Wirecard: Die indische Affäre – Anhörung vor dem High Court in London
Die Investorenwelt blickt bei Wirecard auf den morgigen Donnerstag. Dann will der DAX-Konzern endlich seinen Jahresbericht 2019 vorlegen. Viele Investoren sind gespannt auf die Äußerungen der Wirtschaftsprüfer von EY. Die Frage steht im Raum, ob es irgendwelche Beanstandungen gibt. Der Markt ist in dieser Hinsicht gespalten.
Fast untergegangen ist vor diesem wichtigen Termin ein anderer Termin von Wirecard. Dieser spielte sich am gestrigen Dienstag in London vor dem High Court ab. Es geht dabei um die immer wieder hochkochenden Ereignisse rund um eine Übernahme in Indien. Die Besitzer der indischen Company Hermes haben diese im Herbst 2015 für 36 Millionen Euro an einen Fonds auf Mauritius verkauft. Nur einen Monat später übernahm Wirecard Hermes für 326 Millionen Euro. Die Hintergründe sind weiter teils unklar, die Preisgestaltung ebenso, auch zu den Hintermännern gibt es Fragezeichen.
All dies war gestern Thema einer Anhörung vor dem britischen Gericht, wie die „FT“ berichtet. Dort ist eine Betrugsklage gegen Wirecard anhängig. Frühere Minderheitsanteilseigner von Hermes sind nicht sicher, ob bei dem Verkauf alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Sie halten eine Verschwörung für möglich. Einiges bei den Deals erscheint ihnen und ihren britischen Anwälten verdächtig.
Wirecard hingegen bestreitet jede Art des Fehlverhaltens. Wie die „FT“ berichtet, sieht Wirecard die Vorwürfe als übertrieben an, es gebe keine dokumentarische Grundlage.
Mit einer Klage gegen die früheren Hauptanteilseigner von Hermes sind die Minderheitsbeteiligten im vergangenen Jahr bereits vor einem britischen Gericht gescheitert. Jetzt hält man sich an Wirecard. Ob diese Klage Erfolg hat, kann nicht gesagt werden. Bei der virtuellen Anhörung fordert Wirecard die Abweisung der Betrugsklage. Der zuständige Richter am High Court hat alle Seiten angehört. Er will seine Entscheidung in den kommenden zwei Wochen verkünden.