Anleger verschreckt von den Notenbanken - Börsen-Ausblick mit EZB, Fed, Metro - Nord LB
Die strikten Corona-Maßnahmen haben die Wirtschaftstätigkeit in China im November beeinträchtigt. Die chinesische Industrieproduktion legte auf Jahressicht zwar um 2,2% zu, verlangsamte sich aber gegenüber dem Oktober-Wert (+5%) unerwartet deutlich. Die Einzelhandelsumsätze fielen auf Jahressicht um 5,9% (Okt.: -0,5%), Ökonomen hatten -3,7% prognostiziert. Der Preisauftrieb im dt. Großhandel hat im November weiter nachgelassen. Die Preise sanken um 0,9% gegenüber dem Vormonat und lagen um 14,9% (Okt.: +17,4%, Sept.: +19,9%) höher als im Vorjahr. Wie schon seit Monaten sind es hauptsächlich Mineralölerzeugnisse und Vorprodukte, die den hohen Anstieg der Großhandelspreise im Vorjahresvergleich verursachen.
Die EZB hat auf Ihrer Sitzung das Zinserhöhungstempo leicht gedrosselt, bleibt ansonsten aber sehr hawkish. Mit dem Beschluss, die Leitzinsen nur um 50 Bp anzuheben, befindet sich die EZB nach den Entscheidungen der Fed, der Schweizer Nationalbank und der Bank of England in guter Gesellschaft. Zugleich hat die EZB für März den Start eines Tapering im Rahmen des APP verkündet. Die aktualisierten Projektionen sehen den Inflationsdruck nun als noch hartnäckiger und langwieriger an, weshalb die EZB einen sehr hawkishen Ausblick gegeben hat. Demnach müssten die Zinsen „noch deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo steigen“, um eine zeitnahe Rückkehr zum Stabilitätsziel zu erreichen. Die Tempoverlangsamung darf somit nicht missverstanden werden als baldiges Ende der Zinserhöhungen. Bei den Leitzinsen hat die EZB das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht!
Die US-Einzelhandelsumsätze haben sich im November deutlicher abgeschwächt und sind in Zahlen gesprochen um 0,6% M/M gefallen. Diese am aktuellen Rand zu beobachtende Entwicklung ist natürlich vor allem das Resultat einer Gegenbewegung nach starken Zahlen im Vormonat. Allerdings scheint die Kombination von hohen Preisen und gestiegenen Zinsen inzwischen doch zu einer Belastung für den US-Konsumenten zu werden. Noch hilft die erfreuliche Lage am Arbeitsmarkt zwar, die Wolken über der US-Konjunktur beginnen jedoch, sich nach und nach zu verdunkeln. Dies sollte das FOMC nicht aus dem Auge verlieren.
Ausblick
Nach den Notenbankorgien der letzten 36 Stunden und der Veröffentlichungen höchst marktrelevanter Konjunkturdaten ist heute eigentlich erstmal wieder Analyse der Geschehnisse und mit den neuen Erkenntnissen auch mal Durchatmen angesagt. Die Aufmerksamkeit heute richtet sich ansonsten hauptsächlich auf die Unternehmensumfragen von S&P (vormals Markit PMIs) aus den verschiedenen Ländern. Bei diesen vorläufigen Zahlen bereits für den Berichtsmonat Dezember dürften sich überwiegend Stabilisierungen auf den bereits erreichten niedrigen Niveaus zwischen 46 und 49 Punkten ergeben haben. Diese Ergebnisse deuten auf zu erwartendes Nullwachstum in den einzelnen Regionen in den kommenden Monaten hin.
Renten- und Aktienmärkte
Der Zinsentscheid u. die falkenhaften Aussagen der EZB zur weiteren Vorgehensweise haben dt. Staatsanleihen sinken lassen. Schwächere Konjunkturdaten haben US-Treasuries begünstigt.
Die EZB lässt nicht locker und hat weitere Zinserhöhungen sowie eine Rückführung der Anleihebestände angekündigt. Deutsche Aktien gaben daraufhin deutlich nach. DAX -3,28%, MDAX -2,27%, TecDAX -3,29%. Die Aussicht auf weiter steigende Zinsen hat die Anleger verschreckt und zu Kursverlusten an der Wall Street geführt. Dow Jones -2,25%, S&P-500 -2,49%, Nasdaq-Comp. -3,23%.
Unternehmen
Belastungen und Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg haben dazu geführt, dass Metro (WKN: BFB001, ISIN: DE000BFB0019, Chart, News) den Verlust ausgeweitet hat. Nach Steuern und Dritten betrug das Minus im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 (30.09.) 331 (-45) Mio. EUR. Beim bereinigten EBITDA erwirtschaftete der Konzern 1,389 (1,171) Mrd. EUR. Das Unternehmen will im laufenden Jahr wieder zu Gewinnen und Dividendenausschüttungen zurückkehren, rechnet aber mit einer Verlangsamung des Umsatzwachstums und mit einem Rückgang beim bereinigten EBITDA.
Devisen und Rohstoffe
Die hawkishen EZB-Aussagen haben dem Euro zunächst Kursgewinne beschert, die aber nicht gehalten werden konnten.
Die Teilreparatur der wichtigen Keystone-Pipeline und die jüngsten Beschlüsse der Notenbanken haben die Ölpreise belastet.
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