Nord LB – ifo-Geschäftsklima: Gute Stimmung trotz Brexit, Trump und CETA – DAX jubelt
Vor wenigen Minuten hat das Münchner ifo-Institut die Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat Oktober veröffentlicht. Demnach ist der Index der Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen nochmals deutlich auf 106,1 Punkte angestiegen. Auch die aktuelle Lage wird von den rund 7.000 befragten deutschen Unternehmenslenkern mit 115,0 Punkten noch etwas besser als im Vormonat beurteilt. Der aus beiden Komponenten berechnete Geschäftsklimaindex, der mit Sicherheit wichtigste und verlässlichste Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, notiert mit 110,5 Punkten auf dem höchsten Stand seit Anfang 2014.
Bereits gestern hatte IHS Markit seine vorläufigen Ergebnisse der Oktoberumfragen unter Einkaufsmanagern in der Industrie und im Dienstleistungssektor veröffentlicht. Mit 55,1 Punkten wird für die Industrie im Oktober das stärkste Wachstum seit Januar 2014 signalisiert, zudem ist auch der Dienstleistungssektor nach einer kurzen Delle im Sommer wieder klar im Expansionsbereich.
Die in den letzten Monaten vielfach beschworenen Risikofaktoren (z.B. Brexit, Trump) konnten die gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft offensichtlich nicht trüben. Vieles von dem, was befürchtet wurde, ist bislang nicht eingetreten oder zumindest unwahrscheinlicher geworden. Der Brexit wirkt sich zumindest noch nicht unmittelbar negativ aus, und Donald Trump glaubt nach all seinen öffentlich bekannten Eskapaden wohl inzwischen selbst nicht mehr an seinen Wahlerfolg. Zudem gab es in der vergangenen Woche positive Nachrichten von der iberischen Halbinsel: In Spanien ist der Weg für eine Minderheitsregierung nach fast einjähriger Hängepartie frei und die letzte Ratingagentur, die Portugal noch im Investment-Grade-Bereich sieht, hat diese Bewertung am Freitag bestätigt. Somit kann die EZB weiterhin portugiesische Staatsanleihen ankaufen. Anderenfalls wäre zur Eurokrise sicher ein neues Kapitel hinzugekommen.
Der Widerstand einiger belgischer Regionen gegen das umfassende Wirtschafts- und Handelsabkommen (CETA) hingegen deutet auf grundlegende Probleme der Europäischen Union. Allerdings müssen sich auch die Befürworter von CETA kritische Fragen gefallen lassen. Warum wurde ein sicher nützliches Handelsabkommen zwischen zwei befreundeten Wirtschaftsregionen unnötig gefährdet, indem man es mit bis zuletzt umstrittenen Aspekten (Investitionsschutzabkommen, Sonderklagerechte vor Schiedsgerichten, gemischter CETA-Ausschuss) überfrachtet? Direktinvestitionen in der EU oder in Kanada scheitern sicher nicht an dem jeweils gültigen Rechtsrahmen. Bei CETA ist das letzte Wort sicher noch nicht gesprochen. Dämpfende Effekte für die deutsche Wirtschaft sind durch die Verzögerung nicht zu erwarten.
Beim Blick auf die Detailergebnisse des heutigen ifo Konjunkturtests wird deutlich, wie breit unterfüttert der Aufschwung ist. Mit Ausnahme des ohnehin gut laufenden Handels verbesserte sich das Geschäftsklima deutlich im Verarbeitenden Gewerbe und nochmals im Bauhauptgewerbe. Wir bleiben bei unserer Prognose eines BIP-Wachstums in Höhe von 1,9% in diesem Jahr. Dem deutschen Aktienmarkt konnten die sehr freundlichen Konjunktursignale gestern und heute helfen. Der DAX markierte heute früh ein neues Jahreshoch über der Marke von 10.800 Punkten!
Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex hat sich im Berichtsmonat Oktober erneut verbessert. Besonders kräftig stiegen die Geschäftserwartungen der Unternehmen, die nun auf dem höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren liegen. Die deutsche Wirtschaft steht vor einem goldenen Herbst, was auch den DAX auf ein neues Jahreshoch gehievt hat. Brexit, Trump, CETA-Hängepartie – alle vermeintlichen Risikofaktoren scheinen an der deutschen Wirtschaft geradezu abzuperlen. Nach den heutigen Zahlen bekräftigen wir unsere Prognose, wonach die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um beachtliche 1,9% zulegen wird.

