Börse am Morgen: Bayer, Holcim, Weizen, Konjunkturdaten - Nord LB Marktbericht
Mit 6,4% verharrt die Arbeitslosenquote im Euroraum in Oktober auf dem Niveau von September. 11,033 Millionen Menschen sind damit laut EU-Statistikamt Eurostat im Eurowährungsraum ohne Beschäftigung. Schlusslicht in der Statistik ist Spanien (10,5%). Platz 1 geht an Malta. Hier herrscht zwar noch keine Vollbeschäftigung, mit einer Arbeitslosenquote von lediglich 3,1% kommt man dieser aber sehr nahe.
Laut einer ersten Eurostat-Schätzung hat sich die Inflation in der europ. Währungszone im November bei durchschn. 2,2% oberhalb der angestrebten EZB-Zielmarke von 2% festgesetzt. Seit nunmehr drei Sitzungen hält die EZB ihren Einlagesatz konstant. Ein Zinssenkungsweihnachtsgeschenk ist unrealistisch. Die Finanzmärkte preisen derzeit die Wahrscheinlichkeit einer Lockerung auf unter 5%. Das letzte geldpol. Treffen der EZB in diesem Jahr findet 6 Tage vor Heiligabend (am 18. Dezember) statt.
Die EZB wehrt sich einem Bericht der Financial Times zufolge dagegen, den EU-Plan zur Zahlung von EUR 140 Mrd. aus dem russischen Vermögen an die Ukraine abzusichern (sogenannter „Reparationskredit“). Der Vorschlag der EU-Kommission würde laut EZB gegen ihr Mandat verstoßen.
Tagesausblick
Nachdem am Montag PMIs der produzierenden Unternehmen gemeldet wurden, steht heute der Dienstleistungssektor von verschiedenen Volkswirtschaften im Fokus. Neben finalen Daten aus der Eurozone können wir mit frischen Daten aus dem Vereinigten Königreich und den USA rechnen. Einkaufsmanagerindizes sind extrem wichtige Stimmungsindikatoren für die Einschätzung der jeweiligen Konjunktur, was in den USA aufgrund der aktuellen Datenarmut nun besonders relevant ist. Für den November gehen wir dort von einer Seitwärtsbewegung aus, die Dynamik bleibt somit voraussichtlich eher konstant.
Renten- und Aktienmärkte
Zurückhaltung bei Bonds: Die Renditen zehnjähriger dt. Bunds handeln derzeit auf dem höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten (2,75%). Der Staatsanleihenmarkt betrachtet die politischen Diskussionen über das dt. Rentenpaket mit Argusaugen. Dabei ist dem Fixed Income Markt gar nicht so wichtig „wie teuer“ das Rentengeschenk final wird. Entscheidender ist die Frage, ob es am Freitag ggf. nach der Abstimmung zu einer Regierungskrise kommen könnte. Dies sieht derzeit aber nicht danach aus.
Börsen auf Richtungssuche: Europa uneinheitlich, aber DAX im Plus. Im dt. Leitindex haussierten die Aktien des Leverkusener Agrar- und Pharmakonzerns Bayer am Dienstag nach einer positiven Glyphosat-Meldung. Scheinbar bekommt Bayer jetzt Rückenwind von der US-Regierung (siehe unten). Die Aktien stiegen im Tagesverlauf zweistellig (höchster Tagesgewinn seit mehr als 22 Jahren). DAX +0,51%; MDAX +0,16%; TecDAX -0,01%; Dow Jones +0,39%; S&P 500 +0,25%; Nasdaq Comp. +0,59%.
Unternehmen
Bayer erblickt im Glyphosat-Drama Licht am Ende des Tunnels. Der höchste Anwalt der US-Administration fordert jetzt den Obersten Gerichtshof der USA auf, sich dem Rechtsstreit anzunehmen. Bei einer Verhandlung vor dem Supreme Court existiert die Chance, dass die Roundup-Odyssee final zu einem Ende kommen könnte. Es wäre ein Befreiungsschlag. Für die Leverkusener ist es bereits der dritte Versuch vor dem Supreme Court. Im Jahr 2022 scheiterte man zwei Mal, da die damalige US-Regierung von einer Annahme abgeraten hatte. Bayer kämpft in den USA mit rd. 65.000 offenen Klagen zu möglichen Krebsrisiken des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat. Bisher hat Bayer für die Beilegung von Klagen USD 10,0 Mrd. gezahlt; für weitere EUR 7,0 Mrd. wurden Rückstellungen gebildet.
Holcim (Zementhersteller aus der Schweiz) hat sich über Akquisitionen weiter in dem Geschäft der sogenannten Kreislaufwirtschaft verstärkt. Thames Materials (Großbritannien) wurden übernommen. An A&S Recycling GmbH (Hannover) besteht jetzt eine Mehrheitsanteil. Bis zum Jahr 2030 plant Holcim das jährliche Recycling in einer Größenordnung von mehr als 20 Mio. t Bau- und Abbruchmaterialien!
Rohstoffe
Der Preis für Weizen bleibt weiter unter Druck. Mit EUR 188 pro Tonne hat der März-2026-Kontrakt jetzt auch die Unterstützung von EUR 190/t gerissen. Bitter für die europ. Landwirte. Die Ernte ist gut, aber die Preise sind kaum kostendeckend. Erst kürzlich hat die die EU-Kommission ihre Ernteprognosen erneut nach oben angepasst (bspw. Weichweizen von 133,4 Mio. t auf 134,2 Mio. t; Mais von 56,8 Mio. t auf 57,6 Mio. t; Raps von 19,9 Mio. t auf 20,2 Mio. t).
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