Wirecard-Aktie: „Bewertung spiegelt Wachstums- und Margenpotenzial überhaupt nicht wider”
Es dürfte für viele Anleger, die in der Wirecard-Aktie engagiert sind, ein enttäuschender Tag gewesen sein: Da hebt der Fintech-Konzern seine Prognose für 2025 deutlich an, und dennoch gerät der Aktienkurs massiv unter Druck. Zunächst hatte der DAX-Titel in einer positiven Reaktion noch 148,00 Euro erreicht, war dann aber bis auf 137,25 Euro gefallen und mit 4,64 Prozent Tagesminus bei 137,80 Euro aus dem Handel gegangen. Das hatten sich viele anders vorgestellt - sowohl charttechnisch als auch eher an den Fundamentaldaten orientierte Anleger.
Dass die Realität diese Hoffnungen einholte, war vor allem der erwarteten Entwicklung der operativen Gewinnspanne bei Wirecard zu „verdanken”. Das Unternehmen hatte die Umsatzprognose für 2025 von 10 Milliarden Euro auf 12 Milliarden Euro angehoben. Zugleich fiel die Anhebung der EBITDA-Prognose von 3,3 Milliarden Euro auf 3,8 Milliarden Euro prozentual aber schmaler aus. Ein Umstand, der einigen nicht schmeckte und der auch wieder Shortseller auf den Plan rief.
Aktuell kommt eine neue Expertenstimme dazu: Baader bestätigt erneut die Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 230 Euro für die Wirecard-Aktie - das hatten die Experten gestern in einer ersten Reaktion am Morgen nach der Anhebung der Prognose bereits getan. Nach dem Kapitalmarkttag des DAX-Konzerns am Nachmittag sieht sich das Analystenhaus in der Erwartung bestätigt, dass Wirecards EBITDA-Wachstum im Jahr 2018 und dem ersten Halbjahr 2019 kein Ausnahme war, sondern der Beginn eines neuen Trends. Die neue Prognose für das Jahr 2025 sei als konservativ einzustufen, heißt es. Für das süddeutsche Unternehmen wäre dies kein unübliches Vorgehen. Es zieht sich bei Wirecard fast schon wie ein roter Faden durch die letzte Zeit, dass man die Erwartungen häppchenweise immer wieder ein kleines Stück anhebt, statt große Schritte zu vollziehen.
„Die Bewertung spiegelt aus unserer Sicht das Wachstums- und Margenpotenzial des Unternehmens überhaupt nicht wider”, so letztlich das Fazit der Analysten zur Wirecard-Aktie. An der Börse dürften sich dem eine ganze Reihe von Analysten und Anlegern anschließen, dagegen stehen diverse eher zurückhaltende bis kritische Stimmen. Die Diskussionen um Wirecard dürften damit kaum verstummen. Heute und in den kommenden Tagen ist mit einer Vielzahl von Analystenstimmen zu rechnen. Viele werden ihre hohen Kursziele bestätigen. Interessant wird sein, wie das Lager der Kritiker den gestrigen Tag bewertet,
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf die charttechnische Lage bei dem Anteilschein des Fintech-Konzerns. Schon am Freitag fiel der Aktienkurs des Unternehmens bis auf 137,05 Euro zurück, um hier zur Gegenbewegung nach oben anzusetzen. Diese war sicherlich auch spekulativer Natur wegen des gestrigen Kapitalmarkttags - ein Faktor, der in der aktuellen Situation wegfällt, denn diese Karten liegen nun auf dem Tisch. Aktuelle Indikationen für die Wirecard-Aktie notieren bei 139,05/139,35 Euro, damit spürbar über dem gestrigen Tagestief und Schlusskurs. Möglich also, dass sich die Entwicklung wiederholt. Zwischen 139,35 Euro und 140,60 Euro dürfte Wirecards Aktienkurs auf erste charttechnische Hürden treffen.
Mehr zur Entwicklung der Wirecard-Aktie und zu Stimmen zum gestrigen Kapitalmarkttag lesen Sie im Tagesverlauf auf 4investors.