Wirecard: Die großen Kunden laufen davon - Aktie bricht ein
Für Wirecards Insolvenzverwalter Michael Jaffé dürften die aktuellen Schlagzeilen aus dem Kundenkreis des insolventen Payment-Dienstleisters alles andere als gute Nachrichten sein, denn den Aschheimern laufen langsam die Großkunden und Partner davon. Softbank will die erst einige Monate alte Kooperation kündigen, die Allianz mottet eine von Wirecard betriebene App ein und mittlerweile setzt auch Großkunde Aldi Süd auf Angebote der Konkurrenz. „Die Abwicklung von Kreditkartenzahlungen bei Aldi Süd erfolgt seit 1. Juli über die Payone GmbH”, teilt der Einzelhandelsriese mit. Mit der Wirecard Bank arbeitet der Lebensmittel-Discounter nur noch im Bereich der Aldi-Geschenkkarte zusammen.
Zwar hat Wirecard zuletzt immer wieder betont, dass die Wirecard Bank AG nicht insolvent sei - die BaFin hat einen „Aufpasser” in der Bank platziert. Die Reaktionen der Großkunden, national wie auch international, sind aber ein deutlicher Fingerzeig, dass man in Wirecards Kundenkreis keine Risiken einzugehen bereit ist, was die Abwicklung elektronischer Zahlungen angeht. Der zunehmend stärker werdende Kundenschwund wird auch einen Verkauf der Wirecard Bank zunehmend schwieriger machen - einer der zentralen Punkte für den vorläufigen Insolvenzverwalter, um eine möglichst hohe Quote für die Gläubiger rauszuschlagen. Völlig unbekannt ist derzeit, wie viel Geld beim Angebot „boon.planet” der Wirecard Bank abfließt. Die Süddeutschen hatten in der Neunmonatsbilanz mehr als 1,7 Milliarden Euro an Bankeinlagen von Kunden ausgewiesen, das man mit vergleichsweise hohen Zinsversprechen von 0,75 Prozent geködert hatte.
Neben einem Bankenkonsortium, dem unter anderem die Commerzbank und - mit geringerem Engagement - auch die Deutsche Bank angehören, stehen unter anderem auch die Eigentümer der Wirecard Anleihe auf dieser Liste - aktuell notiert diese nur noch bei 17,56 Prozent vom Nennwert. Auch die Wirecard Aktie steht nach den spekulativen Exzessen der letzten Tage wieder deutlich unter Druck. Nach einem Kursanstieg vom bisherigen Crash-Tief bei 1,08 Euro auf knapp 9,20 Euro, die am Dienstag erreicht wurden, werden heute Aktienkurse zwischen 3,05 Euro und 4,09 Euro notiert. Aktuell pendelt Wirecards Aktienkurs mit mehr als 30 Prozent im Minus im Bereich um 3,32 Euro. An der Börse wird der insolvente Skandal-Konzern damit trotzdem weiter mit 410 Millionen Euro bewertet.