Börse am Morgen: Nvidia, Rosneft / Raffinerie Schwedt, FOMC, Agrarpreise - Nord LB Marktbericht
Mit einer Sparquote von 10,3% legen die deutschen Privathaushalte im ersten Halbjahr 2025 etwas weniger auf die hohe Kante als in der Vergangenheit. Der vom Statischen Bundesamt zum Weltspartag (30.10) errechnete Wert lag ein Jahr zuvor bspw. noch bei 11,1% (zum Vergleich: in den Corona-Jahren war die Sparquote mit 15,1% wesentlich höher).
In diesem Umfeld haben die Verbraucher in der Euro-Zone ihre kurzfristigen Inflationserwartungen geringfügig nach unten adjustiert. Auf Sicht von 12 Monaten wird nun eine Teuerung von 2,7% erwartet (nach zuvor 2,8%), wie die EZB gestern mitteilte. Die mittelfristigen Erwartungen (Dreijahressicht) bleiben mit 2,5% indes stabil.
Trotz eines sich aufhellenden ifo-Geschäftsklimaindex bleibt die Stimmung in der deutschen Exportwirtschaft im Oktober eingetrübt. Nachdem im September mit 3,4 Punkten noch der höchste Wert seit 2,5 Jahren erzielt werden konnte, fällt das Barometer für Exporterwartungen im Oktober wieder auf 2,8 Punkte. Klaus Wohlrabe (Leiter ifo-Umfragen): „Eine echte Erholung ist nicht in Sicht … die deutsche Exportwirtschaft steckt fest“. Welche Branchen sind besonders betroffen? Unternehmen aus der Chemischen Industrie, dem Papiergewerbe und der Metallindustrie erwarten rückläufige Exporte. Im Maschinenbau und der Nahrungsmittelindustrie haben sich laut ifo zwar die Erwartungen ggü. dem Vormonat verbessert, konkrete Exportzuwächse bleiben hier aber auch aus. Hoffnungsvolle Signale kommen von den Herstellern elektrischer Ausrüstungen sowie der Automobilbranche.
Diesen positiven Rückenwind bestätigen die dt. Autokonzerne mit einem Zuwachs von Marktanteilen am europ. Automarkt. In den ersten neun Monaten legten die Neuzulassungen dt. Autobauer um 4,4% zu. Der Marktanteil erhöhte sich auf insgesamt 39,5%. Auch der europ. Automarkt wächst (+11% im September).
Tagesausblick
Der heutige Handelstag des ökonomischen Kalenders könnte durchaus als exklusiv bezeichnet werden – nur wenige Daten, die es aber in sich haben. Am Abend deutscher Zeit wird das FOMC aus den USA seine Zinsentscheidung bekannt geben, wobei wir von einer Senkung der Fed Funds Target Rate um 25 Basispunkte ausgehen. Ein Zinssatz von dann 4,00% sollte hilfreich dabei sein, die Abkühlungstendenzen auf dem Arbeitsmarkt einzudämmen und perspektivisch wichtigen Branchen wie dem Immobilienmarkt unter die Arme zu greifen.
Aktienmärkte
An der Wall Street verließen gestern alle drei großen Indizes das Parkett auf Rekordniveau. Auslöser war dieses Mal Nvidia. Der Technologiegigant kündigte an, für das US-Energieministerium einen Auftrag i. H. v. USD 500 Mrd. erhalten zu haben.
Dow Jones +0,34%; S&P 500 +0,23%; Nasdaq Comp. +0,80%; DAX -0,12%; MDAX +0,32%; TecDAX -0,32%.
Unternehmen
Die PCK-Raffinerie in Schwedt (zu 54% in Besitz von dt. Töchtern des russischen Staatskonzerns Rosneft) fällt laut der Bundeswirtschaftsministerin Reiche nicht unter die US-Sanktionen gegen Russland. Bereits Anfang der Woche kam es zu Medienberichten, dass die USA der Bundesregierung nur noch eine Frist von lediglich 6 Monaten eingeräumt hätten, um die Eigentumsverhältnisse zu regeln. Die Raffinerie wird derzeit von der Bundesregierung treuhänderisch geführt (die Treuhand-Verwaltung wurde seit 2022 dabei bereits mehrfach verlängert). Aufgrund der neuen US-Sanktionen ggü. Lukoil und Rosneft gestaltet sich die Situation für Schwedt zunehmend schwierig. Eine Enteignung wäre rechtlich brisant. Schon vor geraumer Zeit hatte das Bundeswirtschaftsministerium den Druck auf Rosneft verstärkt. Zur Information: 12 Prozent der dt. Erdölkapazitäten entfallen auf Rosneft (dabei ist Schwedt vor allem für die Benzinversorgung im Großraum Berlin von Bedeutung).
Agrar und Rohstoffe
Die weltweiten Getreidepreise profitieren seit Wochenbeginn von der Aussicht auf ein baldiges Handelsabkommen zwischen China und den Vereinigten Staaten. Im Sog von anziehenden Sojabohnenpreisen legten auch die Weizenpreise an der Euronext (MATIF) zu und übersprangen die EUR 190/t Marke (Dezember Kontrakt).
Der Trend von seit Jahren steigenden Eierpreisen hält an. Im Zeitraum 2020 bis 2025 sind die Verbraucherpreise für Eier um mehr als 40% gestiegen. Die Gründe sind mannigfaltig. Neben der aktuellen Vogelgrippe bleibt die Marktversorgung bei steigendem Pro-Kopf-Verbrauch einer der Haupttreiber.
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