US-Notenbank: Pause mit (positiven) Nebenwirkungen - Nord LB
Für viele Marktbeobachter stellte die gestrige Zinsentscheidung des FOMC einen wichtigen Meilenstein dar. Das FOMC der Federal Reserve hat verkündet, dass die Fed Funds Target Rate weiterhin bei 5,25%-5,50% verbleibt. Dies war in jüngerer Zeit auch gemeinhin erwartet worden. Warum es für viele dennoch ein wichtiges Datum war: Im Dezember letzten Jahres, wo das erste Mal Zinssenkungen in Aussicht gestellt wurden, gingen einige Marktteilnehmer davon aus, dass dies im März 2024 geschieht. Das hat sich nun nicht bestätigt. Außerdem wird die Reduzierung der Bilanzsumme der Notenbank weiter wie geplant vorangetrieben.
Die Kapitalmärkte schauten auch diesmal vor allem auf die einzelnen Projektionen der Notenbanker – die sog. „Dot Plots“ – welche nur viermal im Jahr aktualisiert werden. Im Zuge der gestrigen Entscheidungsverkündung wurden auch diese aktualisiert. Man kann sie so interpretieren, dass im Schnitt mit drei Zinssenkungen im Laufe dieses Jahres gerechnet werden könnte. Freilich ist diese Zahl aber nicht in Stein gemeißelt und diese Meinung gilt natürlich auch nicht für alle Notenbanker. Von den 19 Mitgliedern des FOMC gehen nämlich sogar zwei davon aus, dass es dieses Jahr zu keinem Zinsschritt kommt und weitere zwei gehen nur von einem Schritt nach unten aus. Man muss sich also stets bewusst sein, dass die Meinungen in dem Gremium im Fluss sind und sich diese im Rahmen neuer ökonomischer Erkenntnisse auch immer mal wieder ändern können.
Dennoch knüpfen die Projektionen an jene aus dem Dezember an, wo erstmalig Zinssenkungen in Aussicht gestellt wurden, also der Schwenk vom „Tightening Bias“ zum „Easing Bias“ vollzogen wurde. Damals wie heute kam es zu einer Jubelstimmung an den Märkten. Am gestrigen Tage schlossen sodann S&P 500, Dow Jones und Nasdaq mit dem höchsten Kurs seit November 2021. Die Sorge bestand, dass die zwischenzeitlichen Daten, insbesondere jene der Inflation, den Zinssenkungsfantasien einen Dämpfer bescheren könnte. Diese Sorge hat sich nun nicht bestätigt. Man registriere die zuletzt stockende Entwicklung bei der Inflation natürlich genau, diese sollten aber nicht überinterpretiert werden. Generell stimme die Richtung. Gerade die vergleichsweise starken Arbeitsmarktdaten lassen den Luxus zu, sich die Situation genau anzuschauen und umsichtig agieren zu können, natürlich auch die Lohnentwicklung im Hinterkopf behaltend. Man wolle nämlich einerseits vermeiden, dass mit zu frühen Zinssenkungen die Inflation plötzlich wieder steigen könne und man dann die großen „Geschütze“ auffahren müsse, um sie wieder einzufangen. Andererseits wolle man aber auch die Konjunktur nicht über Gebühr bremsen.
Nach Letzterem sieht es derzeit aber auch nicht aus. Der private Immobilienmarkt hat sich zuletzt wieder etwas berappelt und die expansive Zone erreicht. Der Dienstleistungssektor ist weiterhin eine starke Stütze. Das produzierende Gewerbe hat zwar mit ein paar Problemen zu kämpfen, diese sind aber eher in gewissen Schwierigkeiten in den Lieferketten zu verorten, die hier und da immer mal wieder aufbranden. Im Fokus steht für viele aber vor allem der gewerbliche Immobilienmarkt, welcher den Impuls einer Zinssenkung gut gebrauchen könnte – deren Risiken, gerade auch für die Regionalbanken der USA, bereiten wohl derzeit das größte Kopfzerbrechen.
Fazit: Das FOMC hat gestern seine jüngste Zinsentscheidung verkündet und belässt den Leitzins – wie erwartet – bei 5,25% - 5,50%. Auch der Abbau der Bilanzsumme wird wie gehabt vorangetrieben. Die Kapitalmärkte brachen trotz der abwartenden Haltung dennoch in Jubelstimmung aus und die drei großen Indizes in den USA schlossen mit den höchsten Ständen seit über 2 Jahren. Der Grund hierfür dürfte in den aktualisierten „Dot Plots“ liegen – die robuste Konjunktur und die hartnäckige Inflation haben erwarten lassen, dass Zinssenkungen unwahrscheinlicher werden könnten. Nach neuester Lesart haben sich die Plots von der Tendenz aber kaum geändert. Im Schnitt wird mit 3 Zinssenkungen in 2024 gerechnet, was aber nicht in Stein gemeißelt ist. Die Meinungsbildung im Gremium ist nämlich divers. Manchen Wirtschaftsbereichen würde ein Impuls vonseiten der Fed allerdings gut tun – allen voran dem gewerblichen Immobiliensektor.
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