Börse am Morgen: U.a. mit Microsoft, Pfizer, Fed und Ölpreis - Nord LB

Die deutsche Wirtschaft ist in der Stagnation gefangen. Nach einem guten Jahresauftakt ist das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Frühjahr bereits wieder leicht geschrumpft (-0,1% q/q). Die Prognosen der zuvor befragten Volkswirte wurden damit klar verfehlt. Der reale private Konsum dürfte sich zwar positiv entwickelt haben, konnte den Rückgang der Investitionen jedoch nicht kompensieren. Die ausgeprägte Investitionsschwäche ist nicht nur auf das hohe Zinsniveau zurückzuführen, sondern ist Ausdruck der hohen wirtschaftspolitischen Unsicherheit im Land. Zudem haben die Frühindikatoren zuletzt wieder eine Zunahme des Pessimismus signalisiert. Die erhoffte konjunkturelle Erholung verschiebt sich weiter in die Zukunft, auch weil externe Impulse derzeit fehlen oder wie bei der Zinswende noch zu schwach sind. Es braucht aber offensichtlich einen Impuls, um Pessimismus und Investitionsattentismus endlich zu durchbrechen.
Das BIP in der gesamten Eurozone wuchs dagegen trotz der Schwäche in Deutschland im Vergleich zum Vorquartal mit 0,3% etwas stärker als gedacht. Frankreich (+0,3%) und Spanien (+0,8%) überraschten positiv.
Die Inflationsrate in Deutschland ist im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat gemessen am nationalen Verbraucherpreisindex (VPI) um 2,3% gestiegen. Der für europäische Zwecke harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist auf Jahressicht von zuvor 2,5% im Juni ebenfalls leicht auf nunmehr 2,6% gestiegen. Experten rechneten im Schnitt jeweils mit 0,1 PP weniger. Treiber der Entwicklung waren vor allem Dienstleistungen (+3,9%). Hier wirkten sich deutlich gestiegene Löhne aus, die an die Kunden weitergegeben wurden. Nahrungsmittel verteuerten sich y/y um 1,3%, wohingegen sich Energie um 1,7% verbilligte. Die Kerninflation verharrte bei 2,9%.
Im Juli trübte sich das Geschäftsklima im Euroraum weiter leicht ein. Es sank um 0,1 auf 95,8 Punkte. Volkswirte hatten allerdings im Konsens mit einem stärkeren Rückgang auf 95,4 Zähler gerechnet.
Tagesausblick
Heute sollte die Notenbanksitzung in den USA von besonderer Bedeutung für die Märkte sein. Inzwischen dürfte die Geldpolitik der Fed bereits ziemlich restriktiv wirken. So belastet das hohe Renditeniveau die Stimmung in der US-Bauwirtschaft mittlerweile sehr spürbar. Auch die Realzinsen und die Inflationserwartungen deuten in diese Richtung. Mit Anpassungen des Zinsniveaus durch das FOMC ist momentan dennoch nicht zu rechnen. Vielleicht gibt es aber immerhin bereits verbale Signale in Richtung einer bald fallenden Fed Funds Target Rate - zu viel Aktivität darf man von Jerome Powell am aktuellen Rand aber eher nicht erwarten.
Aktien- und Rentenmärkte
Deutsche Anleihen handelten gestern uneinheitlich.
Die aus den deutschen Inflationszahlen aufkeimende Zinssenkungsphantasie mit Blick auf die EZB sorgte für freundliche Stimmung an Europas Aktienmärkten. DAX +0,49%; MDAX +0,83%; TecDAX +0,16%.
An der Wall Street setzte sich nach anfänglichem Optimismus Nervosität vor den in dieser Woche anstehenden Tech-Veröffentlichungen von Microsoft (gestern nach Börsenschluss), Apple und Amazon durch. Dow Jones +0,50%; S&P500 -0,50%; Nasdaq Comp. -1,28%.
Unternehmen
Pfizer schaffte in Q2 zum ersten Mal seit dem Höhepunkt der Covid-Umsätze in Q4 2022 ein Umsatzwachstum. Der Konzernumsatz stieg um 2% auf USD 13,28 Mrd. und wuchs ohne Berücksichtigung der Corona-Geschäfte um 14%. Der bereinigte Nettogewinn gab um 11% auf USD 3,4 Mrd. nach, übertraf allerdings die Analystenschätzungen. Das Unternehmen erhöhte sein Umsatzziel für das laufende Jahr von zuvor USD 58,5 Mrd. bis USD 61,5 Mrd. auf nunmehr USD 59,5 Mrd. bis USD 62,5 Mrd. Unterstützung kommt dabei vom Corona-Medikament Paxlovid sowie von der Übernahme des Krebsspezialisten Seagen.
Während Microsofts Quartalszahlen auf Konzernebene die Markterwartungen überwiegend übertrafen, enttäuschte das Umsatzwachstum in der Cloud-Sparte Azure (+29%). Anleger hatten sich aus den milliardenschweren Investitionen in Rechenzentren für Künstliche Intelligenz mehr versprochen.
Devisen und Rohstoffe
Die Währungsrelation EUR/USD bewegte sich gestern kaum.
Beim Öl überwogen Sorgen vor einer schwachen Nachfrage in China die Auswirkungen der Spannungen im Nahen Osten. Die Preise fielen weiter.
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