Nord LB – Fed: Zögerliche Notenbanker wollen später Gas geben!
Gestern Abend um 20:00 Uhr wurden die Entscheidungen der US-Notenbank im Anschluss an die zweitägige FOMC-Sitzung veröffentlicht. Mit dem unveränderten Leitzins bei 0,25% sowie der erneuten Reduzierung des Aufkaufprogramms (QE3) um 10 Mrd. USD auf monatlich 15 Mrd. USD war gerechnet worden. Explizit erwähnt wurde zudem, dass auf der nächsten Sitzung am 29. Oktober die Maßnahmen des QE3 dann komplett entfallen werden.
Vor allem über den Verbleib der sogenannten Forward Guidance im Statement wurde von den Marktteilnehmern im Vorfeld der Sitzung stärker spekuliert. Die Mehrheit des Gremiums hat sich diesmal aber noch nicht getraut, die Streichung des Passus „Niedrigzinsen für eine beträchtliche Zeit“ vorzunehmen. Offenbar wollen die Notenbanker nach dem etwas schwächeren Arbeitsmarktbericht und den niedrigen Inflationsraten vom August doch noch einmal abwarten, bis sie diesen umstrittenen Halbsatz tatsächlich anrühren. Wir rechnen damit im Oktober – aufgeschoben ist schließlich nicht aufgehoben!
Auch wenn das Statement ansonsten nur kosmetische Änderungen aufwies, muss festgehalten werden, dass mittlerweile zwei Abweichler zu verzeichnen sind und die Abstimmung damit „nur“ 8:2 ausging: Neben Charles Plosser sprach sich nun auch Richard Fisher gegen einen vorsichtigen Kurs der Fed aus. Für beide sei die konjunkturelle Belebung bereits so nachhaltig, dass die monetäre Unterstützung nun endlich zurückgefahren werden müsse. Beide geldpolitische Falken werden in 2015 aber nicht mitstimmen dürfen.
Wenn schon das FOMC-Statement nicht die gravierenden Änderungen aufwies, so konnten immerhin in den ebenfalls veröffentlichten Projektionen einige Neuerungen entdeckt werden: Vor allem der im Vergleich zu den Juni-Projektionen vorgenommene Anstieg der erwarteten Leitzinsen für Ende 2015 (Median von 1,375% nach 1,125%) und für Ende 2016 (Median von 2,875% nach 2,500%) deuten unserer Meinung an, dass die Tendenz beim Leitzins erstens nach oben geht und zweitens schneller, als bisher offenbar erwartet. Dieser Part der gestrigen Veröffentlichungen dürfte der
„hawkishte“ gewesen sein!
In der anschließenden Pressekonferenz verwies Janet Yellen erwartungsgemäß auf die anhaltenden Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt, trotz der Belebung der Konjunktur.
Der Euro fiel danach bis unter 1,2860 USD, das Gold verlor bis unter 1.225 USD, der S&P500 blieb nahezu unverändert, die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries zog auf 2,62% an.
Erste Zinsanhebung im Juni 2015?
Fazit: Nach der gestrigen FOMC-Sitzung blieb wie erwartet der Leitzins bei 0,25%. Nach der Drosselung des Aufkaufprogramms um weitere 10 Mrd. USD wird QE3 dann im Oktober beendet. Im FOMC-Statement wurde die sogenannte Forward Guidance („Niedrigzinsen für eine beträchtliche Zeit“) nicht gestrichen – der Mehrheit im Gremium war die Zeit dafür offenbar noch nicht reif. Wir rechnen damit aber auf der Oktober-Sitzung, denn die Tendenz der zu erwartenden Leitzinsen ist nach oben gerichtet, was vor allem die nochmalige Anhebung der erwarteten Leitzinsen für die Jahre 2015 und 2016 in den Projektionen belegt. Anhand der beiden Abweichler im Statement ist zudem ein zunehmendes Unwohlsein einiger Notenbanker mit der Fortsetzung der extrem expansiven Geldpolitik erkennbar – vor allem im Lichte der weiterhin guten Konjunkturdaten. Unser Hauptszenario einer ersten Zinsanhebung im Juni 2015 hat damit Bestand.