Börse am Morgen: Fresenius Medical Care, Dollar, Gold, G7-Gipfel, Konjunkturdaten - Nord LB
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter Finanzmarktexperten veröffentlicht. Demnach hat sich die Konjunkturstimmung trotz der vielfältigen geopolitischen Belastungsfaktoren im Juni klar verbessert. Die Konjunkturerwartungen kletterten von zuvor 25,2 auf nun 47,5 Saldenpunkte. Dies ist mit Ausnahme des Zwischenhochs im März der höchste Wert seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. Auch der Saldo für die aktuelle Konjunkturlage konnte stärker als erwartet auf -72,0 Punkte zulegen. Die gestrigen Daten liegen somit insgesamt deutlich über den Erwartungen der zuvor befragten Analysten und Volkswirte. Der Schock durch Trumps Zollchaos ist vorerst überwunden und der Konflikt zwischen dem Iran und Israel scheint bislang noch ohne stärkeren Effekt. Sofern eine Eskalation bei diesen Hauptrisikofaktoren ausbleibt, dürfte sich die Stimmungserholung fortsetzen. Die Zeichen für einen konjunkturellen Wendepunkt verdichten sich dank niedrigerer Zinsen und vor allem der Neuausrichtung der deutschen Fiskalpolitik immer mehr. Eine Überwindung der Stagnationsphase rückt so in greifbare Nähe.
Die US-Importpreise stagnierten im Mai auf dem Niveau des Vormonats. Ökonomen hatte nach einem Anstieg im April um 0,1% einen Rückgang um 0,2% erwartet. Verglichen mit dem Vorjahresmonat lagen die Importpreise um 0,2% höher.
Mit m/m -0,9% waren die US-Einzelhandelsumsätze im Mai kräftig rückläufig. Aufgrund schwacher PKW-Verkaufszahlen hatten Experten einen Rückgang um 0,7% prognostiziert. Dieser Wert wurde sogar noch unterschritten.
Tagesausblick
Während in Europa Inflationsdaten aus Großbritannien und für die Eurozone gemeldet werden, dürfte die Mehrheit der Marktteilnehmer vor allem gespannt auf die USA schauen. Heute wird Jerome Powell voraussichtlich vermelden, dass die Fed den Leitzins der USA bei 4,50% belassen wird. Ein besonderes Augenmerk wird nun wieder auf den Projektionen der Fed-Gouverneure liegen, welche nur jede zweite Sitzung aktualisiert werden. Vor allem die Dot-Plots genießen hohe Beachtung, wobei man stets im Hinterkopf behalten sollte, dass hierbei auch ein Stück weit das Erwartungsmanagement gesteuert wird. Nichtsdestotrotz könnte sich hieraus schon eine Indikation für den weiteren Pfad der Geldpolitik ablesen lassen.
Renten- und Aktienmärkte
Der vorzeitige Abflug von US-Präsident Trump vom G7-Gipfel in Kanada, der nach eigener Aussage nichts mit der Arbeit an einem Waffenstillstand zu tun hat, sowie seine Aufforderung an die Bevölkerung in Teheran, die Stadt zu verlassen, sorgten an den Kapitalmärkten gestern für Unruhe und lösten erneut eine Flucht in als sicher angesehene Anlagen aus.
Entsprechend handelten Bundesanleihen mit Kursaufschlägen, während die europäischen Aktienmärkte Federn ließen. Besonders belastet waren Aktien aus der Wind- und Solarbranche. US-Republikaner hatten zuvor einen Gesetzentwurf im Senat vorgelegt, nach dem Subventionen für Wind- und Solarenergie 2028 (u.a. Steuergutschriften) abgeschafft werden sollen. DAX -1,12%; MDAX -0,95%; TecDAX -1,25%.
Auch an der Wall Street sorgte der Konflikt zwischen Israel und dem Iran für Kursverluste. Zudem stieg die Nervosität vor der heute anstehenden Zinsentscheidung der Zentralbank Fed. Dow Jones -0,70%; S&P 500 -0,84%; Nasdaq Comp. -0,91%.
Unternehmen
Der Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) strebt bis 2030 eine operative Ergebnismarge im mittleren Zehnerprozentbereich an (2025 sollen 11%-12% erreicht werden). Hierzu plant das Unternehmen unter anderem zusätzliche Einsparungen von EUR 300 Mio., wozu das bisherige Sparprogramm um 2 Jahre verlängert werden soll. Bis Ende 2027 sollen so Einsparungen von insgesamt EUR 1,05 Mrd. erreicht werden. Darüber hinaus soll in H2 2025 ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu EUR 1 Mrd. anlaufen.
Devisen und Rohstoffe
Der USD fungierte gestern angesichts der steigenden Nervosität bzgl. der Situation im Nahen Osten als Fluchtwährung. Entsprechend fiel der Kurs des EUR. Die gleichen Sorgen befeuerten die Ölpreise. Sowohl die Nordseesorte Brent als auch die US-Sorte WTI waren über 5% teurer.
Nach einer Umfrage des World Gold Council (WGC) wollen in diesem Jahr 43% der befragten 73 Notenbanken ihre Goldbestände weiter ausbauen. Keine will dagegen die Bestände reduzieren.
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