Nord LB: China Flash PMI - Dynamik weiter rückläufig
Die konjunkturelle Dynamik im Industriesektor der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft ist weiter rückläufig. Darauf deutet zumindest die Schnellschätzung zur HSBC Einkaufsmanagerumfrage für das verarbeitende Gewerbe hin. Der Flash PMI signalisiert mit 48,3 Zählern, dass der Indikator im Berichtsmonat April nunmehr zum vierten Mal in Folge unterhalb der als Expansionsmarke definierten 50-Punkte-Schwelle notieren dürfte.
Wir waren zwar von einer noch ausgeprägteren Abschwächung im laufenden Monat ausgegangen, da wir unter anderem noch mit einem leicht verzögerten Effekt Pekings jüngster Konjunkturhilfen gerechnet hatten. Der leichte Anstieg gegenüber dem Vormonat präsentierte sich aber insgesamt im Rahmen der Markterwartungen, so dass von einer positiven Überraschung kaum gesprochen werden kann.
Mit Blick auf die Details ergibt sich ein eher gemischtes Bild. So hat sich beispielsweise der Rückgang der Dynamik bei den Subkomponenten Output und New Orders verlangsamt, was für sich genommen auf ein geringeres Abschwächungstempo auf dem Binnenmarkt hindeuten würde. Allerdings trüben die Einkaufsmanager gewissermaßen das Bild für die für Peking so wichtige Beschäftigung: Die Subkomponente Employment hat sich in der Flash-Umfrage weiter unter die 50-Punkte-Marke und damit noch mehr in kontraktives Terrain geschoben.
Die Tatsache, dass die New Export Orders laut HSBC Schnellschätzung im April ebenfalls unter die Expansionsschwelle gerutscht sind, würden wir hingegen nur als kurzfristiges Intermezzo bezeichnen. Die robuste Verfassung der US-Konjunktur aber auch die Wirtschaftsaktivität hierzulande sollten die Auslandsnachfrage perspektivisch ankurbeln.
Insgesamt ändert sich mit den heutigen Zahlen das Bild der Lage kaum. Für das Ausrufen einer Kehrtwende ist es noch zu früh. Doch auch der anhaltende Rückgang der Dynamik im chinesischen Industriesektor sollte unseres Erachtens nicht Anlass allzu großer Sorge sein. Wir sehen zwar weiterhin die bekannten Risiken aus Richtung des Schattenbanken- und Immobilienmarktes als Bedrohung für das Wachstum. Gleichwohl rechnen wir mit weiteren bedachten Schritten in Peking. Die Entscheidungsträger werden einmal versuchen, die sprichwörtlichen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen indem sie mit staatlich induzierten Investitionen im Sektor der Erneuerbaren Energien die Inlandsaktivität stützen und gleichzeitig grüneres Wachstum fördern. Zudem wird die PBOC den Kurs einer moderaten geldpolitischen Lockerung fortsetzen. Den gestern angekündigten Senkungen der Mindestreserveanforderungen für Kreditinstitute im ländlichen Raum sollten weitere Anpassungen für die Großbanken folgen.
Fazit:
Chinas Industriesektor verliert weiter an Dynamik. Dennoch geben die heute veröffentlichten Zahlen kaum Anlass zu allzu großer Sorge. Entsprechend ist eher damit zu rechnen, dass die Zentralregierung bedachte Stützungsmaßnahmen sowie geldpolitische Lockerungen angehen wird. Maßnahmen aus dem Füllhorn können hingegen ausgeschlossen werden, schließlich ist das Reich der Mitte noch weit von dem Einbruch entfernt, der Peking damals dazu veranlasst hatte das historische Konjunkturpaket zu schnüren.