Börse am Morgen: DHL, Lufthansa, Marvell, Ströer - Nord LB
Die EZB hat im März die Leitzinsen wie erwartet um weitere 25 Basispunkte gesenkt. Seit dem Start des aktuellen Zinssenkungszyklus im Juni 2024 hat sie den Einlagesatz um 150 Basispunkte auf aktuell 2,50% reduziert. Bei diesem Niveau sieht der Rat nun aber das Leitzinsniveau als „spürbar weniger restriktiv“ an, ein Hinweis auf eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Tempoverlangsamung bzw. Zinspause im April und ein näher rückendes Ende des aktuellen Zinssenkungszyklus.
Nach Angaben des europäischen Statistikamts Eurostat verzeichneten die Einzelhändler im Euroraum im Januar 0,3% weniger Umsätze als im Januar. Ökonomen rechneten im Schnitt nur mit einem Rückgang um 0,1%. Im Dezember gab es nach Datenrevision eine Stagnation. Zuvor war ein Minus von 0,2% gemeldet worden. Deutsche Einzelhändler verbuchten trotz gedämpfter Kauflaune im Januar 0,1% höhere Umsätze als um Dezember.
Tagesausblick
In den USA laufen heute die Februar-Daten für die stark im Fokus stehenden Arbeitsmarktdaten „aus der ersten Reihe“ über die Ticker. Mit den Non-Farm Payrolls werden die aktuellen Daten zum Beschäftigungsaufbau berichtet. Ein prüfender Blick wird sicherlich darauf liegen, inwieweit sich der Dienstleistungssektor auch weiterhin als Job-Motor erweist und wie sich insbesondere der Aufbau von staatlichen Stellen entwickelt. Ebenso wichtig werden die Daten zur Arbeitslosenquote, die separat erhoben werden.
Renten- und Aktienmärkte
In ganz Europa setzte sich der Kursrückgang bzw. Renditeanstieg bei Staatsanleihen fort. Die angekündigten Fiskalpakete wirken hier weiter nach, zudem belasteten zurückhaltende Aussagen der EZB hinsichtlich weiterer Leitzinssenkungen.
Der DAX bekam nach einer volatilen Handelsphase am Nachmittag Rückenwind von der Wall Street und markierte erneut ein neues Allzeithoch. DAX +1,47%; MDAX +1,77%; TecDAX +0,82%.
Die Wall Street drehte allerdings nach dem Handelsschluss auf dem Frankfurter Parkett ins Minus. Ursächlich war einerseits erneut die US-Zollpolitik, nachdem Trump ankündigte, dass die Ausnahme für Automobilhersteller für Importe aus Kanada und Mexiko nur von kurzer Dauer sein werden, und andererseits ein enttäuschender Ausblick von Marvell, der den gesamten Halbleitersektor kräftig nach unten zog. Dow -0,99%; S&P 500 -1,78%; Nasdaq Comp. -2,61%.
Unternehmen
Während der Umsatz der Lufthansa-Group in 2024 mit EUR 37,6 Mrd. (+6%) ein neues Rekordhoch erreichte, sank das bereinigte EBIT um 39% auf EUR 1,65 Mrd. Wärend Swiss aus der Schweiz hierzu mehr als EUR 800 Mio. (-1%) beitrug, rutschte die Kernmarke mit EUR -94 Mio. (Vj.: EUR +866 Mio.) in die Verlustzone. Die Gründe für den Gewinnrückgang sind vielfältig: Streiks, hohe Wettbewerbsintensität, hohe Standortkosten in Deutschland, Mangel an neuen Flugzeugen, Servicemängel u. a. Für das laufende Jahr stellte das Management einen „klaren Umsatzanstieg“ sowie ein bereinigtes EBIT „deutlich über Vorjahr“ in Aussicht.
DHL wies für 2024 bei einem Umsatzplus von 3% auf EUR 84,2 Mrd. einen EBIT-Rückgang um 7,2% auf EUR 5,9 Mrd. aus. Belastet haben vor allem ein schwacher europäischer Straßengüterverkehrsmarkt (Unternehmensbereich Global Forwarding, Freight) sowie der anhaltende Strukturwandel im Briefgeschäft (Post & Paket Deutschland). In letzterem Bereich sollen zukünftig rund 8.000 von 190.000 Stellen wegfallen. Dies soll ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen und Einsparungen von über EUR 1 Mrd. bringen. Die Dividende soll mit EUR 1,85 je Aktie stabil bleiben, das laufende Aktienrückkaufprogramm um EUR 2 Mrd. auf EU 6 Mrd. aufgestockt und bis 2026 verlängert werden.
Der Außenwerbe-Spezialist Ströer steigerte seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 6% und überschritt mit EUR 2,05 Mrd. erstmals die Zwei-Milliarden-Schwelle. Das bereinigte EBITDA kletterte überproportional um 10% auf EUR 626 Mio. Allerdings hatte das Unternehmen selbst ein Umsatzwachstum über dem Niveau des Vorjahres, welches bei +7,5% lag, in Aussicht gestellt. Dieses Ziel wurde somit verfehlt. Nach 9M lag das Plus noch bei fast 8%, das Wachstum verlangsamte sich also in Q4.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR setzte seinen Höhenflug infolge der möglichen Tempoverlangsamung bei den Zinssenkungen der EZB fort, er eroberte die Marke von USD 1,08.
Die Ölpreise konnten sich nach den vorangegangenen Verlusten stabilisieren.
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