Börse am Morgen: Mitsubishi, Nvidia, RWE - Nord LB Marktbericht
Die Lohnstückkosten in der dt. Industrie lagen einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zufolge im vergangenen Jahr rd. 22% höher als der Schnitt von insgesamt 27 untersuchten Industriestaaten. Explizit wird in der Analyse die außereuropäische Konkurrenz genannt. Die USA weisen 32% niedrigere Lohnstückkosten aus, bei Japan sind es 24% weniger. Positiv zu würdigen ist indes die hohe dt. Produktivität. Von den großen Industriestaaten wird Deutschland hier nur von den Vereinigten Staaten übertroffen. Ein brisanter Effekt bei den schon rd. einem Fünftel höheren Lohnstückkosten geht vom weiter anhaltenden Fachkräftemangel aus. Christoph Schröder (Autor der Studie): „Der Fachkräftemangel treibt die Löhne weiter nach oben … und die Kosten am Standort Deutschland dürften in den kommenden Jahren weiter steigen“. Konsequenz: Die Wettbewerbsfähigkeit sinkt.
In diesem Umfeld trüben Sorgen um den Arbeitsplatz (trotz eines Mangels an Fachkräften) die Verbraucherstimmung der Deutschen ein. Mit einer Verringerung um 1,9 Zähler auf minus 23,6 Punkten sinkt das GfK-Konsumklima-Barometer im September den dritten Monat in Folge. Auch bei den Einkommensaussichten geht es nach zuvor fünf Anstiegen in Serie wieder bergab (auf 4,1 Punkte; das ist der tiefste Wert seit März 2025).
Neben den Verbrauchern blickt auch die Bundesagentur für Arbeit skeptisch in die Zukunft (BA). Unternehmen reduzieren nämlich (auch hier trotz Fachkräftemangel) aufgrund der anhaltenden schwachen Konjunktur stetig Arbeitsplätze. Die BA erwartet für den August erstmals seit 10 Jahren wieder mehr als drei Millionen Arbeitslose. Das ifo-Beschäftigungsbarometer unterstreicht diese Faktenlage. Für den Monat August kommt es auch hier zu einem Rückgang auf 93,8 Punkten.
Tagesausblick
Die EU-Kommission liefert am späten Vormittag mit den August-Daten zu den monatlich erhobenen Stimmungsindikatoren eine Bandbreite an neuen Signalen zur konjunkt. Lage im gemeinsamen Währungsraum. In den USA stehen zwar BIP- und PCE-Daten für Q2 zur Veröffentlichung an, allerdings handelt es sich hier nur um Revisionen. Ein Auge werden Beobachter trotzdem darauf werfen wollen, schließlich haben jüngst größere Revisionen bei Konjunkturdaten dies- und jenseits des Atlantiks für Gesprächsstoff gesorgt. Von geldpol. Seite wird der Handelstag mit einem Redebeitrag des Fed-Offiziellen Barkin flankiert.
Renten- und Aktienmärkte
Der durch die politische Unsicherheit induzierte Ausverkauf beim CAC40 (insbesondere franz. Bankaktien standen in dieser Woche unter Druck) hat sich zur Wochenmitte etwas entschärft. Der Markt für europ. Staatsanleihen hebt aber weiter warnend den Zeigefinger. Renditen 10-jähriger franz. Staatsanleihen (OATs) handeln immer noch im Fahrwasser ihrer ital. Pendants. Der ITFR-Rendite-Spread lügt nicht. Mit nur noch rd. 6 Basispunkten Unterschied fordern Investoren vom franz. Staat (im Vergleich zu Italien) relativ gesehen so hohe Risikoprämien wie zuletzt 2003. DAX -0,44%; MDAX -1,10%; TecDAX -0,26%.
In den USA warteten die Investoren an der Wall Street gestern fieberhaft auf die Ergebnisse des Chip-Riesen Nvidia und trauten sich daher vorab nicht so richtig aus der Deckung. Die Nvidia-Zahlen waren eigentlich hervorragend, nur der China-Ausblick belastet. Dow +0,32%; S&P 500 +0,24%; Nasdaq Comp. +0 21%.
Unternehmen
RWE nimmt bislang doch noch keine Abschreibungen auf sein US-amerikanisches Offshore-Windprojekt vor. Via dem Projekt Community Offshore Wind (in Zusammenarbeit mit dem britischen Netzbetreiber National Grid) sollte ursprünglich Windkraftstrom vor der Nordostküste der USA für Kunden im Bundesstaat New York produziert werden. Das Projekt (Größenordnung EUR 800 Mio.) liegt jetzt laut RWE-Vorstandschef Markus Krebber „auf Eis … wir warten auf die nächste Regierung“. Präsident Trump ist bekanntlich ein großer Gegner von Offshore-Windenergie.
Neben RWE zieht sich auch Mitsubishi aus drei großen Offshore-Windkraftprojekten zurück. Mitsubishi nimmt Abstand von der Installation über 1,76GW auf hoher See in Japan. Als Gründe für den Rückzug werden eine anhaltende Inflation, angespannte Lieferketten, Kostensteigerungen und schwankende Zinssätze genannt. Mitsubishi befindet sich hier in guter Gesellschaft. Schon im vergangenen Jahr hatte sich der dänische Konzern Ørsted von der jap. Offshore-Windkraft verabschiedet. Auch der Ölriese Shell reduzierte erst kürzlich sein jap. Offshore-Team.
Devisen
Der USD war gestern aufgrund der franz. Turbulenzen gefragt.
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