Börse am Morgen: Grenke, Hapag-Lloyd, Lanxess, RWE - Nord LB Marktbericht

Die britische Wirtschaft hat nach einem starken Jahresauftakt ihr Wachstum in Q2 mehr als halbiert und dennoch positiv überrascht. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von April bis Juni um 0,3% im Vergleich zu den ersten 3 Monaten, wie das Statistikamt ONS mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,1% gerechnet, nachdem es in Q1 noch zu einem Wachstum von 0,7% gereicht hatte – dem höchsten Wert aller großen Industrienationen (G7). Zuletzt legten Dienstleister, Industrie- und Bauproduktion überraschend kräftig zu.
Logistik: Wegen der seit Monaten anhaltenden Sicherheitsprobleme im Suezkanal hält die Containerreederei Hapag-Lloyd auch bis auf Weiteres eine Passage des wichtigen Seewegs für unmöglich. Das Unternehmen sehe keine Chance, dass die SuezkanalRoute in diesem Jahr wieder befahren werden könne, sagte Hapag-Lloyd-Chef Habben Jansen. Hapag-Lloyd meidet, wie viele andere Großreedereien auch, den Suezkanal, seit Huthi-Rebellen Ende 2023 im angrenzenden Roten Meer Angriffe auf Handelsschiffe gestartet haben. Die Umleitung der Schiffe um die Südspitze Afrikas erhöht die Kosten und sorgt für schwankende Frachtraten.
Tagesausblick
Der heutige News Flow ist v.a. von US-amerikanischen Indizes geprägt und gerade die Einzelhandelsumsätze sind aktuell besonders relevant – sowohl für die Fed als auch die US-Administration. Wir gehen von einem gemischten aber grundsätzlich positiven Bild aus. Es wird sich zeigen, ob der Automarkt die Stütze der Umsätze darstellen wird oder dieser Sektor seine Hoffnungen nicht zu erfüllen vermag.
Aktienmärkte
Auf dem Weg zu seinem Rekordhoch ging dem DAX etwas die Luft aus. Anleger kämpften sich durch eine Flut von Firmenbilanzen und zeigten sich insgesamt vorsichtig optimistisch. DAX +0,79%; MDAX +0,63%; TecDAX +0,33%.
Nach den jüngst erreichten Höchstständen kam die Wall Street gestern nicht recht voran. Ein überraschend starker Preisauftrieb auf Herstellerebene im Juli belastete. Die jüngst noch gestiegenen Zinssenkungshoffnungen erhielten dadurch wieder einen kleinen Dämpfer. Dow -0,03%; S&P 500 +0,03%; Nasdaq Comp. -0,01%.
Unternehmen
Hohe Kosten für Schadensabwicklung und Risikovorsorge haben den Gewinn des Leasinganbieters Grenke in H1 einbrechen lassen. Das Konzernergebnis sank auf 26,2 Mio. EUR nach 45,0 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen mitteilte. Aufgrund weiterhin hoher Insolvenzzahlen und Zahlungsausfälle stieg der Verlust aus Schadensabwicklung und Risikovorsorge im zweiten Quartal auf 47,1 Mio. EUR von 28,3 Mio. EUR vor Jahresfrist. Grenke bestätigte jedoch seine Jahresprognose.
Der Energiekonzern RWE hat nach Einbußen in H1 seine Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sei von Januar bis Ende Juni auf 2,1 Mrd. EUR von 2,9 Mrd. EUR gesunken, teilte der größte deutsche Stromerzeuger mit. Ursache hierfür seien u.a. ein niedrigeres Handelsgeschäft und Einbußen in der Ökostromproduktion durch schwächere Windverhältnisse gewesen.
Der Spezialchemiekonzern Lanxess hat in Q2 das schwache Marktumfeld zu spüren bekommen und wegen der mauen Aussichten seine Jahresziele eingedampft. Bei einem Umsatzrückgang um 12,6% auf 1,5 Mrd. EUR ging der operative Gewinn (EBITDA) vor Sondereinflüssen um 17,1% auf 150 Mio. EUR zurück. Netto stieg das Minus auf 45 Mio. EUR nach einem Fehlbetrag von 16 Mio. EUR vor Jahresfrist. "Das konjunkturelle Umfeld hat sich in den vergangenen Monaten nochmal deutlich eingetrübt", erklärte Vorstandschef Zachert. "Zusätzlich sorgen die anhaltenden Zolldiskussionen mit den USA für hohe Unsicherheit in den Märkten und erschweren die Lage für die europäische Chemieindustrie." Eine Verbesserung sei derzeit nicht in Sicht.
Devisen und Rohstoffe
Die Erwartungen an rasche Leitzinssenkungen in den USA wurden nach neuen Preisdaten etwas gedämpft. Dies stützte den USD, der zu vielen wichtigen Währungen zulegte.
Die US-Regierung will mit fast 1 Mrd. USD die heimische Förderung und Verarbeitung kritischer Rohstoffe vorantreiben. Damit solle die Abhängigkeit von Ländern wie China verringert werden, teilte das Energieministerium mit. Mit dem Geld sollen u.a. das Recycling und die Versorgung mit Seltenen Erden gefördert werden.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!