Unglaublich – exklusive Analysen - Börse München
Gegen Ende der Woche holt der deutsche Leitindex noch einmal kräftig auf, „Dax steigt über Marke von 16.100 Punkten“, meldet die Börsen-Zeitung, legt aber etwas skeptisch nach: „Folgt nach dem Feuerwerk der Kater?“. Der digitale Euro soll jetzt definitiv kommen und den Groschen endgültig aus dem Portmonee verbannen: „Der digitale Euro wird vorangetrieben“, schreibt das Handelsblatt und „viel Freiraum für EZB beim digitalen Euro“ erkennt die Börsen-Zeitung. Wir sind gespannt. Die Konjunktur lahmt, keine Frage, auf die Folgen macht Die Welt aufmerksam: „Firmenpleiten nehmen in Deutschland wieder zu“.
Exklusiv
Zumindest zum Wochenbeginn zeigten die Märkte eindeutig Richtung Süden, insofern interessierte uns, was die Finanzmagazine in einer solchen Situation raten. Heiße Aktien waren dieses Mal nicht dabei! Sondern ganz einfach: „Mach’s wie die Besten“ so der Rat von Focus Money: „Ein Dutzend Profitipps für Ihr Depot“ heißt es dazu. Immerhin hat es unter die Gurus auch eine Frau aufs Titelbild geschafft: Catherine Yeung wird von Jens Erhardt, Hendrik Leber und Stefan Freytag umrahmt. Börse Online kontert mit einer „unglaublichen Analyse: Bringen diese Aktien 500%?“ Typisch Börse, das weiß man immer erst hinterher. Der Aktionär kommt in roter Aufmachung mit einer zu einem Herzen gefalteten Dollarnote im Mittelpunkt. Verstanden haben wir die Idee dahinter nicht wirklich, umringt wird das Herzchen von Sprüchen wie „30.000 Dollar. Der Bitcoin hat sich seit Januar verdoppelt. Lohnt jetzt der Einstieg“, oder „Favoriten für das zweite Halbjahr“. Wem das alles zu oberflächlich ist, dem bietet Euro am Sonntag „die exklusiven Analysen“ an, nämlich zu „Dax, Dow, NASDAQ und Gold“. „Die Aussichten bis Jahresende“ gibts dann noch inklusive!
Unsterblich
Das Handelsblatt hat seine Wochenendausgabe ganz der Künstlichen Intelligenz gewidmet: „Aufbruch in eine neue Zeit“ lautet der Titel, der die berühmte Darstellung der Entwicklung des Menschen vom gebückten Gang des Affen bis zum Aufrechten des Menschen mit Hilfe von Robotern nachzeichnet. Und weiter steht zu lesen: „Künstliche Intelligenz verändert uns und unsere Welt. Welche Jobs bleiben? Macht KI reich? Oder sogar unsterblich?“ Wäre ja auch zu blöde, wenn man arm und unsterblich wäre, uns würde ja reich und sterblich völlig genügen, aber unsere Intelligenz ist auch nur allzu menschlich. Immerhin „50 Antworten auf die wichtigsten Zukunftsfragen“ soll das Heft auf „80 Seiten zur KI-Revolution“ liefern. Auch interessant: Es wird ein eigenes Redaktionsteam zur KI gebildet, um künftig darüber zu berichten – mit echten Menschen.
Wandern
Wandertag war schon zu Schulzeiten ein zweischneidiges Schwert: Einerseits beliebt, weil man nicht in der Schule schwitzen und keine Klausuren schreiben musste, andererseits nahm so mancher Lehrer den Begriff doch allzu wörtlich. In Unternehmen heißt es Betriebsausflug, obwohl doch eher die Belegschaft ausfliegt als der Betrieb. Auch das Fliegen ist nicht wörtlich zu nehmen, meist genügt die nähere Umgebung. Angeblich, zu diesem Ergebnis kommt das Magazin Impulse, festigt es den Teamgeist, wenn man die Kollegin und den Kollegen auch von seiner privateren Seite kennenlernt. Wir ahnen, das Gegenteil könnte auch passieren. Impulse liefert eine Reihe von offensichtlich Kindergeburtstagsfeiern entlehnten Ideen, die von der Schnitzeljagd (heißt jetzt politisch korrekt Geocoaching) bis Wandern mit Alpakas oder einem Krimi-Dinner reichen. Oder wird lieber der Escape Room gebucht – eingesperrt mit den Kollegen gemeinsam einen Ausbruch versuchen – aber hat man diese Nahtoderfahrung nicht täglich im Büro?
Hühnermist
Wie wir einer Notiz aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung entnehmen, setzt der japanische Autohersteller Toyota künftig auf das Huhn. Nicht gegrillt, sondern lebend, denn es soll „Hühnermist zu Wasserstoff“ werden, wie der Artikel überschrieben ist. Auch eine Form der Wandlung. Gemeinsam mit den Essensresten aus der Toyota-Kantine soll der Hühnermist zu grünem Wasserstoff verarbeitet werden, weil der Konzern in weiten Teilen Asiens batteriegetriebene Autos mangels Lademöglichkeiten für keine adäquate Lösung hält. Vielleicht fahren die Autors dort dann künftig Hühnerhöfe statt Tankstellen an. Uns fiel ein jenseits von Bayern wahrscheinlich weniger bekanntes Lied von Ringsgwandl ein: „Hühnerarsch sei wachsam!“ So ist er, der Ringsgwandl.
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