Wirecard Aktie: Wenn gut nicht gut genug ist…

Die ersten Reaktionen an der Frankfurter Börse auf Wirecards Zahlen für 2019 fallen interessant aus. Nach einem kurzen Rückschlag bei den Indikationen für Wirecards Aktienkurs unmittelbar nach der Veröffentlichung der News haben diese sich mittlerweile wieder erholt und liegen oberhalb von 144 Euro. Möglich also, dass der DAX-notierte Fintech-Wert sich erneut an einem Ausbruch über die charttechnischen Widerstände am Bereich bei 145,15 Euro versuchen wird. Die letzten drei Tageshochs liegen zwischen 144,40 Euro und 144,75 Euro - das zeigt, dass der jüngste Break der Wirecard Aktie über das vorherige Erholungshoch bei 143,05 Euro keine neue durchgreifende Aufwärtsdynamik entfacht hat - zumindest bisher.
Auffällig ist zudem, dass die Wirecard Aktie erneut einen kurzen „Dip” schnell kompensieren konnte. Gestern ging es aus dem Nichts auf 135,80 Euro nach unten und mit 143,90 Euro dann wieder aus dem XETRA-Handel. Heute Morgen wurden zwischenzeitliche Verluste im frühen Tradegate-Handel auf bis zu 138,10 Euro ebenfalls schnell wieder ausgeglichen. Ob hier gezielte Shortseller-Attacken erfolgten im Umfeld der Zahlen, die diese beiden „Dips” verursachten, bleibt aufzuklären.
Die erste enttäuschte Reaktion im heutigen Handel ließe sich aber durchaus auch anders erklären. Zum einen dürfte der eine oder andere Anleger an der Frankfurter Börse von Wirecard etwas mehr erwartet haben als die gelieferten EBITDA-Zahlen. Wirecard hatte zwischen 765 Millionen Euro und 815 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Es wurden schließlich, bereinigt um Sonderaufwendungen für Prüfungs- und Beratungs- sowie Rechtsberatungsleistungen im vierten Quartal 2019, 794 Millionen Euro. Wer darauf spekuliert hatte, dass Wirecard die Prognosen übertreffen werde und es deshalb zu einer positiven Kursreaktion komme, könnte da auf den Verkaufsknopf gedrückt haben. Gut war da offensichtlich nicht gut genug.
Doch da ist noch ein anderer Faktor, der an der Börse auf Interesse stößt und hinter der negativen ersten Reaktion stecken könnte: Wirecards Marge. Schon im Vorfeld hatten Analysten betont, dass der Entwicklung der Gewinnspanne bei Wirecard besonderes Augenmerk zuteil kommen werde. Rückschläge bzw. unterproportionale Entwicklungen zum Umsatz sind hier nicht gern gesehen. Nun sind die Zahlen da und zeigen, dass die EBITDA-Marge im vierten Quartal mit 41 Prozent etwas schwächer gestiegen ist als der Umsatz mit 46 Prozent. Umfangreichere Details zur Entwicklung der Marge hat Wirecard heute aber nicht genannt - diese Einblicke werden aber für Analysten bei der Beurteilung möglicherweise die entscheidenden Informationen werden, denn es ist vor allem Wirecards organische Margenentwicklung, die an der Börse das größte Interesse auf sich zieht.