Börse am Morgen: U.a. mit Metro, SAP, US-Wahl, Ölpreis - Nord LB

Der im vergangenen Jahr begonnene Rückgang der deutschen Erzeugerpreise (Signalgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise) hat sich im September wegen billigerer Energie überraschend stark beschleunigt. Die Hersteller gewerblicher Produkte - von Butter bis Gas - verlangten durchschnittlich 1,4% weniger für ihre Erzeugnisse als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das war bereits der 15. Rückgang in Folge. Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 1,0% gerechnet, nachdem es im Juli und August noch jeweils einen Rückgang von 0,8% gegeben hatte. In der Statistik werden die Preise für Produkte von Herstellern geführt, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Groß- und Einzelhandel kommen.
Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern sind im September kräftig gestiegen. Sie erhöhten sich um knapp 7% im Vergleich zum Vorjahresmonat auf mehr als 86 Mrd. EUR. Wegen der mauen Wirtschaftsentwicklung sind die Steuereinnahmen in diesem Jahr bislang sehr schwankungsanfällig.
Der europäische Automarkt hat seine Talfahrt im vergangenen Monat fortgesetzt. Die Pkw-Neuzulassungen sanken im September um 6 1%, wie der Herstellerverband ACEA mitteilte. Unter den großen Märkten erlebten Frankreich und Italien prozentual zweistellige Rückgänge, in Deutschland betrug das Minus 7%.
Tagesausblick
Der Internationale Währungsfonds will seine neuen Prognosen für die Weltwirtschaft veröffentlichen. Im Juli hatte der IWF noch Wachstumsraten von etwas über 3% für die Jahre 2024 und 2025 in Aussicht gestellt. Daran dürfte sich nicht viel ändern, wie IWF-Chefin Georgiewa bereits angedeutet hatte. Globale Wachstumstreiber sind vor allem Indien und China. Die Aussichten für die zuletzt schon abgeschlagene deutsche Wirtschaft dürften sich vermutlich noch einmal eingetrübt haben.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt hat sich vor der Veröffentlichung vieler Unternehmenszahlen in dieser Woche verhalten präsentiert. DAX -1,00%; MDAX -0,67%; TecDAX -1,29%.
Die immer näher rückende US-Präsidentschaftswahl und die laufende Bilanzsaison sorgen für Nervosität an der Wall Street. Im weiteren Wochenverlauf stehen die Finanzberichte von 114 S&P500-Unternehmen wie IBM, Tesla und Coca-Cola an. Viele Analysten sind sich einig, dass die Zahlen über die weitere Richtung am US-Aktienmarkt entscheiden könnten. Als weitere Belastung erwiesen sich die deutlich gestiegenen Renditen am als sicher geltenden Staatsanleihen-Markt. Börsianer begründeten dies mit der Sorge, dass nach den Präsidentschaftswahlen am 5. November die Staatsschulden deutlich stiegen könnten – unabhängig vom Ausgang. Dow Jones -0,8%; S&P 500 -0,2%.
Unternehmen
Der Großhandelskonzern Metro hat auch dank einer Steigerung in Q4 seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2023/24 in die Höhe schrauben können. "Wir beenden das Geschäftsjahr mit einem Umsatzplus von 5,9% und einem Wachstum in allen Segmenten und Vertriebskanälen", sagte Metro-Chef Greubel. Gleichzeitig blieben die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und auch der Ausblick für das kommende Geschäftsjahr aber herausfordernd. Für das bereinigte EBITDA hatte der Konzern ggü. den rund 1,16 Mrd. EUR aus dem Vorjahr eine Spanne in Aussicht gestellt – es könne um 100 Mio. EUR sinken oder um bis zu 50 Mio. EUR zulegen. Hier wird das untere Ende des Prognosekorridors erwartet.
Gestützt auf ein erneut überraschend starkes Quartalsergebnis hat SAP seine Gesamtjahresziele angehoben. Das Wachstum der Clouderlöse entwickelte sich außerordentlich gut. Dabei spielten Angebote mit Künstlicher Intelligenz (KI) eine entscheidende Rolle. Die Erlöse im Cloud-Geschäft stiegen den Angaben zufolge in Q3 währungsbereinigt um 27% auf 4,35 Mrd. EUR. Der bereinigte operative Gewinn habe sogar um 28% auf 2,24 Mrd. EUR zugelegt und die Markterwartungen übertroffen. Auf dieser Basis peilt SAP nun Cloud- und Software-Erlöse von 29,5 - 29,8 statt 29 - 29,5 Mrd. EUR an. Das Betriebsergebnis werde voraussichtlich bei 7,8 - 8 statt 7,6 bis 7,9 Mrd. EUR liegen.
Rohstoffe
Die Ölpreise sind zum Wochenstart gestiegen und haben damit einen Teil der Verluste der vergangenen Woche wieder wettgemacht. Unterstützung kam von neuen Maßnahmen Chinas zur Ankurbelung der lahmenden Konjunktur. Die Notenbank stemmte sich erneut mit einer Zinssenkung gegen die hartnäckige Wirtschaftsflaute. Der einjährige Kreditzins und die entsprechende fünfjährige sogenannte Loan Prime Rate (Schlüsselzins für Immobilienkredite) wurden gesenkt.
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