Börse am Morgen: Covestro, Dollar, Gold, Kaffee, Ölpreis - Nord LB Marktbericht
Isabel Schnabel hat Spekulationen über eine weitere Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) den Nährboden genommen. In einem Interview vom vergangenen Freitag äußerte sich Schnabel zurückhaltend: Die Konjunktur entwickelt sich besser als erwartet und das in Anbetracht der Tatsache, dass sich die von der EZB angestrebte Inflationsrate bereits auf dem Ziel-Niveau von 2% befindet. Schnabel wörtlich: „Angesichts dessen befinden sich unsere Zinsen auf einem angemessenen Niveau, und die Hürde für eine weitere Zinssenkung ist sehr hoch.“
Wochenausblick
In der neuen Woche werden die Anleger mit einem Auge auf Neuigkeiten zur Wirtschaftsentwicklung in Europa zu achten haben – insbesondere auf die aktuellen Zahlen zu den Stimmungsindikatoren des ZEW. Die Musik, die den Takt der Bewegungen an den intern. Finanzmärkten vorgeben dürfte, spielt aber wohl doch eher in Nordamerika! Vor allem die neuen Preisdaten aus den Vereinigten Staaten sollten eine hohe Relevanz haben. Mit Blick auf die CPIs ist im Juni ein recht ausgeprägter Anstieg zu erwarten. Auch perspektivisch dürfte es allerdings nicht zu wirklich nachhaltig unerfreulichen Entwicklungen an der makroökon. Preisfront in den USA kommen. In diesem Kontext wird auch auf das Beige Book und auf die Juli-Zahlen zu den Inflationserwartungen der University of Michigan zu achten sein. Zwar zeigte sich bei dieser Verbraucherbefragung zuletzt ein klarer Rückgang der kurzfrist. Inflationserwartungen, die Zeitreihe notiert allerdings weiterhin auf einem unerfreulich hohen Niveau!
Aktienmärkte und Rentenmärkte
An der Wall Street herrschte zum Ende der letzten Woche Verunsicherung. Die Ankündigung Trumps von weiteren Strafzöllen gegen den Nachbarn Kanada ab dem 01. August (Erhöhung auf 35% von derzeit 25%) trübte die Stimmung ein. Analoges Bild in Europa. Auch hier drohen pauschale Strafzölle. Das neue Rekordhoch beim DAX konnte zum Wochenausklang nicht gehalten werden. Es war dann doch wohl zu viel und zu schnell des Guten.
DAX -0,82%; MDAX -0,93%; TecDAX -1,51% Dow Jones -0,62%; S&P 500 -0,33%; Nasdaq Comp. -0,22%.
Renditen 30.-jähriger dt. Staatsanleihen notierten zum Wochenschluß in der Nähe ihrer Höchstwerte seit fast 15 Jahren (3,12%). Dies entspricht einem Year-to-date Anstieg von 84 Basispunkten!
Unternehmen
Aufgrund einer „schwachen Gesamtkonjunktur“ senkt der Kunststoffkonzern Covestro seine operative Gewinnprognose für das laufende Jahr deutlich. Die bisher erwartete Bandbreite beim EBITDA von EUR 1,0 Mrd. bis EUR 1,4 Mrd. wird auf EUR 0,7 Mrd. bis EUR 1,1 Mrd. reduziert. Der Free Operating Cashflow könne im Jahr 2025 sogar negativ enden, wie die Leverkusener am vergangenen Freitag mitteilten.
Devisen und Rohstoffe
Das EUR/USD Währungspaar bewegte sich am Freitag kaum. Devisenhändler warten auf die neuen US-Inflationszahlen.
Das gelbe Edelmetall erfreut sich weiter einer regen Nachfrage. Die als werterhaltende und sichere Anlage titulierte Welt-Ersatz-Währung will einfach nach oben. Gründe gibt es genug. Der Zollstreit mit den USA und auch die Sorge über eine weltweite Konjunkturabschwächung wirken weiter preisunterstützend; die Nachfrage steigt (nicht zuletzt auch von den Käufen der weltweiten Notenbanken). Gold verteuert sich zum Wochenschluss auf USD 3.343 pro Feinunze.
Ölpreise konnten sich am Ende der letzten Woche etwas berappeln. Ursache für den Preisanstieg waren Spekulationen, dass der US-Präsident eine „wichtige Erklärung“ für den heutigen Montag angekündigt hat (ohne vorab weitere Einzelheiten zu nennen). In den letzten Tagen standen die Ölpreise zuvor unter Druck. Die Angst einer weltweiten Wirtschaftseintrübung, ausgelöst durch die amerikanische Zollpolitik, hinterließ am Ölmarkt entsprechende Bremsspuren. Auch die Ankündigung der OPEC ihre Fördermengen auszuweiten, wirkte preisbremsend.
Die angekündigten 50%-US-Zölle für Importe aus Brasilien treiben den dt. Kaffeeröstern die Sorgenfalten ins Gesicht. Es existiere das nicht zu unterschätzende Risiko von sich ändernden Warenströmen (die USA ist der weltweit größte Einzelmarkt für Kaffee-Importe, Deutschland liegt auf Platz zwei). Brasilien ist bspw. für Deutschland der bedeutendste Rohkaffee Exporteur (30% aller dt. Importe). Zwar wird durch den neuen Zoll das verfügbare Kaffeeangebot nicht geringer, die Vereinigten Staaten könnten jedoch ihre Nachfrage außerhalb Brasiliens erhöhen und damit entsprechend die Kurse an den Warenterminmärkten beeinflussen. Am Freitag verteuerte sich die Sorte Arabica um rd. zwei Prozent.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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