Nord LB - ifo-Geschäftsklima: Geschäftslage verliert an Glanz, es bleibt die Zuversicht
Einschätzung: Vor wenigen Minuten hat das Münchener ifo-Institut die aktuellen Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat September bekannt gegeben. Demnach hat sich die Stimmung unter den befragten rund 7.000 Unternehmenslenkern im August abermals leicht verbessert. Der von der Öffentlichkeit ebenso wie von den Finanzmärkten stark beachtete Geschäftsklimaindex kletterte auf 107,7 Punkte. Anteil an dieser Aufwärtsbewegung hatten allerdings allein die Geschäftserwartungen, die immerhin um knapp einen Indexpunkt zulegen konnten. Demgegenüber fiel die Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage zuletzt etwas zurückhaltender aus.
Üblicherweise wird der Datenkranz der bereits bekannten Stimmungsindikatoren mit dem Zahlenwerk des ifo-Instituts komplettiert. Die Internetplattform sentix, das Mannheimer ZEW und das in Europa auf die Erhebung der Einkaufsmanagerindizes spezialisierte Institut Markit hatten ihre Septemberzahlen bereits veröffentlicht und dabei ein durchweg positives Bild der deutschen Wirtschaft gezeichnet. Es konnte von daher erwartet werden, dass der zwar erst spät verfügbare, aufgrund seiner hohen Verlässlichkeit aber überaus prominente Geschäftsklimaindex ebenfalls in die Richtung eines sich festigenden Aufschwungs deutet. Dies ist mit dem nunmehr fünften Anstieg in Folge zwar auch der Fall, wir hatten allerdings mit einem noch sehr viel besseren Ergebnis gerechnet.
Die Beurteilung der aktuellen Lage hat ein wenig an Glanz verloren, das gibt gerade auch im Umfeld der zuletzt schwachen Daten bei Industrieproduktion und Auftragseingang durchaus zu denken. Beruhigend ist aber, dass die Erwartungen der Unternehmen an die wirtschaftliche Lage in 6 Monaten erneut optimistischer ausgefallen sind. Der Blick auf die Stimmungslage in den einzelnen Sektoren der deutschen Wirtschaft offenbart ein nahezu allerorten freundliches Bild, lediglich in der Bauwirtschaft haben sich die Einschätzungen merklich eingetrübt.
Die Datenveröffentlichung kommt zu einem Zeitpunkt, wo die von der US-Notenbank am vergangenen Mittwoch verpasste erste Verringerung der im Rahmen von QE3 getätigten Wertpapierkäufe vielerorts Zweifel genährt hat. Könnte es um die amerikanische Wirtschaft doch nicht so gut bestellt sein, wie es bisher den Anschein hatte? Diese nach unserer Ansicht von der Fed völlig ohne Not erzeugte Verunsicherung mag perspektivisch auch die Zuversicht so einiger exportorientierter deutscher Unternehmen trüben. In den heute veröffentlichten Septemberzahlen hat sich dieser denkbare Einfluss aber noch ebenso wenig niederschlagen können wie die Ergebnisse der Bundestagswahl. Hier werden sich sicherlich auch die Erwartungen der Unternehmen darauf richten, mit einer Großen Koalition für eine solide und vorausschaubare Finanz-, Wirtschafts- und Europapolitik Sorge zu tragen. Die muss nun möglichst zügig geschehen.
Fazit: Die heutigen Zahlen des ifo-Instituts belegen für die deutsche Wirtschaft einen intakten Aufschwung, dem gerade mit Blick auf die gegenwärtige Lage zuletzt allerdings etwas die Puste ausgegangen ist. Perspektivisch wird viel davon abhängen, ob sich die von der US-Notenbank gestreuten Zweifel an der Robustheit der amerikanischen Konjunktur zerstreuen und in Deutschland die Bildung einer stabilen Regierungskoalition gelingt.

