Wirecard Aktie: Umsätze gefälscht? Konzern bestreitet neue Whistleblower-Enthüllungen der „FT”

Die „Financial Times” (FT) hat nach ihrem Umstrittenen Artikel zu Wirecard vom Mittwoch am Freitagnachmittag einen weiteren kritischen Bericht zum DAX-notierten FinTech-Konzern veröffentlicht. Wie schon am Mittwoch gerät die Aktie von Wirecard quasi in der Minute, in der der Bericht publiziert wird, unter erneut hohen Umsätzen heftig unter Druck - auffällige Entwicklungen, die die Behörden schon am Mittwoch beschäftigt haben. Im Handelsverlauf stürzt der Aktienkurs der Süddeutschen zunächst auf 122,25 Euro ab, unterschreitet damit zwar das vorherige Baissetief bei 124,40 Euro, doch der Aktienkurs kann sich anschließend zunächst wieder erholen und die Verluste verkleinern. Die Erholung wird von einem zweiten Kurssturz abgelöst. Aktuell notiert die Wirecard Aktie bei 109,60 Euro auf Tagestief mit 24,26 Prozent im Minus. Am Mittwoch war Wirecards Aktienkurs auf 126,00 Euro abgestürzt, erholte sich anschließend aber schnell wieder bis auf 151,40/152,70 Euro.
Erneut bezieht sich die „Financial Times” bei ihrem Bericht auf Dokumente externer Quellen, die man eingesehen habe und die Wirecard in einem schlechten Licht darstellen. Im Fokus steht bei dem heute erschienenen Beitrag ein vorläufiger Bericht einer Anwaltskanzlei zu Vorgängen im Asien-Geschäft des Unternehmens, die Grundlage einer Präsentation vor dem Wirecard-Topmanagement gewesen sein soll. Über diese hatte die „FT” bereits am Mittwoch berichtet - der Beitrag löste den postwendenden Kurssturz der Wirecard Aktie am selben Tag aus. Den Bericht soll Wirecard bei der Anwaltskanzlei selbst in Auftrag gegeben haben.
„FT”-Bericht spricht von Straftaten unter anderem in Singapur und Deutschland
Im Bericht zu den Untersuchungen der Anwaltskanzlei Rajah & Tann soll von Beweisen für schwere Delikte im Bereich der Fälschung von Konten und Dokumenten die Rede sein. Die Verstöße sollen unter anderem unter die Sektion 477a des Strafgesetzbuches von Singapur fallen. Von dem Land aus steuert Wirecard die stark wachsenden Asien-Aktivitäten. Laut „FT”-Bericht sollen die Fälschungen gemäß den Darstellungen der Anwaltskanzlei vorsätzlich erfolgt sein, was den Verdacht errege, dass sie andere Straftaten verdecken sollen - erwähnt werden unter anderem Geldwäsche und Veruntreuung. In insgesamt fünf Staaten sollen - so die „FT” - von den Anwälten Verstöße nachgewiesen worden sein - darunter auch in Deutschland.
Laut Bericht solle die Konzernmuttergesellschaft haftbar sein, wenn diese konspirativ mit der asiatischen Tochtergesellschaft gemeinsam agiert habe.
Wirecard bezeichnet Bericht als verleumderisch
Wirecard selbst hat am Freitagnachmittag schon kurz nach Erscheinen des Berichts reagiert und bezeichnet diesen in einem kurzen Statement als falsch, irreführend und verleumderisch.
Ob die „FT” mit dem zweiten Bericht ihr Pulver gegen Wirecard schon verschossen hat, muss bezweifelt werden. Die Zeitung spricht in ihrer Onlineausgabe von einem ganzen Bündel interner Dokumente, die sie von einem Whistleblower erhalten haben will. Die Dokumente sollen Hinweise darauf liefern, dass Umsätze unter dem Verdacht stehen gefälscht zu sein - es seien erfundene und zurückdatierte Verträge genutzt worden, behauptet die Zeitung.