Commerzbank, Rheinmetall: Unsicherheit an den deutschen Aktienbörsen - Börse München

Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nachgegeben. Die Indexabschläge im Wochenverlauf waren zwar jeweils überschaubar, aber kontinuierlich. Deutlichere Ausschläge gab es ebenso wenig wie nachhaltige Reaktionen auf Konjunkturdaten, den gemischt aufgenommenen Quartalsbericht des Chip-Riesen Nvidia, neue Zolldrohungen durch US-Präsident Donald Trump oder dessen Auseinandersetzung mit der US-Notenbank Fed. Selbst Trumps Ankündigung der sofortigen Entlassung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook aus ihrem Vorstandsamt sorgte für keine deutlichen Reaktionen an den hiesigen Märkten. Handelsimpulse kamen oftmals von Analystenkommentaren sowie Unternehmensnachrichten und wirkten sich in erster Linie auf die jeweiligen Einzelwerte aus.
Der Deutsche Aktienindex (Dax), der an jedem Handelstag leichter geschlossen hatte und zu Wochenmitte erstmals wieder unter die Marke von 24.000 Zählern gerutscht war, verlor im Wochenvergleich 1,9 Prozent auf 23.902,21 Punkte. Der MDax büßte 2,3 Prozent ein auf 30.286,90 Zähler. Der TecDax gab um 2,0 Prozent nach auf 3.703,58 Punkte. Der m:access All-Share sank um 0,4 Prozent auf 1.307,31 Zähler.
Besonders unter Druck standen in der vergangenen Woche die Titel der Commerzbank, die 10,5 Prozent abrutschten und damit den höchsten Wochenverlust im Dax verzeichneten. Die Bankaktie litt vor allem unter Herabstufungen durch Analysten nach den erheblichen Kurssteigerungen in der jüngeren Vergangenheit. Größter von lediglich zwei Wochengewinnern im Dax war einmal mehr die Aktie von Rheinmetall mit einem Plus von 4,1 Prozent. Im MDax stachen die Titel von Puma mit einem Kurssprung um 14,7 Prozent heraus. Medienberichten zufolge soll die Milliardärsfamilie Pinault, die über ihre Finanzholding Artemis 29 Prozent an dem Sportartikelhersteller hält, Optionen inklusive des Verkaufs ihres Anteils prüfen.
Die deutschen Anleihemärkte haben in der vergangenen Woche erneut in Grenzen geschwankt, ein klarer Trend war wie bereits in der Vorwoche nicht zu erkennen. Leichte Impulse kamen von der Regierungskrise in Frankreich, vor allem machten Marktteilnehmer aber Reaktionen auf Kursentwicklungen vom jeweiligen Vortag für die überschaubaren Bewegungen bei den Notierungen aus. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag am vergangenen Freitag im Wochenvergleich unverändert bei 2,72 Prozent. Die Umlaufrendite sank von 2,62 auf 2,58 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche etwas leichter geschlossen. Beobachter machten hierfür unter anderem Gewinnmitnahmen vor dem verlängerten Wochenende verantwortlich, zudem einen geringer gewordenen Zins-Optimismus. Letzteren reduzierten unter anderem neue Preisdaten zu Ende der Handelswoche. Der Dow-Jones ging im Wochenvergleich um 0,2 Prozent zurück auf 45.544,88 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 sank um 0,1 Prozent auf 6.460,26 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 reduzierte sich um 0,4 Prozent auf 23.415,42 Punkte.
Ausblick
Die Unsicherheit an den deutschen Aktienbörsen dürfte sich in der aktuellen Woche fortsetzen, glauben Analysten. Dabei verweisen sie einerseits auf die anhaltende Fehde des US-Präsidenten Trump mit der Fed, die – auch wenn sie in der vergangenen Woche ohne größere Auswirkungen auf die Märkte geblieben war – das Potenzial habe, das Vertrauen in die Unabhängigkeit der US-Notenbank zu belasten. Auch die Zollkonflikte könnten je nach Nachrichtenlage wieder verstärkt in den Fokus rücken, heißt es.
Daneben weisen professionelle Beobachter auf den Umstand hin, dass der Dax trotz jüngster Rücksetzer historisch gesehen immer noch sehr hoch bewertet sei. Insofern seien weitere Korrekturen möglich, solange es keine handfesten Anzeichen auf einen konjunkturellen Wandel gebe.
Nachdem in der vergangenen Woche Konjunkturdaten nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatten, könnte sich dies in den kommenden Tagen ändern. Besonders im Fokus steht dabei der US-Arbeitsmarktbericht, den die Anleger auf die möglichen Auswirkungen auf das weitere Vorgehen der Fed hin analysieren dürften. Signale in Bezug auf Letzteres könnte daneben das Beige Book der US-Notenbank geben. Zudem dürfte sich der Blick auf Einkaufsmanagerindizes von dies- wie jenseits des Atlantiks richten.
Von Unternehmensseite könnten besonders die Quartalszahlen der US-Tech-Größen Broadcom und Salesforce interessieren, die auch Auswirkungen auf hiesige Branchenwerte haben könnten. Einfluss auf das Marktgeschehen könnten zudem die politischen Turbulenzen in Frankreich haben. Zu Wochenbeginn müssen die Anleger ohne Impulse von den US-Märkten auskommen, dort bleiben die Börsen feiertagsbedingt geschlossen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 01.09.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Arbeitslosenzahlen für die Eurozone; US-Börsen feiertagsbedingt geschlossen; Gesamte Fahrzeugverkäufe in den USA
Dienstag, 02.09.: Verbraucherpreise in der Eurozone; ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA
Mittwoch, 03.09.: Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Erzeugerpreise in der Eurozone; Beige Book der US-Notenbank; Auftragseingänge in der Industrie in den USA
Donnerstag, 04.09.: Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA); ISM-Dienstleistungsindex (USA)
Freitag, 05.09.: Werkaufträge in Deutschland; Bruttoinlandsprodukt der Eurozone; US-Arbeitsmarktbericht
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