Thanksgiving: US-Impulse fehlen - der Börsen-Ausblick mit: Uniper, Rezession, Euro - Nord LB
Die deutsche Wirtschaft ist im Nov. weniger stark als erwartet geschrumpft. In einer ersten Veröffentlichung hat sich der S&P Global-Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - auf 46,4 von 45,1 Punkten im Okt. verbessert. Dabei stieg der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes auf 46,7 (45,1) Punkte, der Index für den Dienstleistungssektor ging auf 46,4 von 46,5 Zählern zurück.
Die Euroraum-Wirtschaftsaktivität hat sich im November besser als erwartet entwickelt, blieb aber dennoch deutlich im Schrumpfungsbereich. Der S&P Global-Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft erhöhte sich auf 47,8 (Okt.: 47,3) Punkte. Während der Einkaufsmanagerindex (PMI) des verarbeitenden Gewerbes auf 47,3 (46,4) Punkte stieg, stagnierte der Service-PMI auf dem Vormonatsniveau von 48,6 Punkten.
Nach einer Umfrage des Ifo-Instituts hat die deutsche Industrie seit 2020 vor allem mit verstärkter Lagerhaltung auf die Störungen der internationalen Lieferketten reagiert. Demnach haben 68% der befragten Firmen ihre Lager vergrößert, 65% haben sich zusätzliche Lieferanten gesucht. Nur 13% erhöhten ihre Fertigungstiefe, stellen also Zulieferteile jetzt selbst her.
Die Bundesbank geht davon aus, dass die dt. Wirtschaft im Winter in eine Rezession rutschen wird. "Die Wirtschaftsleistung dürfte im lfd. Halbjahr deutlich zurückgehen", teilte die Notenbank im Monatsbericht mit. Als wichtigste Ursachen führt die Bundesbank die hohe Unsicherheit der Energieversorgung und deren Kosten sowie einen inflationsbedingt sinkenden Privatkonsum an.
In den USA hat sich der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter im Oktober deutlich besser als erwartet entwickelt. Die Auftragseingänge stiegen ggü. dem Vormonat um 1,0%. Der September-Anstieg wurde von 0,4% auf 0,3% revidiert.
Ausblick
Heute wird in den USA Thanksgiving begangen, so dass dort die Finanzmärkte geschlossen sind und die Marktimpulse ausgehend von dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten einfach fehlen werden. Dafür kann man am Vormittag in Europa immerhin auf die französische Insee-Umfrage und den deutschen ifo-Geschäftsklimaindex schauen – beide bereits für den Berichtsmonat November. Ausgehend von sehr niedrigen Niveaus dürften sich marginale Aufhellungen ergeben haben. Darauf deuten für Deutschland die bereits vorliegenden Umfrageergebnisse von Sentix und dem ZEW. Die Spannung ist damit im Grunde nicht mehr sehr hoch, da zudem die Situation vor dem anstehenden Winter in jedem Fall einfach mies bleibt!
Renten- und Aktienmärkte
Unerwartet freundliche Konjunkturdaten aus Deutschland und dem Euroraum sowie schwächere Daten aus den USA haben die Kurse deutscher Bundesanleihen schließlich steigen lassen. US-Staatsanleihen drehten nach der Veröffentlichung der FOMC Minutes ins Plus. Demnach sprachen sich die meisten Mitglieder für ein Verlangsamen des Zinserhöhungstempos aus.
Am deutschen Aktienmarkt wurde mit Spannung auf das Sitzungsprotokoll des FOMC gewartet. DAX +0,04%, MDAX +0,06%, TecDAX +0,38%. Die Aussicht auf zukünftige geringere Zinsanhebungen beflügelte die Anleger an der Wall Street. Dow Jones +0,28%, S&P-500 +0,59%, Nasdaq-Comp. +0,99%.
Unternehmen
Uniper (WKN: UNSE01, ISIN: DE000UNSE018, Chart, News) wird seinen Aktionären auf einer a.o. HV am 19.12. die wesentlichen Elemente des Stabilisierungspakets durch die Regierung zur Abstimmung vorlegen. Nach den Plänen soll weiterhin eine Barkapitalerhöhung (unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre) in Höhe von 8 Mrd. EUR stattfinden. Darüber hinaus soll - da dies nicht ausreicht - genehmigtes Kapital in Höhe von bis zu 25 Mrd. EUR durch Ausgabe neuer Aktien geschaffen werden, die ausschließlich vom Bund gezeichnet werden dürfen. Dies soll dazu verwendet werden, das durch weitere Verluste in den Jahren 2022 – 2024 im Zusammenhang mit Gasersatzbeschaffungen geschwächte Eigenkapital teilweise wiederherzustellen.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro profitierte von den Aussagen des FOMC Protokolls und sprang zeitweise über die 1,04 USD Marke. Nach der leichten Erholung vom Vortag ging es mit den Ölpreisen zur Wochenmitte wieder gen Süden. Zu groß ist offenbar die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Nachfrage aus China.
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