Silber über 51 USD: Londoner Markt erlebt Short Squeeze historischen Ausmaßes
Der Londoner Silbermarkt steht Kopf: Ein massiver Short Squeeze hat den Silberpreis zeitweise über die Marke von 50 US-Dollar je Unze getrieben – erst zum zweiten Mal in der Geschichte. In der britischen Hauptstadt notiert Spot-Silber derzeit deutlich über den Preisen in New York, die Liquidität gilt als ausgedünnt, und Marktteilnehmer berichten von stark gestiegenen Leih- und Finanzierungskosten für physisches Metall. Die Dynamik weckt Erinnerungen an den legendären Preissprung von 1980, als die Hunt-Brüder versuchten, den Markt zu dominieren – auch wenn es heute keinen einzelnen Akteur gibt, der den Markt „beherrschen“ würde.
Was treibt den Short Squeeze bei Silber?
Nach Einschätzung von Händlern und Analysten trifft bei Silber eine ungewöhnliche Gemengelage zusammen. Zum einen hat eine breite Flucht in Edelmetalle – also in Gold und Silber – eingesetzt. Auslöser sind vor allem Sorgen über wachsende Staatsschulden in den Industrieländern und die Entwertung von Währungen. Diese Strömung hat sich durch den Haushaltsstreit und die zuletzt eskalierte Etat-Blockade in den USA noch verstärkt. Silber profitiert in solchen Phasen sowohl von seinem Status als Geldmetall als auch von seiner industriellen Nutzung.
Zum anderen wirken spezifische Faktoren des Silbermarkts. Händler verweisen auf einen sprunghaften Nachfrageanstieg aus Indien in den vergangenen Wochen. Parallel schrumpft das Angebot an frei verfügbaren Barren, die den täglichen Handel in London stützen. Der traditionell zentrale Lagerstandort verfügt zwar über Hunderte Millionen Unzen in Tresoren, doch ein großer Teil dieser Bestände ist gebunden – etwa in ETFs oder langfristigen Verwahrungen – und steht der kurzfristigen Liquidität nicht zur Verfügung. In den vergangenen Jahren haben zudem Angebotsdefizite den Puffer schrumpfen lassen: Die Minenförderung hielt nicht Schritt mit der Nachfrage aus Investment und Industrie, darunter Anwendungen in der Solarindustrie, Elektronik und Medizintechnik.
Hinzu kommt dieses Jahr ein verstärkter Abfluss von Metall in die USA – ausgelöst durch die Furcht vor möglichen Handelsbarrieren. Laut Marktberechnungen sind die in London verfügbaren „freien“ Bestände seit Mitte 2019 von über 850 Millionen auf rund 200 Millionen Unzen gefallen; seit Mitte 2021 entspricht das einem Rückgang um etwa ein Drittel. Diese Verknappung macht den Markt anfällig für Engpässe – und damit für Preissprünge wie den aktuellen.
Londoner Prämien, knappe Logistik: Silber fliegt im Frachtraum über den Atlantik
Ein sichtbares Symptom des Short Squeeze sind die stark gestiegenen London-Prämien gegenüber New York. Wer Spot-Silber in London leerverkauft hat und nicht rechtzeitig Barren beschaffen kann, muss Positionen „rollen“ – also auf spätere Fälligkeiten verschieben – und dafür teils erhebliche Leihsätze bezahlen. Marktteilnehmer sprechen von einer Situation, in der die übliche Liquidität praktisch versiegt ist.
Die Preisunterschiede zwischen den Handelsplätzen sind so ausgeprägt, dass einige Händler ungewöhnliche Logistikwege nutzen: Um die London-Prämien mitzunehmen, werden aktuell Frachträume auf Transatlantikflügen für schwere Silberbarren gebucht – ein Transport, der normalerweise Gold vorbehalten ist, weil sich die höheren Kosten pro Gewichtseinheit dort eher rechnen. Dass nun auch Silber die Luftbrücke nimmt, unterstreicht die Heftigkeit der Marktverwerfungen. Die physische Infrastruktur – von Tresoren über gesicherte Lkws bis zu Frachtkapazitäten – arbeitet damit an der Kapazitätsgrenze, was die Spannungen zusätzlich verlängern kann.
