Börse am Morgen: Adidas, BASF, Boeing, Mercedes-Benz, Nvidia, Fed, EZB - Nord LB Marktbericht
Die US-Notenbank Fed hat wie erwartet den Leitzins um 0,25 PP auf eine Spanne von 3,75 bis 4,00% gesenkt. Der Entscheid fiel jedoch nicht einstimmig aus: Trump-Vertrauter Stephen Miran sprach sich erneut für eine stärkere Zinssenkung aus. Jeffrey Schmid, Chef des Bezirks Kansas City, lehnte dagegen angesichts der anhaltenden Inflation eine Senkung ab.
Tagesausblick
Nach einem eher ruhigen Mittwoch folgt nun ein umso ereignisreicherer Donnerstag, welcher vor allem von europäischen Daten geprägt ist. Neben Arbeitsmarktberichten für Deutschland und die Eurozone werden außerdem deutsche Preisdaten gemeldet. Zur späten Mittagszeit wird aber spannend – und hierauf liegt in der Eurozone wohl das Hauptaugenmerk – was die EZB für geldpolitische Impulse setzt. Wir gehen aktuell davon aus, dass die Leitzinsen am heutigen Tag zunächst nicht angepasst werden.
Aktienmärkte
Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank agierten Europas Aktienanleger zurückhaltend. Der DAX verlor 0,6% auf 24.124 Punkte, der EuroStoxx50 blieb nahezu unverändert. Analysten verwiesen auf geld- und geopolitische Unsicherheiten. Zwar war eine Zinssenkung um 25 Basispunkte erwartet worden, entscheidend sind jedoch weitere Signale von Fed-Chef Powell. DAX -0,64%; MDAX -0,98%; TecDAX -1,24%.
An der Wall Street zog Nvidia (s. u.) zusammen mit weiteren Technologietiteln den Gesamtmarkt zunächst nach oben, bevor unterschiedliche Ansichten innerhalb der Fed über den weiteren Zinskurs die Freude trübten. Die wichtigsten Indizes schlossen uneinheitlich. Dow Jones -0,16%; S&P 500 -0,00%; Nasdaq Comp. +0,55%.
Unternehmen
Der US-Chiphersteller Nvidia hat als erstes Unternehmen weltweit einen Börsenwert von über USD 5 Bio. erreicht. Damit übertrifft Nvidia den Gesamtwert des Kryptomarkts und erreicht rund die Hälfte des europäischen Stoxx 600. Erst im Juli hatte Nvidia die Vier-Billionen-Marke durchbrochen und Microsoft sowie Apple überholt. Der jüngste Kursschub folgt auf einen Großauftrag des US-Energieministeriums für sieben KI-Supercomputer sowie neue Partnerschaften mit Nokia, Palantir und Uber. Nvidia entwickelt sich zunehmend zum Rückgrat der globalen KI-Infrastruktur.
Mercedes-Benz verzeichnete in Q3 einen Gewinneinbruch (Betriebsergebnis) um 70% auf EUR 750 Mio. belastet durch Sondereffekte wie Stellenabbau. Bereinigt sank das operative Ergebnis um 17% auf EUR 2,1 Mrd., vor allem wegen schwacher ChinaVerkäufe und US-Zöllen. CEO Källenius kündigte Sparmaßnahmen und Modellportfolio-Erneuerung an.
BASF verzeichnete in Q3 ein bereinigtes EBITDA von EUR 1,54?Mrd. (-5%), Analysten hatten mit weniger gerechnet. Der Umsatz sank um 3% auf EUR 15,2?Mrd., belastet durch Währungseffekte und Preisdruck. Unter dem Strich brach der Konzerngewinn auf EUR 172?Mio. (Vj.: EUR 287 Mio.) ein, u. a. aufgrund des Wegfalls eines Vorjahres-Sondereffekts. Die Jahresprognose bleibt unverändert, für Q4 wird eine ähnliche Entwicklung erwartet. Positiv aufgenommen wurde der vorgezogene Aktienrückkauf über bis zu EUR 1,5?Mrd., ursprünglich erst für 2027 geplant.
Adidas rechnet 2025 mit einem Zolleffekt von EUR 120?Mio., rund EUR 100?Mio. weniger als zuvor prognostiziert. CEO Gulden sieht das Unternehmen gut aufgestellt, warnt aber vor möglichen Nachfragerisiken. Gegenmaßnahmen umfassen Produktionsverlagerung in zollgünstige Länder und Preiserhöhungen in den USA. Sorgen bereiten zögerliche US-Händler und aggressive Rabatte der Konkurrenz. Nordamerika bleibt laut Gulden schwierig, Wachstum dort aber möglich. In Deutschland liegt Adidas wieder vor Nike. Die operative Marge lag nach 9M bei 10,1%, wird im Gesamtjahr aber voraussichtlich sinken.
Der US-Flugzeugbauer Boeing verschiebt die Auslieferung seines Langstreckenjets 777X wegen Verzögerungen bei der Zulassung erneut – nun auf Anfang 2027 statt wie zuletzt geplant 2026 (ursprünglich geplanter Start: 2020). Die Verzögerung führt zu einer Abschreibung von USD 4,9 Mrd., was den Konzern in Q3 tief in die roten Zahlen drückt: Der Nettoverlust beträgt USD 5,3 Mrd. Positiv: Der Umsatz übertraf mit EUR 23,3 Mrd. die Erwartungen deutlich. CEO Ortberg sprach von einem „Berg an Arbeit“ bei der Zertifizierung, betonte aber gute Testergebnisse des Flugzeugs.
Devisen
Der EUR geriet gestern etwas unter Druck, nachdem Fed-Chef Powell ausführte, dass eine weitere Zinssenkung im Dezember noch keine ausgemachte Sache sei.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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