Gewachsenes Risikobewusstsein - Börse München

Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche eine Berg- und Talfahrt vollführt und unter dem Strich teils merklich nachgegeben. Aussagen von Marktbeobachtern zufolge fokussierten die Anleger zunehmend auf die Vielzahl an Risiken, die derzeit für die Börsen bestünden. Besonders zu nennen seien die weitere Geldpolitik und deren konjunkturelle Auswirkungen, der andauernde Krieg in der Ukraine, die US-amerikanischen Zölle sowie die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und der US-Notenbank Fed. Zu Ende der Handelswoche sorgte ein schwächer als erwartet ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht für Unruhe. Zwar dürfte nach diesem eine erste Zinssenkung durch die Fed im September, die zuletzt an den Märkten ohnehin überwiegend erwartet worden war, als gesichert gelten, andererseits ließen die Zahlen auch die Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung steigen. Am vergangenen Freitag blickten viele Investoren auf letzteren Aspekt.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel im Wochenvergleich um 1,3 Prozent auf 23.596,98 Punkte. Der MDax gab 0,9 Prozent ab auf 30.011,98 Zähler. Der TecDax verlor 2,0 Prozent auf 3.628,21 Punkte. Der m:access All-Share büßte 0,8 Prozent ein auf 1.296,94 Zähler.
Mit Abstand größte Wochenverlierer im Dax waren die Titel von Infineon mit einem Minus von 9,7 Prozent. Der Chiphersteller litt Marktteilnehmern zufolge unter anderem darunter, sich auf einer Investorenveranstaltung zurückhaltend zum kommenden Jahr geäußert zu haben. Dagegen setzte die Aktie von Rheinmetall – auch unter dem Eindruck des andauernden Ukrainekriegs – ihre Aufwärtsbewegung fort und stieg um 3,3 Prozent. Noch deutlicher, nämlich um 5,6 Prozent, zog der Kurs von Adidas an. Hier verliehen positive Analystenurteile Aufschwung.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche erneut geschwankt und ein Ab und Auf vollführt. Während zu Wochenbeginn die Sorgen vieler Anleger angesichts der politischen Unsicherheiten, in der vergangenen Woche besonders die Situation in Frankreich, auf die Notierungen der Bundespapiere gedrückt und die Rendite der 30jährigen Staatsanleihen zeitweise auf den höchsten Stand seit 2011 getrieben hatten, setzten im weiteren Wochenverlauf Beruhigung und Gegenbewegung ein. Im Wochenvergleich ging die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe von 2,72 auf 2,66 Prozent zurück. Die Umlaufrendite erhöhte sich geringfügig von 2,58 auf 2,59 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche ohne einheitlichen Trend geschlossen. Vor allem die US-Arbeitsmarktdaten am vergangenen Freitag wurden unterschiedlich bewertet: Während die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung weiter wuchs, nahmen gleichzeitig die Konjunktursorgen zu. Der Dow-Jones reduzierte sich im Wochenvergleich um 0,3 Prozent auf 45.400,86 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 dagegen, der am Freitag im Verlauf ein neues Rekordhoch markierte, verbesserte sich um 0,3 Prozent auf 6.481,50 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 stieg um 1,0 Prozent auf 23.652,44 Punkte.
Ausblick
Die mit dem US-Arbeitsmarktbericht aufgekommene Frage, ob sich die Anleger eher auf die wahrscheinlicher gewordene Zinssenkung durch die US-Notenbank oder die mit den Arbeitsmarktdaten verbundenen Konjunktursorgen fokussieren, dürfte das Geschehen an den deutschen Aktienbörsen in den kommenden Tagen beeinflussen.
Dabei wird mit Blick auf das weitere Vorgehen der Fed die Veröffentlichung neuer Preisdaten und hier vor allem der Verbraucherpreise in den USA mit großer Spannung erwartet. Sollte die Teuerung über den Prognosen ausfallen, so könnte das Zweifel an den Zinssenkungserwartungen auslösen, da der Zwiespalt der Fed zwischen Preisstabilität und wirtschaftlicher Entwicklung damit erheblich größer würde.
In der Eurozone wird in dieser Woche bereits über den Leitzins entschieden, allerdings wird von der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) keine Zinsänderung erwartet. Interessanter könnten daher die Signale werden, die die EZB eventuell in Bezug auf ihr Vorgehen im restlichen Jahresverlauf gibt, hier können sich einige Beobachter eine Zinsänderung noch vorstellen.
Von politischer Seite könnte erneut die Regierungskrise in Frankreich die Märkte beeinflussen. Mit einem möglichen Sturz der Regierung könnten erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone einhergehen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 08.09.: Industrieproduktion in Deutschland; Handelsbilanz Deutschlands; Bruttoinlandsprodukt Japans
Mittwoch, 10.09.: Erzeugerpreise in den USA
Donnerstag, 11.09.: Ergebnis der Ratssitzung der europäischen Zentralbank; Verbraucherpreise in den USA
Freitag, 12.09.: Verbraucherpreise in Deutschland; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Inflationserwartungen der Verbraucher in den USA
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