Historischer Kontext: Parallelen zu 1980, aber andere Ursachen
Der Sprung des Silber-Preises über 50 US-Dollar je Unze erinnert an 1980, als eine Spekulationswelle rund um die Hunt-Brüder den Markt an den Rand des Kontrollverlusts brachte. Heute jedoch verweisen Händler und Analysten nicht auf eine einzelne Marktpartei, sondern auf einen Cocktail aus makroökonomischer Unsicherheit, strukturell knapper physischer Liquidität und kurzfristigen Nachfrageimpulsen – etwa aus Indien und den USA. In mancher Hinsicht wirkt die Lage sogar zugespitzter: Die freie Handelsware in London ist deutlich kleiner als noch vor einigen Jahren, wodurch Preisprämien und Leihsätze leichter eskalieren.
Risikohinweis & Disclaimer
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III. Interessenkonflikte
Gemäß §34b WpHG und §48f Abs. 5 BörseG (Österreich) weisen wir darauf hin, dass die GOLDINVEST Consulting GmbH sowie ihre Partner, Auftraggeber oder Mitarbeiter Aktien der oben genannten Unternehmen halten. Zudem besteht ein Beratungs- oder sonstiger Dienstleistungsvertrag zwischen diesen Unternehmen und der GOLDINVEST Consulting GmbH, und es ist möglich, dass die GOLDINVEST Consulting GmbH jederzeit Aktien dieser Unternehmen kauft oder verkauft. Diese Umstände können zu Interessenkonflikten führen, da die oben genannten Unternehmen die GOLDINVEST Consulting GmbH für die Berichterstattung entlohnen.
Für Investoren, Verarbeiter und Händler bedeutet das Umfeld erhöhte Unsicherheit. Spreads zwischen Handelsplätzen, Verfügbarkeiten von Barren mit London-Good-Delivery-Spezifikation und die Kosten des Metallverleihs (Lease Rates) rücken stärker in den Fokus. Zugleich bleibt Silber ein Zwitter: Es reagiert auf makroökonomische Treiber wie Inflationserwartungen und Wechselkurse, aber ebenso auf den industriellen Zyklus – etwa die Nachfrage nach Photovoltaik, wo Silber als Leitmetall in Solarzellen benötigt wird.
Wie es weitergeht, hängt von mehreren Faktoren ab. Entscheidend ist, ob und wie schnell die Londoner Bestände an „freiem“ Metall wieder anwachsen – beispielsweise durch Zuflüsse aus ETFs oder durch Umlenkung physischer Ware aus anderen Regionen. Ebenso wichtig ist die Entwicklung der Nachfrage in Schlüsselmärkten wie Indien sowie die handelspolitische Lage zwischen den USA und wichtigen Exportländern. Sollten sich die Prämien zwischen London und New York normalisieren und die Leihsätze zurückkommen, könnte sich die Lage entspannen. Bleiben Logistik und Bestände jedoch eng, bleibt auch die Volatilität beim Silberpreis hoch.
Was treibt den Short Squeeze bei Silber?
Nach Einschätzung von Händlern und Analysten trifft bei Silber eine ungewöhnliche Gemengelage zusammen. Zum einen hat eine breite Flucht in Edelmetalle – also in Gold und Silber – eingesetzt. Auslöser sind vor allem Sorgen über wachsende Staatsschulden in den Industrieländern und die Entwertung von Währungen. Diese Strömung hat sich durch den Haushaltsstreit und die zuletzt eskalierte Etat-Blockade in den USA noch verstärkt. Silber profitiert in solchen Phasen sowohl von seinem Status als Geldmetall als auch von seiner industriellen Nutzung.
