Börse am Morgen: Infineon, Britisches Pfund, Ölpreis und Konjunkturdaten im Fokus - Nord LB
Die britischen Inflationsdaten von Mitte Juli hallen nach: Ihnen ist es wohl zu „verdanken“, dass die Verantwortlichen in der Bank of England (BoE) auf ihrer gestrigen Sitzung zur Zinsentscheidung nur „einen kleinen Schluck aus der Pulle“ nahmen. Sie hoben die Bank Rate zum 14. Mal in diesem Zyklus nochmals – aber diesmal „nur“ – um 25Bp an. Im Juni noch erachteten sie dagegen eine deutlichere Zinsanhebung um 50Bp für notwendig. Die Bank Rate liegt nun erwartungsgemäß bei 5,25% – auf einem 15-Jahreshoch.
Der ISM Services PMI ist im Juli nur leicht auf 52,7 Punkte gefallen. Die Auftragskomponente präsentiert sich anhaltend stark. Beim Beschäftigungs-Index gibt es Hinweise auf eine spürbare Verlangsamung des Personalaufbaus durch die Dienstleistungsunternehmen in den USA. Zudem scheinen die Firmen wieder mit steigenden Einkaufspreisen zu kämpfen. Die verbalen Rückmeldungen der befragten Einkaufsmanager scheinen an dieser Stelle aber ein differenziertes Bild der Lage zu zeigen. In jedem Fall sollte die Inflationsentwicklung in den Vereinigten Staaten nun ganz genau im Auge behalten werden.
Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte, sind die deutschen Exporte im Juni 2023 gegenüber Mai kalender- und saisonbereinigt um 0,1% gestiegen und die Importe um 3,4% gesunken. Gegenüber dem Vorjahresmonat sanken die Exporte um 1,9% und die Importe um 11,6%. Im Juni wurden Waren im Wert von EUR 131,3 Mrd. exportiert und im Wert von EUR 112,6 Mrd. importiert. Der Außenhandelsbilanzüberschuss lag damit bei EUR 18,7 Mrd. (Mai 2023: EUR 14,6 Mrd.; Juni 2022: EUR 6,4 Mrd.).
Den zweiten Monat in Folge fielen im Juni die Erzeugerpreise im Euroraum, und zwar etwas stärker als erwartet um y/y 3,4%, was als Zeichen eines nachlassenden Inflationsdrucks gewertet werden darf. Allerdings gaben die Energiekosten gegenüber dem Vorjahr um 16,5% nach. Ohne diesen Bereich legten die Erzeugerpreise um 2,5% zu.
Tagesausblick
Den Abschluss und gleichzeitig das Highlight der Woche bildet heute die Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts: Wir erwarten die neugeschaffenen Stellen bei etwas unterhalb von 200.000 und die Arbeitslosenquote konstant niedrig bei 3,6%. Die Stundenlöhne sollten um 0,3% M/M anziehen. Dies wären weiterhin solide Zahlen. Die zuletzt rückläufigen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe deuten darauf hin (wie auch die wenig zuverlässigen ADP-Daten). Eine von der Federal Reserve angestrebte sukzessive Verschlechterung der Beschäftigungslage zur Eindämmung der Inflation wäre dies tatsächlich immer noch nicht. Doch kann es zu ersterem überhaupt kommen, angesichts des eigentlich demographisch bedingt herrschenden Arbeitskräftemangel? Die zu befürchtende katastrophale Entwicklung der deutschen Auftragseingänge am heutigen frühen Morgen möchte man sich eigentlich gar nicht richtig anschauen…
Renten- und Aktienmärkte
Nachwehen des Ratingdowngrades der USA sowie solide Arbeitsmarktdaten des US-Dienstleisters ADP sorgten für merklich gedrückte Kurse an den Anleihemärkten beiderseits des Atlantiks.
Die Aktienmärkte in den USA und Europa verarbeiteten ebenso weiterhin das US-Ratingdowngrade, zudem belastete eine durchwachsen verlaufende Berichtssaison.
DAX -0,79%; MDAX -0,39%; TecDAX -1,21%.
Dow Jones -0,19%; S&P 500 -0,25%; Nasdaq Comp. -0,10%.
Unternehmen
Die Umsätze von Infineon lagen im vergangenen Quartal mit EUR 4,1 Mrd. um 1% unter denen des Vorquartals, das Segmentergebnis als wichtige Steuerungsgröße gab um 10% auf EUR 1,1 Mrd. nach. Während Anwendungen für Elektromobilität und erneuerbare Energien stabil nachgefragt werden, ist der Bedarf für Consumer-Anwendungen (z.B. für PCs oder Smartphones) weiterhin gering. Das Unternehmen will seine Investitionen in das Werk in Malaysia um bis zu EUR 5 Mrd. aufstocken. Mit dem Ausbau soll die weltweit größte Fabrik für SiliziumkarbidLeistungshalbleiter auf 200 Millimeter-Wafern entstehen.
Devisen und Rohstoffe
Das Britische Pfund notierte nach der Leitzinsanhebung der BoE schwächer. Der Euro stabilisierte sich nach den Verlusten der Vortage.
Rohölpreise legten deutlich zu, nachdem Saudi-Arabien die Kürzung der Ölförderung um eine Million Barrel pro Tag um einen Monat bis September verlängerte.
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