Börse am Morgen: BayWa, Holcim, Thyssenkrupp / TKMS, US-Zollpolitik - Nord LB Marktbericht

Potenziell gute Nachrichten für deutsche Verbraucher: Der Rückgang der deutschen Erzeugerpreise hat sich im September verlangsamt. Die Hersteller gewerblicher Produkte - von Nahrungsmitteln bis hin zu Industriegütern - verlangten durchschnittlich 1,7% weniger als ein Jahr zuvor. Im August hatte es mit minus 2,2% den stärksten Rückgang seit Mai 2024 gegeben.
Chinas Wirtschaftswachstum hat sich in Q3 verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Juli bis September um 4,8% im Vergleich zum Vorjahr zu, wie das Nationale Statistikamt mitteilte. In Q2 hatte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt noch ein Wachstum von 5,2% verzeichnet.
Auch die Preise für neue Wohnungen sind in China gesunken - im September (-0,4%) so stark wie seit fast einem Jahr nicht mehr (ggü. Vorjahresmonat -2,2%). Von 70 untersuchten Städten meldeten 63 einen Rückgang. Die anhaltende Schwäche des Immobiliensektors belastet auch weiterhin das Wachstum der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Zudem drückt sie auf die Verbraucherstimmung und bremst die Konsumausgaben. Die Entwicklung erhöht den Druck auf die Regierung in Peking, den kriselnden Markt stärker zu stützen.
Die Stimmung im deutschen Wohnungsbau ist dagegen ungeachtet der schwierigen Auftragslage so gut wie seit über 3 Jahren nicht mehr. Nach einem Dämpfer im August legte das Barometer für das Geschäftsklima im September kräftig zu – von minus 26,4 auf minus 21,8 Punkte. Das ist der höchste Wert seit August 2022.
Tagesausblick
Ein Blick in die Tabelle verrät es, außer einem Schwung an US-Unternehmenszahlen bleibt der heute zu erwartende Newsflow auf der Makroseite dünn. Ein Treffen dürfte dennoch die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: In China kommen die Spitzenkader der regierenden KP im Rahmen des „Vierten Plenums der Kommunistischen Partei Chinas“ zusammen. Hinter verschlossenen Türen beraten die Funktionäre über den kommenden Fünf-Jahres-Plan (FJP). In diesen schreibt die Führung Chinas ihre wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Ziele für die Jahre 2026 bis 2030. In Zeiten von Handelskonflikten, Klimakrise, wirtschaftlichen Problemen und Forderungen, Chinas Konsum zu verbessern, stehen die Kader unter genauer Beobachtung.
Aktienmärkte
Der DAX kehrte über die Marke von 24.000 Punkten zurück. Für eine freundliche Stimmung sorgten starke Rüstungswerte und gestiegene Überseebörsen. Neu auf dem deutschen Aktienmarktparkett: U-Boot- und Fregatten-Hersteller TKMS, der ein fulminantes Börsendebüt gefeiert hat. Der erste Kurs der Thyssenkrupp-Tochter wurde an der Frankfurter Börse mit 60 EUR festgestellt, danach schossen die Aktien bis auf 99,99 EUR und schlossen bei 81 EUR. Das Rüstungsunternehmen wird insgesamt mit 5,3 Mrd. EUR bewertet, weit höher als Analysten vor dem Börsengang angenommen hatten. DAX +1 80%; MDAX +2,36%.
Wall Street: Nach den jüngsten Sorgen um eine mögliche Bankenkrise zeigten sich die Anleger zum Wochenbeginn wieder optimistischer. Sie setzen auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Analysten warnen jedoch, dass die Auswirkungen der Zollpolitik auf die Inflation weiterhin unklar sind. Dow Jones +1,12%; S&P 500 +1,07%; Nasdaq Comp. +1,37%.
Unternehmen
Der Schweizer Zementkonzern Holcim übernimmt den deutschen Rivalen Xella für 1,85 Mrd. EUR. Mit dem Zukauf will Holcim seine Position im Bereich nachhaltiges Bauen stärken, wie das Unternehmen mitteilte. Die Übernahme soll in H2 2026 abgeschlossen werden, steht jedoch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Behörden. Xella ist ein europaweit führender Anbieter von Wandsystemen mit Marken wie Ytong und Silka.
Der Agrarkonzern BayWa ist am Verkauf des Getreidehändlers Cefetra vorerst gescheitert. Der niederländische Multi-Unternehmer Goedvolk und seine Unternehmensgruppe First Dutch, die im Juni für 125 Mio. EUR den Zuschlag für Cefetra bekommen hatte, habe die Finanzierung des Kaufpreises nicht sicherstellen können, teilte BayWa mit. Es gebe aber bereits einen neuen Interessenten, der im Wesentlichen zu den gleichen Bedingungen in den Kaufvertrag einsteigen wolle (lt. Insidern ING und Rabobank).
Devisen und Rohstoffe
Ein Alarmzeichen für Frankreichs Regierung spielte am Devisenmarkt kaum eine Rolle: Die Ratingagentur Standard & Poor´s (S&P) hatte die Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Landes von "AA-" auf "A+" abgestuft. Der EUR blieb stabil.
Am Rohölmarkt verloren sowohl WTI-Öl als auch Brent-Öl und lagen im Minus.
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