Zum anderen wirken spezifische Faktoren des Silbermarkts. Händler verweisen auf einen sprunghaften Nachfrageanstieg aus Indien in den vergangenen Wochen. Parallel schrumpft das Angebot an frei verfügbaren Barren, die den täglichen Handel in London stützen. Der traditionell zentrale Lagerstandort verfügt zwar über Hunderte Millionen Unzen in Tresoren, doch ein großer Teil dieser Bestände ist gebunden – etwa in ETFs oder langfristigen Verwahrungen – und steht der kurzfristigen Liquidität nicht zur Verfügung. In den vergangenen Jahren haben zudem Angebotsdefizite den Puffer schrumpfen lassen: Die Minenförderung hielt nicht Schritt mit der Nachfrage aus Investment und Industrie, darunter Anwendungen in der Solarindustrie, Elektronik und Medizintechnik.
Hinzu kommt dieses Jahr ein verstärkter Abfluss von Metall in die USA – ausgelöst durch die Furcht vor möglichen Handelsbarrieren. Laut Marktberechnungen sind die in London verfügbaren „freien“ Bestände seit Mitte 2019 von über 850 Millionen auf rund 200 Millionen Unzen gefallen; seit Mitte 2021 entspricht das einem Rückgang um etwa ein Drittel. Diese Verknappung macht den Markt anfällig für Engpässe – und damit für Preissprünge wie den aktuellen.
Londoner Prämien, knappe Logistik: Silber fliegt im Frachtraum über den Atlantik
Ein sichtbares Symptom des Short Squeeze sind die stark gestiegenen London-Prämien gegenüber New York. Wer Spot-Silber in London leerverkauft hat und nicht rechtzeitig Barren beschaffen kann, muss Positionen „rollen“ – also auf spätere Fälligkeiten verschieben – und dafür teils erhebliche Leihsätze bezahlen. Marktteilnehmer sprechen von einer Situation, in der die übliche Liquidität praktisch versiegt ist.
Die Preisunterschiede zwischen den Handelsplätzen sind so ausgeprägt, dass einige Händler ungewöhnliche Logistikwege nutzen: Um die London-Prämien mitzunehmen, werden aktuell Frachträume auf Transatlantikflügen für schwere Silberbarren gebucht – ein Transport, der normalerweise Gold vorbehalten ist, weil sich die höheren Kosten pro Gewichtseinheit dort eher rechnen. Dass nun auch Silber die Luftbrücke nimmt, unterstreicht die Heftigkeit der Marktverwerfungen. Die physische Infrastruktur – von Tresoren über gesicherte Lkws bis zu Frachtkapazitäten – arbeitet damit an der Kapazitätsgrenze, was die Spannungen zusätzlich verlängern kann.
Historischer Kontext: Parallelen zu 1980, aber andere Ursachen
Der Sprung des Silber-Preises über 50 US-Dollar je Unze erinnert an 1980, als eine Spekulationswelle rund um die Hunt-Brüder den Markt an den Rand des Kontrollverlusts brachte. Heute jedoch verweisen Händler und Analysten nicht auf eine einzelne Marktpartei, sondern auf einen Cocktail aus makroökonomischer Unsicherheit, strukturell knapper physischer Liquidität und kurzfristigen Nachfrageimpulsen – etwa aus Indien und den USA. In mancher Hinsicht wirkt die Lage sogar zugespitzter: Die freie Handelsware in London ist deutlich kleiner als noch vor einigen Jahren, wodurch Preisprämien und Leihsätze leichter eskalieren.
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Wie es weitergeht, hängt von mehreren Faktoren ab. Entscheidend ist, ob und wie schnell die Londoner Bestände an „freiem“ Metall wieder anwachsen – beispielsweise durch Zuflüsse aus ETFs oder durch Umlenkung physischer Ware aus anderen Regionen. Ebenso wichtig ist die Entwicklung der Nachfrage in Schlüsselmärkten wie Indien sowie die handelspolitische Lage zwischen den USA und wichtigen Exportländern. Sollten sich die Prämien zwischen London und New York normalisieren und die Leihsätze zurückkommen, könnte sich die Lage entspannen. Bleiben Logistik und Bestände jedoch eng, bleibt auch die Volatilität beim Silberpreis hoch.