China: Stimmungsumfragen im „Corona-Vorreiterland“ zweigeteilt! - Nord LB Kolumne
In der Nacht wurden wichtige Stimmungsumfragen aus China für den Monat April vorgelegt. Für die internationalen Finanzmärkte sind die Einschätzungen der chinesischen Unternehmen zur Lage im Reich der Mitte natürlich von besonderem Interesse – können daraus doch Hinweise abgeleitet werden, wie lange eine wirtschaftliche Krise in Zeiten der Ausbreitung des Coronavirus und der Anordnung drastischer Gegenmaßnahmen noch anhalten kann. China gilt diesbezüglich schließlich als „Vorreiter“ sowohl für die Krankheit- als auch Wirtschaftsverläufe in Europa und Nordamerika, so dass ein Blick nach Fernost durchaus zusätzliche wertvolle Erkenntnisse liefern kann.
Nachdem der CFLP Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing für den verarbeitenden Sektor zuletzt von 35,7 Punkten im Februar deutlich auf 52,0 Punkte im März stieg, verblieb der Umfragewert nun auch im April bei 50,8 Punkten. Ähnlich entwickelte sich der Caixin PMI für den Industriesektor, der den Fokus mehr auf die kleinen und exportorientierten Unternehmen legt und sogar wieder leicht unter die Marke von 50 Punkten fiel. Bezeichnenderweise sackte die Komponente der Exportaufträge von 46,4 deutlich auf 33,5 Punkte – die Weltnachfrage nach chinesischen Gütern bricht ein.
Dagegen kam es beim CFLP Dienstleistungsindex im April zu einer leichten Aufhellung auf 53,2 Punkte. Es ist erkennbar, dass die chinesische Binnenwirtschaft in Form der Dienstleistungen doch schneller als erwartet wieder an Fahrt aufzunehmen scheint, wohingegen die Industrie durch den schwächelnden Export noch nicht ganz so schnell wieder an Boden gewinnt.
Einen Hauch von Zuversicht können daraus auch für die zu erwartenden Entwicklungen in Europa und Nordamerika abgeleitet werden. Immerhin kann nach der Krise eine Verbesserung folgen. Zudem sollte angemerkt werden, dass in den Vorjahren die Umfragewerte in China von knapp über 50 Punkten mit einem BIP-Wachstum von 6% einhergingen! Andererseits zeigen die heutigen Daten aber auch an, dass in China nach einer Bodenbildung im März nun im April immer noch keine richtig neue Dynamik aufkommen will. China spürt auch drei Monate nach dem Hochpunkt der dortigen Katastrophe die Auswirkungen – wenngleich mittlerweile weniger! Wir rechnen für das II. Quartal immerhin wieder mit einem deutlichen BIP-Wachstum.
Das Reich der Mitte muss sich nun vor allem Sorgen um seine Kunden und Abnehmer machen, die derzeit unter der Ausbreitung des Virus leiden. Das dokumentiert die Komponente der Exportaufträge recht deutlich. Zudem besteht die Problematik, dass in den chinesischen Betrieben zwar die Arbeit wiederaufgenommen wurde, aber nur ein gewisser Teil der Beschäftigten zurückzukehren scheint. Die Produktion bleibt relativ niedrig und deutlich unter Vorkrisenniveau. Es wird auch abzuwarten sein, inwieweit es gelingt, die Lieferketten wieder zu beleben.
Fazit: Die chinesischen Stimmungsumfragen fielen im April zweigeteilt aus: Während die beiden Einkaufsmanagerindizes für den verarbeitenden Sektor leicht nachgaben und nun um die Marke von 50 Punkten notieren, zog der CFLP PMI für den Dienstleistungssektor nochmals auf 53,2 Punkte an. Diese Entwicklungen lassen erkennen, dass die chinesische Binnenwirtschaft in Form der Dienstleistungen offenbar doch schneller als befürchtet wieder an Fahrt aufzunehmen scheint, wohingegen die Industrie durch den schwächelnden Export noch nicht ganz so schnell wieder an Boden gewinnen. Wie man es auch dreht und wendet: China spürt als „Vorreiterland“ für Europa und Nordamerika auch knapp drei Monate nach dem Höhepunkt der dortigen Katastrophe die Auswirkungen der Krise – wenngleich diese abnehmen. Den jetzt vom Virus besonders betroffenen Regionen Europa und Nordamerika steht damit wohl eine (mindestens) ähnliche lange Leidenszeit noch bevor.