Börse am Morgen: Fraport, Ölpreis, US-Dollar, Konjunkturdaten - Nord LB Marktbericht
Die EZB hat wie erwartet ihre Leitzinsen unverändert gelassen, der Einlagesatz bleibt bei 2,00%. Die aktuellen Makrodaten liefern keinen Handlungsdruck. Die EZB sieht die Konjunkturrisiken ausgeglichener, der Spielraum für konjunkturelle Unterstützung ist ohnehin begrenzt. Auf der Pressekonferenz irritierte Frau Lagarde mit dem Versuch, den disinflationären Prozess als beendet zu erklären – ein mögliches Signal gegen Zinssenkungen. Die Unsicherheit durch Handelskonflikte bleibt hoch. Eine weitere Zinssenkung als „Versicherungsschritt“ bleibt realistisch, etwa bei schlechteren Makrodaten oder einer Eskalation des Konflikts mit der Trump-Administration. Gut möglich, dass Lagarde sich mit ihrem „Pre-Commitment“ zu weit aus dem Fenster gelehnt hat.
Im August zeigen die aktuellen Zahlen zur Entwicklung der US-Verbraucherpreise einen spürbaren Anstieg an, es hätte aber durchaus noch schlimmer kommen können! Konkret wurde eine Veränderungsrate von 0,4% M/M gemeldet, was genau im Rahmen unserer Erwartungen lag. Diese Nachricht sollte es den USNotenbankern deutlich einfacher machen, sich auf eine eher vorsichtige Neuausrichtung der Geldpolitik der Fed zu einigen. Folglich ist im September mit einer Zinssenkung um 25bp zu rechnen.
Pflanzen günstiger, Tiere teurer: Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte lagen im Juli 2025 um 0 3% unter dem Vorjahreswert. Während pflanzliche Erzeugnisse deutlich günstiger wurden (-17,4%), stiegen die Preise für tierische Produkte um 12,1%. Besonders stark fiel der Preis für Speisekartoffeln (-53,0% ggü. Juli 2024). Gemüse verbilligte sich um 12,9%, mit starken Rückgängen bei Eissalat (-53,0%), Kohlgemüse (-26,2%) und Blumenkohl (-18,7%). Obstpreise stiegen um 14,6%, insbesondere bei Tafeläpfeln (+23,3%) und Erdbeeren (+5,1%). Getreide war leicht günstiger (-2,9%), Handelsgewächse sanken um 12,3%, mit Ausnahme von Raps (+2,2%). Bei tierischen Produkten trugen höhere Milchpreise (+15 3%) und Eierpreise (+9,3%) zum Anstieg bei. Rinder verteuerten sich um 46,4%, während Schlachtschweine günstiger wurden (-7,1%). Geflügelpreise stiegen um 10,6%.
Die deutschen Beherbergungsbetriebe verzeichneten im Juli 2025 rund 56,7 Mio. Übernachtungen, ein Rückgang von 1,2% gegenüber dem Vorjahr. Sowohl Inlandsübernachtungen (-1,1%) als auch Auslandsübernachtungen (-1,3%) gingen zurück. Im Zeitraum Januar bis Juli 2025 wurden 279,9 Mio. Übernachtungen gezählt – 0,2% weniger als im Vorjahreszeitraum.
Tagesausblick
Zum Wochenausklang richtet sich der Blick bei dünner Konjunkturdatenlage vor allem auf die USA, wo der Michigan Index erste Hinweise auf die Verbraucherstimmung im September liefert. Nach den jüngst teils überraschenden Inflationsdaten dürfte die Fed die Entwicklung der Konsumlaune besonders im Auge behalten – zumal sich die Datenlage am US-Arbeitsmarkt spürbar eingetrübt hat. Die Fed-Sitzung in der kommenden Woche wirft seit geraumer Zeit ihren Schatten voraus. Seit Fed-Chef Jerome Powell in Jackson Hole die Tür für eine mögliche Leitzinssenkung geöffnet hat, wird jeder neue Datenpunkt unter das Mikroskop gelegt.
Aktienmärkte
Nachdem die US-Inflation im August angestiegen ist, verfestigten sich die Zinssenkungserwartungen an die amerikanische Notenbank Fed weiter. Dies ließ die meisten Aktienindizes weiter ansteigen.
DAX +0,30%; MDAX -0,01%; TecDAX -0,92%; Dow +1,36%; S&P 500 +0,85%; Nasdaq Comp. +0,72%.
Unternehmen
Im August 2025 verzeichnete Fraport einen deutlichen Anstieg der Passagierzahlen: Konzernweit wurden 23,6 Millionen Passagiere abgefertigt, was einem Zuwachs von 6,4% entspricht. Auffällig war die starke Erholung in Brasilien mit einem Plus von 98,8?%, bedingt durch den Wiederanlauf nach Flutschäden im Vorjahr. Auch die Flughäfen in Griechenland, Bulgarien und der Türkei trugen zum Wachstum bei. Am Flughafen Frankfurt wurden rund 6,3 Millionen Reisende gezählt – ein Plus von 4,1% gegenüber dem Vorjahr. Der Frachtbereich wuchs leicht um 1,0%, während die Zahl der Flugbewegungen um 6,4% stieg.
Devisen und Rohstoffe
Der USD kam nach den US-Verbraucherpreisdaten unter Druck. Der EUR profitierte.
Die Ölpreise notierten schwächer, nachdem die Internationale Energieagentur IEA mitteilte, dass im laufenden Jahr das Angebot nach der jüngsten Erhöhung der Förderquoten schneller als die Nachfrage steigen werde.
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