Schweizer Geldpolitik unverändert - VP Bank
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) nimmt keine Änderung an ihrer Geldpolitik vor. Der Franken wird weiterhin als «hoch bewertet» bezeichnet. Dabei würde die gesamte Währungssituation und der Inflationsunterschied zum Ausland berücksichtigt. Deshalb behält sich die SNB weiterhin Devisenmarktinterventionen vor.
Die bedingte Inflationsprognose wird für das laufende Jahr deutlich angehoben und liegt nun bei 2.1 % (gegenüber Dezember: 1.0 %). Die Konjunkturerholung würde sich fortsetzen – trotz des Kriegs in der Ukraine.
Die SNB lässt weiterhin Ruhe walten. Der starke Franken kompensiert die gestiegenen Preise für Rohstoffe und Vorprodukte. In der Schweiz stiegen die Importpreise zuletzt um 5.8 % gegenüber dem Vorjahr. Dies vergleicht sich mit einem Anstieg von knapp 25 % in der Eurozone. Auch in den USA geht es zweistellig nach oben. Die SNB hat deshalb weit weniger Not als etwa die Fed und die EZB.
Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit ein Einlagensatz von -0.75 % zu einer Inflationsrate von zuletzt 2.2 % passt. Dass die Teuerungsraten rasch zurückgehen werden, zeichnet sich in Anbetracht der massiv gestiegenen Energiepreise nicht ab. Ein geldpolitischer Richtungswechsel wäre deshalb auch in der Schweiz angebracht.
Dass die SNB den Schweizer Franken noch immer als überbewertet bezeichnet, verwundert hingegen beim Blick auf die eklatante Inflationsdifferenz zwischen der Schweiz und der Eurozone. Während die Teuerungsraten im Euro-Währungsraum von Rekord zu Rekord laufen, bleibt der Anstieg der Konsumentenpreise in der Schweiz verhältnismässig moderat. Dies gilt nicht nur gegenüber der Eurozone sondern auch gegenüber den USA.
Mehr noch: Unter Berücksichtigung von Produzentenpreisen bei der Berechnung der Kaufkraftparität ist der Franken sogar unterbewertet. Auch der reale effektive Wechselkurs zeigt einen zu günstigen und nicht etwa einen zu teuren Franken an.
Die SNB kann sich mit einem geldpolitischen Kurswechsel noch Zeit lassen. Allerdings wird man auch in der Schweiz nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag an den Negativzinsen festhalten können. Eine Zinserhöhung im laufenden Jahr ist zwar wenig wahrscheinlich. Doch im kommenden Jahr dürfte auch in der Schweiz die Zinslandschaft in Bewegung kommen.
Autor: Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
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