US-Notenbank hält am expansiven geldpolitischen Kurs fest - Commerzbank Kolumne
Wie erwartet, hat die Fed auf der ersten Sitzung im neuen Jahr gestern ihre Geldpolitik unverändert gelassen. Dabei hat sie den Leitzins von 0,00 bis 0,25% bestätigt und wird am monatlichen Wertpapierkauf in Höhe von 120 Mrd. US-Dollar (80 Mrd. Dollar Staatsanleihen, 40 Mrd. Dollar hypothekengesicherte Anleihen) festhalten. In ihrem Statement, das nur geringfügig geändert wurde, hat sie darauf hingewiesen, dass sich die wirtschaftliche Erholung zuletzt verlangsamt habe. Dabei konzentriere sich die Wirtschaftsschwäche auf die besonderes von der Pandemie betroffenen Sektoren. Das Virus stelle ein hohes Risiko für den wirtschaftlichen Ausblick dar. Die wirtschaftliche Entwicklung hänge auch vom Fortschritt der Impfungen ab. Die Fed betont, den Leitzins so lange nicht zu erhöhen, bis die Ziele maximale Beschäftigung und eine Inflationsrate von über 2% für eine lange Zeit erreicht seien. Sie sei aber bereit, die Geldpolitik, wenn notwendig, anzupassen. Die Mitglieder des Offenmarktausschusses erwarten mehrheitlich keine Zinsanhebung bis Ende 2023.
Fed-Chef Powell hat auf der Pressekonferenz klar gemacht, dass eine frühzeitige Reduzierung der Wertpapierkäufe (Tapering) nicht in Frage komme. An den Märkten wurde darauf zeitweise spekuliert. Die US-Notenbank wird daher wohl das gesamt Jahr 2021 das Tempo der Wertpapierkäufe beibehalten. Powell sieht zwar weiterhin Risiken für die US-Wirtschaft, zeigt sich aber zufrieden, dass die Fiskalpolitik jetzt die führende Rolle bei der Überwindung der aktuellen Schwächephase übernimmt. Das hatten die Notenbanker immer wieder gefordert. Da die Politik nun auf die Fed-Forderung reagiert, wird sie die US-Regierung mit einer sehr expansiven Geldpolitik noch lange unterstützen.
Anleihen
Euroraum: Wirtschaftsvertrauen (Jan), 11:00 Uhr
Deutschland: Verbraucherpreise (Jan), 14:00 Uhr
USA: Erstanträge, Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
USA: BIP, erste Schätzung (Q4), 14:30 Uhr
USA: Neubauverkäufe (Dez), 16:00 Uhr
Während u.a. in den USA, Großbritannien, Deutschland, Italien und den Niederlanden die Infektionen sinken, tut sich in Frankreich trotz der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie bislang relativ wenig. In Israel wurde bereits etwa ein Drittel der Bevölkerung geimpft – auch hier sind die Infektionen und die tödlichen Verläufe zurückgegangen. Trotzdem scheinen die Marktteilnehmer ihre optimistischen Erwartungen etwas zurückzuschrauben – die Kurse von US-Staatsanleihen und Bundesanleihen legten gestern leicht zu. Die schwachen Bestellungen von Flugzeugen und Rüstungsgütern sorgten im Dezember für enttäuschende Auftragseingänge in den USA. Erwartet wurde ein Plus von 0,9% zum Vormonat – so waren es aber nur 0,2%. Insbesondere Boeing kämpft immer noch mit Problemen. Rechnet man die Flugzeugbestellungen heraus, so ergibt sich ein Zuwachs von 0,7% zum Vormonat. Ein Blick auf die Auslieferungen zeigt, dass im vierten Quartal die Investitionsnachfrage hoch war. Die Auslieferungen von Kapitalgütern (ohne Flugzeuge) lagen annualisiert 17,5% über dem Vorquartal. Die US-Notenbank wird nicht in absehbarer Zeit beginnen, ihre Anleihekäufe zu reduzieren – dies stellte Notenbankchef Jerome Powell gestern klar. Er verwies auf die Millionen von Arbeitslosen, die „wir wieder in Arbeit bringen müssen“ (vgl. „Im Blickpunkt“). Derweil zeigen sich die Konsumenten in Deutschland nicht in Kauflaune – wen wundert das angesichts der geschlossenen Läden. Der Indikator der Gesellschaft für Konsumforschung zur Verbraucherstimmung deutlich von -7,5 Punkte im Vormonat auf aktuell -15,6 Punkte fiel.
Aktien
Diageo, Ergebnis Q2
Mastercard, McDonald´s, Ergebnis Q4
Visa, Ergebnis Q1
Das Auf und Ab an den Börsen setzte sich auch am dritten Handelstag der laufenden Woche fort. Nach einem schwachen Wochenauftakt und einem festen Dienstag folgte erneut ein schwacher Mittwoch. Die europäischen Leitindizes fielen in der Spitze um bis zu 1,8% (Deutschland). Vor der Sitzung der US-Notenbank sowie der Bekanntgabe einiger wichtiger Quartalszahlen von US-Firmen hielten sich die Investoren offenbar zurück. Die spürbaren Kursverluste resultieren aber vor allem aus Sorge vor den möglichen negativen konjunkturellen Folgen durch neue Coronavirus-Mutationen sowie aus Enttäuschung infolge eines teilweise nur sehr schleppend anlaufenden Impfstarts in einigen Ländern. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hob seine Welt-BIP-Prognose für 2021 allerdings um 0,3 Prozentpunkte auf 5,5% an (2022e: +4,2%). Jedoch senkte der IWF seine Schätzungen für den Euroraum auf nur noch 4,2% (-1%) und für Deutschland auf 3,5% (-0,7%). Alles in allem zeigen sich die Aktienmärkte trotz der unverändert fragilen Coronalage vor dem Hintergrund unverändert hoher Bewertungen noch recht stabil. Der Stoxx Europe 50-Index legte seit Jahresbeginn immerhin um 1,6% zu. Der Dax büßte gestern 1,8% ein, erholte sich aber vom Tagestief bei 13.475 Punkten. Unter Beschuss standen vor allem Zykliker wie Covestro (-3,4%). Die Aktie der Deutschen Telekom gewann dagegen 0,6%. In Europa waren v.a. Telekomwerte (+1,6%) gefragt. Rohstoffwerte verloren im Schnitt 3,6%. Die US-Börsen tendierten nach der Sitzung der US-Notenbank schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 2,1%. Auf Sektorenebene (S&P 500) notierten alle Bereiche im Minus, wobei Aktien aus dem Segment Kommunikationsdienstleistungen (-3,8%) die stärksten Einbußen erlitten. Die Börsen in Asien tendierten ebenfalls schwächer.