Ferratum: „Unser Wachstum basiert auf drei Treibern“ - Interview
50 Millionen Euro will Ferratum mit einer neuen Anleihe ins Unternehmen holen. Die Laufzeit liegt bei drei Jahren, die jährliche Verzinsung steht bei 4,875 Prozent. Heute startet die Zeichnungsfrist für die Anleihe, sie endet spätestens am 20. Juni.
Finanzchef Clemens Krause erklärt im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de, wie das Geld aus der Anleihe genutzt werden soll. Er spricht über die Strategien rund um die Mobile Bank und über die Chancen, die er bei den Kleinkrediten für Unternehmer sieht. Das künftige Wachstum von Ferratum, die hohen Zinsen für das Tagesgeld und die Pläne im zweiten Halbjahr sind weitere Themen im Gespräch mit CFO Krause.
www.4investors.de: Warum begeben sie wieder eine Anleihe, die zudem „nur“ drei Jahre läuft?
Krause: Wir möchten mit dieser Emission an das Erfolgsmuster unserer bisherigen Kapitalmarkttransaktionen anknüpfen – wir sind ja mittlerweile keine Unbekannten mehr auf dem Frankfurter Börsenparkett. Aus Gesprächen mit Marktteilnehmern haben wir den Eindruck gewonnen, dass ein Emissionsvolumen von 50 Millionen Euro und eine Laufzeit von drei Jahren als attraktiv wahrgenommen werden. Mit dem Geld wollen wir unser Kreditportfolio deutlich ausbauen und damit weiter wachsen.
www.4investors.de: Das Geld der Anleihe soll in den Ländern eingesetzt werden, in denen sie keine Banklizenz haben. Warum ist das gerade dort notwendig?
Krause: Wir agieren heute bereits in elf Ländern mit einer Vollbanklizenz – dort können wir uns vor allem über das Einlagengeschäft unserer Kunden, d.h. Tages- und Festgelder, refinanzieren. In weiteren zwölf Ländern innerhalb und außerhalb Europas ist das noch nicht möglich. Dort erfolgt die Refinanzierung über den Kapitalmarkt, sprich über die nun geplante Anleihe.
www.4investors.de: Streben sie in Kanada und Neuseeland eine Lizenz an?
Krause: Kurzfristig nicht, mittel- bis langfristig wollen wir aber die Zahl der Länder mit Banklizenz zunehmend steigern. Wir wollen uns zu einem Anbieter im Bereich Kleinkreditvergabe, Geldanlage und Kontoführung entwickeln, der international breit aufgestellt ist und ein vollumfängliches Bankangebot macht. Unser Wachstum basiert auf drei Treibern: die Ausweitung unserer Marktanteile in bestehenden Ländern, die Erschließung neuer Märkte sowie die Einführung neuer Produkte, wie beispielsweise unsere Mobile Bank, die wir in Schweden bereits etabliert haben.
www.4investors.de: Wie sieht es mit den Kündigungsrechten bei der Anleihe aus?
Krause: Es gibt eine ganze Reihe nicht finanzieller Covenants, die sich im Rahmen der marktüblichen Standards bewegen. Zu nennen ist beispielsweise eine umfangreiche Change of Control-Klausel, die den Anleihegläubigern ein Sonderkündigungsrecht gibt, sofern die Anteile des Unternehmensgründers und CEO Jorma Jokela unter 35 Prozent fallen sollten. Die Anleihe wird zudem sofort fällig, falls wir weltweit gegenüber irgendeinem anderen Gläubiger vertragsbrüchig werden sollten – das ist die so genannte Cross Default-Klausel, die eine Gleichbehandlung aller Gläubiger zum Ziel hat.
www.4investors.de: Bisher ist ihre Mobile Bank nur in Schweden aktiv, im weiteren Jahresverlauf ist die Expansion in andere europäische Länder geplant. Was erwarten sie von diesem Schritt?
Krause: Die Mobile Bank ist ein zentraler Baustein in unserer Strategie, Neukunden zu gewinnen und bestehenden Kunden ein erweitertes, attraktives Angebot zu unterbreiten. Mit unserer Mobile Bank grenzen wir uns deutlich vom Wettbewerb ab, denn sie stellt die erste vollständige Bank in der Hosentasche dar. Mit einem Fingertipp kann ich all meine Bankgeschäfte kontenübergreifend erledigen. Dazu zählen auch die Geldanlage sowie der schnelle Abruf mobiler Kredite. Unsere offene Plattform erlaubt zudem, Produkte von Drittanbietern zu integrieren, wie beispielsweise Investmentfonds. Innovativ ist nicht zuletzt der Prozess der Kontoeröffnung: selbst die Legitimationsprüfung erfolgt rein digital und in wenigen Minuten – und das Post-Ident-Verfahren ist nicht länger erforderlich.
www.4investors.de: Wie hoch ist die Ausfallrate bei den von ihnen begebenen Krediten?
