US-Einzelhandelsumsätze gehen nach einem Konsumboom deutlich zurück - Commerzbank
Im Juli gingen die US-Einzelhandelsumsätze unerwartet stark um 1,1% M/M zurück. Der Rückgang spiegelt wider, dass die staatlichen Hilfszahlungen, die den Verlust an Arbeitseinkommen während der Pandemie überkompensierten, langsam auslaufen. Dass der Konsumboom vorbei ist, zeigt auch das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan, bei dem die Erwartungen zuletzt stark zurückgegangen sind. Für die Gesamtwirtschaft deuten die Zahlen auf eine langsamere Gangart im 3. Quartal hin. Die Fed dürfte trotzdem den expansiven geldpolitischen Kurs zurückfahren. Der Beschluss, die Anleihekäufe zurückzufahren, dürfte im 4. Quartal getroffen werden.
Anleihen
Großbritannien: Verbraucherpreise (Juli), 08:00 Uhr
USA: Baubeginne/-genehmigungen (Juli), 14:30 Uhr
USA: Protokoll der letzten Fed-Sitzung, 20:00 Uhr
Die Staatsanleihemärkte tendierten gestern zunächst sehr freundlich. Sie profitierten von schwächeren Aktienmärkten. Nach Meldung der US-Konjunkturdaten stiegen die Renditen wieder an, obwohl die Daten gemischt ausfielen. Bundesanleihen gingen mit leichten Kursverlusten aus dem Handel. Der US-Dollar stärkte sich wieder, der Euro sackte auf fast 1,17 US-Dollar ab. Fed-Chef Powell hielt sich mit Äußerungen zum wirtschaftlichen Ausblick und der Geldpolitik zurück. Einige Fed-Notenbanker signalisierten jedoch erneut ein baldiges Zurückfahren der Wertpapierkäufe. Die US-Einzelhandelsumsätze fielen im Juli um 1,1% M/M. Das lag zum Großteil an den Automobilverkäufen, die um 3,9% M/M zurückgingen. Die Tankstellenumsätze konnten jedoch, vor allem wegen gestiegener Benzinpreise, um 2,4% M/M zulegen. Aber auch bereinigt um Restaurantumsätze, Autos, Benzin und Baumaterialien nahmen die Umsätze um 1,0% M/M ab. Der Rückgang spiegelt wider, dass die staatlichen Hilfszahlungen langsam auslaufen. Die Umsätze liegen damit immer noch 17% über dem Vorkrisenniveau von Februar 2020. Außerdem verschiebt sich die Nachfrage von Gütern auf Dienstleistungen (z.B. Tourismus), die nicht in den Einzelhandelsdaten enthalten sind. Deshalb sieht es für den gesamten Privaten Konsum besser aus. Der „Konsumboom“ dürfte jedoch vorbei sein. Besser als erwartet fiel die Industrieproduktion aus, die im Juli um 0,9% M/M zunahm. Das verarbeitende Gewerbe legte sogar um 1,4% M/M zu. Die Industrie ist von Coronabeschränkungen wenig betroffen und profitiert von der globalen Belebung. Allerdings bremsen weiterhin Lieferengpässe. Die Produktion hat jetzt das Vorkrisenniveau fast wieder erreicht.
Aktien
Europa: Alcon, Zwischenbericht Q2
USA: Cisco, Nvidia, Zwischenbericht Q2
Nach einer spürbaren Schwäche zur Eröffnung arbeiteten sich die europäischen Aktienmärkte gestern sukzessive nach oben. Der DAX schloss eine Winzigkeit unter seinem Vortagesstand und lauert weiter nahe der Marke von 16.000. Beim Euro Stoxx 50 lag das Minus am Ende noch bei -0,1%, der europaweite Stoxx 600 legte sogar 0,1% zu. Dabei war es vor allem der Gesundheitssektor (+1%) und die Verbrauchsgüter (+0,7%), die die Verluste von Zyklikern wie Automobil oder Banken auf Indexebene ausglichen. Im DAX wurde bei Deutscher Post (+1,4%) die Übernahme des Seefrachtspezialisten Hillebrandt beklatscht. Am DAX-Ende fuhr das „Auto-Quartett“ Verluste zwischen -2,6% bei Continental und VW (-1,3%) ein. Im MDAX erholte sich Varta (+5,3%) vom Vortagesabsturz, K+S (-4,2%) sah sich durch BHPs Düngemittelpläne beeinträchtigt. In den USA wurden die Märkte von den gemischten Konjunkturdaten und den ungünstigen Corona-Entwicklungen ausgebremst. Der S&P 500 engte die Verluste in der zweiten Handelshälfte auf -0,7% ein. Der Dow Jones (-0,8%) und die Nasdaq (-0,9%) schnitten im gleichen Rahmen ab. Einziger nennenswerter Sektorgewinner war Gesundheit (+1,2%). Schwach lag der Zyklische Konsum (-2,3%) sowie Grundstoffe (-1,2%) und Industrie (-1,1%). Im Dow lagen mit Merck (+1,2%), United Health (+1,1%) und J&J (+0,9%) die Gesundheitsvertreter vorn. Am Ende fanden sich Boeing (-3%) und nach Zahlen HomeDepot (-4,3%), wo der unkonkrete Ausblick belastete. Konkurrent Lowe’s gab 5,8% ab. Asiens Börsen erholen sich heute von den Vortagesverlusten. Die Gewinne reichen von Japan von 0,4% bis China um 1%. Auch dadurch deuten sich leichte Gewinne in Europa an.