Invision: „Cloud-Learning-Angebot entwickelt sich rasant“
Rasantes Wachstum beim Umsatz, die Margen sollen sich deutlich verbessern – die Planungen von Invision sehen deutliche Wachstumsimpulse vor. Die Umstellung des Geschäftsmodells habe sich bewährt, sagt Invision-Chef Peter Bollenbeck im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Die Sparte „ The Call Center School“ entwickele sich besser als erwartet und der NSA-Skandal forciert die Geschäfte. Die Invision-Aktie nähert sich währenddessen beim Umsatz langsam aber stetig TecDAX-Niveau.
www.4investors.de: Sie haben über mehrere Jahre hinweg ihr Geschäftsmodell auf „Software as a Service“ umgestellt, auch um dem stark zersplitterten Callcenter-Markt und damit der Größe potenzieller Kunden Rechnung zu tragen. Die Umstellung ist noch nicht lange beendet, dennoch die Frage nach einem Fazit: Hat sich der Schritt bewährt?
Bollenbeck: Nachdem wir uns Anfang 2011 entschieden hatten, unser Geschäftsmodell radikal und in relativ kurzer Zeit bis Ende 2012 umzustellen, sehen wir insbesondere seit 2013 eine stark steigende Nutzung unserer Cloud-Leistungen und in der Folge auch eine sprunghafte Verbesserung sämtlicher Unternehmenskennzahlen. Wir sind daher mit unserer Entscheidung mehr als zufrieden.
www.4investors.de: Spätestens mit dem NSA-Spionageskandal, der ja unter anderem auch die deutsche und europäische Wirtschaft betrifft, ist das Cloud-Geschäft allerdings in den Fokus von Sicherheitsüberlegungen bei Unternehmen gerückt. Stellt sie das operativ vor Herausforderungen, gerade bei Unternehmen mit sensiblen Daten? Welche Auswirkungen sehen sie im Geschäft?
Bollenbeck: Die stärkere mediale Präsenz des Themas hat unseren Diensten eher Auftrieb gegeben als geschadet. Dadurch, dass wir in unserer Nische First-Mover waren, können wir nunmehr auf eine breite, dreijährige Erfahrung im sicheren Echtbetrieb von Cloud-Lösungen zurückblicken und sind damit gegenüber anderen Anbietern im Vorteil. Gerade wenn es um sensible Daten geht, werden Unternehmen mit einer derartigen Erfahrung präferiert, anstatt sich auf Experimente mit Anbietern einzulassen, die gerade die ersten Gehversuche starten.
www.4investors.de: Umstellungen im US-Dienstleistungsgeschäft haben im ersten Quartal die Umsätze belastet, der Umsatz der Sparte ist deutlich zurückgegangen. Hat sich dies im zu Ende gehenden zweiten Quartal verändert?
Bollenbeck: Unser Ziel ist es, die Dienstleistungen innerhalb der nächsten Jahre sukzessive auf Null zurückzufahren und weitgehend durch hochskalierbare Cloud-Leistungen zu ersetzen. Der Rückgang im ersten Quartal war daher kein einmaliger Effekt, sondern Ergebnis unserer generellen Strategie. Wir rechnen für das Gesamtjahr mit einem Rückgang der Dienstleistungserlöse um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
www.4investors.de: Wie entwickeln sich die Geschäfte generell im zweiten Quartal? Können sie die bisherigen Planungen, steigende Abo-Umsätze und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von mindestens 4 Millionen Euro, bestätigen?
Bollenbeck: Unsere Umsätze mit Cloud-Diensten wachsen derzeit im dreistelligen Prozentbereich. Insbesondere das Anfang 2014 neu eingeführte Cloud-Learning-Angebot unter unserer Marke “The Call Center School” entwickelt sich rasant und deutlich besser als wir ursprünglich angenommen haben. Unsere Prognose, auch in diesem Jahr unser EBIT auf über 4 Millionen Euro erneut mehr als verdoppeln zu können, wurde daher durch die aktuelle Entwicklung stark untermauert.
www.4investors.de: Ihre operativen Margen haben sich durch die Umstellung in den vergangenen beiden Geschäftsjahren deutlich verbessert. Wie werden sie sich in den kommenden zwei, drei Jahren weiter entwickeln? Wie wird es beim Umsatz weitergehen?
Bollenbeck: Nach unserer Planung werden wir in diesem Jahr unsere EBIT-Marge von 13 Prozent auf über 30 Prozent steigern und haben mit unserem aktuellen Produktportfolio ein mittelfristiges Margenziel von 40 Prozent bis 50 Prozent. Während wir mit einem weiter rückläufigen Projektgeschäft rechnen, wird sich der Umsatz mit unseren Cloud-Leistungen nach aktueller Einschätzung auch in den nächsten Jahren mit Wachstumsraten im oberen zweistelligen oder kleineren dreistelligen Bereich äußerst dynamisch entwickeln.
www.4investors.de: Der Börsenumsatz mit Invision-Aktien ist alles andere als hoch, unter anderem aufgrund eines nach dem starken Kursanstieg optisch hohen Kurses von rund 54 Euro Anfang Juni und eines überschaubaren Streubesitzes. Was planen sie, um die Handelbarkeit der Aktie zu verbessern?
Bollenbeck: In den letzten Monaten hat sich in Sachen Handelbarkeit schon einiges getan. Während in den Vorjahren der handelbare Streubesitz durch einige statische Blöcke und nicht zuletzt auch den relativ hohen Bestand an eigenen Aktien bei unter 10 Prozent lag, sind mittlerweile knapp 33 Prozent der Aktien in der Hand von institutionellen Investoren, die immer wieder aktiv am Handel teilnehmen. Das lässt sich auch an der Entwicklung des TecDax-Rankings von Invision ablesen: Seit März 2013 hat sich unsere Position nach Börsenumsatz von Platz 95 auf 67 kontinuierlich verbessert. Wir planen weiterhin, in den nächsten Wochen unsere Ansprache von internationalen Investoren auf die USA auszudehnen. Dies sollte sowohl dem Kurs als auch dem Handelsvolumen weiter Auftrieb geben.
www.4investors.de: Wann können Aktionäre etwa mit der Auszahlung der Sonderausschüttung in Höhe von 2,50 Euro je Invision-Aktie rechnen?
Bollenbeck: Wir müssen nach erfolgter Kapitalerhöhung mit anschließender Kapitalherabsetzung eine Wartefrist von 6 Monaten einhalten, bevor es zur Auszahlung kommt. Wir rechnen daher mit Dezember 2014 oder Januar 2015.
www.4investors.de: Bleibt es bei der angekündigten Dividendenzahlung für das Jahr 2014? Sie wollen mindestens 50 Prozent des Nettoergebnisses ausschütten.
Bollenbeck: Definitiv.
www.4investors.de: Ende März haben sie ihr damals laufendes Aktienrückkaufprogramm aufgrund der Dividendenankündigung beendet. Bleibt es dabei oder sind Spekulationen, dass die Rückkäufe trotz Dividende und anstehender Kapitalrückzahlung doch wieder aufgenommen werden könnten, berechtigt?
Bollenbeck: Wir erfahren derzeit eine starke internationale Nachfrage nach Invision-Aktien, welche aktuell nur eingeschränkt bedient werden kann. Eine Wiederaufnahme des Aktienrückkaufs wäre daher im Moment gerade in Bezug auf die Handelbarkeit kontraproduktiv und kann für die nächsten Monate ausgeschlossen werden.