Wirecard: Von wegen Shortsqueeze - nur was heißt das?
In den letzten Tagen war bei der Wirecard Aktie während der Erholungsbewegung immer wieder mal von einem angeblichen Shortsqueeze zu lesen. Doch dies scheint Wunschdenken gewesen zu sein und sich nicht in den Zahlen zu den Shortpositionen in dem DAX-notierten Papier niedergeschlagen zu haben. Zumindest lassen darauf die Daten schließen, die Ihor Dusaniwsky, Managing Director of Predictive Analytics bei der Finanzanalyse-Firma S3 Partners LLC, schon Ende der letzten Woche auf seinem twitter-Account veröffentlicht hat - hier ist der Original-Tweet zu sehen, der gerade rumgereicht wird in den deutschen Börsenmedien.
Die Zahlen sprechen gegen einen Short-Squeeze. Dusaniwskys Angaben zufolge seien weiter mehr als 24 Millionen Anteilscheine Wirecard „geshortet” und die Position der Shortseller habe sich trotz der hohen Buchverluste aufgrund des Kursanstiegs der Wirecard Aktie gerade einmal um etwas mehr als eine halbe Million reduziert.
So weit, so interessant, doch was sagen diese Zahlen nun? Zum einen: Verglichen mit dem Gesamtbestand leerverkaufter Wirecard Aktien verbietet es sich geradezu, hier von einem Shortsqueeze zu sprechen, der die jüngsten Erholungsbewegungen ausgelöst hat. Zum anderen: Es kann angesichts des starken short interests immer noch zu einem solchen Squeeze kommen, insbesondere wenn Wirecard gute Zahlen für 2019 vorlegt - erste Eckdaten könnten eventuell noch diese Woche bekannt gegeben werden - oder wenn in dem Report zum laufenden KPMG-Audit das Unternehmen klar von den Vorwürfen der Falschbilanzierung entlastet wird. Wirecard will und muss hier Transparenz zeigen - egal was die Untersuchungen bringen. Last, but not least: Die Shortseller liegen mit ihrer aktuellen Einschätzung richtig und Wirecards Aktienkurs fällt in der nächsten Zeit wieder - ausgelöst durch was auch immer.
Die Shortseller-Daten kann man also in beide Richtungen interpretieren. Das Problem: An der Börse rechnet man damit, dass der Report erst Ende des laufenden Quartals vorliegen wird. Bis dahin wird also noch einiges an Unsicherheit vorhanden sein. Die Shortseller selbst scheinen sich jedenfalls durch den jüngsten Kursanstieg nicht gerade groß irritieren zu lassen. Ob sie richtig liegen, werden die nächsten Wochen zeigen.