit 1,49 Prozent im Minus bei 82,75 Euro, bisher pendelte das Papier im Tagesverlauf am Dienstag im XETRA-Handel zwischen 81,63 Euro und 85,78 Euro. Während damit bisher der gestrige Rebreak zurück über die wichtige charttechnische Signalmarke bei 79,68/81,38 Euro gehalten werden kann, kommt Wirecards Aktienkurs nach oben nicht entscheidend voran. Mehr dazu im heute Morgen veröffentlichten 4investors-Chartcheck zur Wirecard Aktie!
Vorgehen von Al Alam „unauffälliger Vorgang”
Gestern hatte Wirecard auf der eigenen Internetseite in der „Transparenz”-Rubrik noch einmal Stellung zu den jüngsten Vorgängen um den Dubai-Partner Al Alam Solutions Stellung genommen. Hier (kursiv gedruckt) der komplette Wortlaut der Meldung im Original:
„Die Wirecard AG ist überzeugt, dass es sich bei der am 11. Mai 2020 durch Al Alam öffentlich angezeigten Veränderung der Unternehmensstruktur um einen unauffälligen Vorgang handelt.
Im Rahmen von Gesprächen bei einem Ortstermin im März 2020 in den Geschäftsräumen des Unternehmens in Dubai mit dem geschäftsführenden Gesellschafter der Al Alam Solution Provider FZ LLC und in Anwesenheit von Mitgliedern des Sonderuntersuchungsteams der KPMG wurde dargelegt, dass das Unternehmen aufgrund von negativen Pressemeldungen ein Rebranding durchführt und den Unternehmenssitz innerhalb von Dubai verlegt habe. Die neufirmierte Gesellschaft verfüge über eine Lizenz und unterliege der Regulation durch die Vereinigten Arabischen Emirate.
Die Geschäftsbeziehung zwischen Wirecard und Al Alam besteht seit 2013. Wirecard geht von einer künftig unveränderten Eigentümerstruktur aus.”