Krause: Da wir gewisse Ausschlusskriterien bei der Kreditvergabe haben und ein umfangreiches Scoring-Modell haben, das wir laufend weiterentwickeln, haben wir die Ausfallrate mittlerweile auf etwa fünf Prozent reduziert. Dies ist eine durchaus branchenübliche Kenngröße. Wir zielen nicht auf so genannte Grenzbonitäten ab, sondern wollen sowohl im Bereich der Konsumentenkredite als auch zunehmend bei Unternehmenskrediten in erster Linie ein flexibles und leicht zu handhabendes Angebot machen, das beispielsweise zur Liquiditätsüberbrückung genutzt werden kann.
www.4investors.de: Wenn man unterm Strich alles zusammenzählt – mit welchem Zins muss ein Kunde inklusive Verwaltungsgebühren etc. bei ihnen rechnen?
Krause: Die Gebühren unterscheiden sich natürlich je nach Land und Wettbewerbsumfeld, ähnlich wie bei klassischen Banken werden auch bei uns einige Services extra abgerechnet. Der typische von uns vergebene Konsumentenkredit liegt bei ca. 250 Euro, die nach 30 bis 45 Tage auf einmal zurückgezahlt werden, zuzüglich etwa 10 Prozent Zinsen.
www.4investors.de: Sie vergeben auch Kleinkredite an Unternehmen. Wie sind in diesem Geschäftszweig die Aussichten?
Krause: Das ist für uns ein hochinteressanter Geschäftszweig, von dem wir uns noch eine Menge Wachstum erhoffen. Der Erwerb einer zweiten Banklizenz in Deutschland mit der FCB Firmen-Credit Bank soll uns dabei helfen, das Firmenkundengeschäft weiter auszubauen. Wir richten uns dabei vor allem an kleine Mittelständler, wie ein Bäcker an der Ecke oder ein Taxiunternehmen. Für viele dieser Unternehmer ist die Beantragung von Bankkrediten sehr zeitaufwendig. Genau dafür wollen wir eine schnelle und unkomplizierte Lösung anbieten.
www.4investors.de: Ihr Tagesgeldsatz von 1,3 Prozent ist momentan kaum zu schlagen. Was ist das Motiv für diese Offerte?
Krause: Wir wollen den Namen Ferratum im Bereich der Geldanlage noch bekannter machen. Kunden, die unsere Einlageprodukte nutzen, werden im Idealfall auch Kunden unserer Kreditprodukte oder nutzen das Angebot unserer Mobile Bank. Über das Einlagengeschäft können wir uns gleichzeitig refinanzieren, d.h. noch mehr Kredite an unsere Kunden gewähren und darüber das Unternehmenswachstum vorantreiben
www.4investors.de: Ist das Tagesgeld der Kunden abgesichert?
Krause: Ja! Ähnlich wie bei einer deutschen Bank sind die Einlagen der Ferratum Bank bis zu 100.000 Euro je Kunde abgesichert. Als in Malta lizenziertes Finanzinstitut dürfen wir innerhalb der EU agieren.
www.4investors.de: Mit welchem Wachstum ist in den kommenden Jahren bei Ferratum zu rechnen?
Krause: Wir sind in den vergangenen Jahren um über 35 Prozent p.a. gewachsen und haben dabei kontinuierlich zweistellige operative Margen erwirtschaftet. Für die Zukunft bin ich optimistisch, dass wir unsere Erfolgsstory in den nächsten Jahren fortsetzen können.
www.4investors.de: Was sind die großen Pläne für das zweite Halbjahr bei Ferratum?
Krause: Konkret geplant ist die Ausweitung unseres Mobile Bank-Angebots auf andere Länder, das ist ein wesentlicher Baustein für das weitere Wachstum. Zudem erwarten wir den Abschluss der FCB-Transaktion in der zweiten Jahreshälfte, so dass wir dann über eine zweite Vollbanklizenz, eine aus Deutschland und eine aus Malta, verfügen.
www.4investors.de: Es gibt die im SDAX notierte Ferratum Oyj und es gibt die Ferratum Capital Germany GmbH. Welche Vorteile bietet dieses Modell? Bleibt es dabei?
Krause: Die finnische Konzernmutter Ferratum Oyj garantiert die Anleihe und wurde von Creditreform gerade erst mit einem Rating-Upgrade auf BBB+ versehen. Die Emittentin Ferratum Capital Germany ist eine GmbH nach deutschem Recht, was die rechtliche Abwicklung erleichtert. Wir sind so auch bei Emissionen in anderen Ländern, bspw. 2014 in Polen, verfahren – das Modell ist eingespielt und effizient.