Epigenomics sucht den Retter: Was fehlt, ist Geld
Steht Epigenomics vor einer Übernahme? Man prüfe den Markt für einen möglichen Verkauf des Unternehmens im Wege eines Share Deals, teilt das Berliner Biotech-Unternehmen am Donnerstag mit. Es soll mehrere Interessenten geben, heißt es. Epigenomics hat nach eigenen Angaben eine Investmentbank mandatiert, die den Vorgang beratend begleiten soll. Die Aktivitäten sind eine Folge der schwierigen Situation, in die das Unternehmen aufgrund der jüngsten negativen Erstattungsentscheidung für ihr Hauptprodukt Epi proColon durch die staatliche US-amerikanischen Krankenversicherung Centers for Medicare and Medicaid Services geraten ist.
Die Zahlen für das Jahr 2020, die Epigenomics heute bekannt gegeben hat, zeigen die schwierige Situation. Der Umsatz ist von 1,1 Millionen Euro auf 0,8 Millionen Euro gefallen. Auf bereinigter EBITDA-Basis fiel ein Verlust von 10,5 Millionen Euro an nach 13,3 Millionen Euro im Jahr 2019. Unter dem Strich hat Epigenomics den Verlust von 17 Millionen Euro auf 11,7 Millionen Euro gesenkt, bleibt aber tief in den roten Zahlen. Besserung ist nicht in Sicht: Für 2021 erwartet die Gesellschaft einen Umsatz zwischen 0,4 Millionen Euro und 1,0 Millionen Euro sowie einen Verlust auf EBITDA-Basis zwischen 7 Millionen Euro und 9 Millionen Euro.
Ein weiteres, nur kurzfristig entschärftes Problem ist die Liquiditätslage: „Auf der Basis des Geschäftsplans 2021 der Gesellschaft, wird ein Finanzmittelverbrauch im Einklang mit der EBITDA-Prognose (vor Aufwendungen für anteilsbasierte Vergütung) erwartet”, so Epigenomics. Nach umfangreichen Kostensenkungen und der Platzierung einer Wandelanleihe sieht Epigenomics sich bis 2022 finanziert. Doch mit der Platzierung hat man sich lediglich Zeit erkauft. Für die Weiterentwicklung des Darmkrebs-Bluttests werde man aber weitere Mittel benötigen, heißt es im Geschäftsbericht von Epigenomics für 2020.
Dabei könnten neue Investoren helfen, denn bis zu einer eventuellen Zulassung des Tests der nächsten Generation werden zwei bis drei Jahre ins Land gehen - mindestens. Viel Geld wird für eine große Studie mit dem Test benötigt, das weit über die aktuelle Ausstattung der Gesellschaft hinaus geht. „Auch wenn uns die NCD-Entscheidung zu Beginn des laufenden Geschäftsjahres 2021 deutlich zurückgeworfen hat, glauben wir, dass Epigenomics eine wertvolle Technologieplattform für Bluttests besitzt”, sagt Greg Hamilton, CEO der Epigenomics AG. Was fehlt, ist Geld - auch nach der Wandelanleihe-Platzierung.