FOMC: Ausnahmsweise mal langweilig, langweiliger, am langweiligsten! - Nord LB Kolumne

Die Federal Reserve hat gestern Abend auf der ersten Notenbanksitzung dieses Jahres erwartungsgemäß zum zweiten Mal in Folge abgewartet und die Fed Funds Target Rate bei 1,75% (oberes Band) belassen. Erneut gab es im FOMC keine abweichende Meinung. Im FOMC-Statement fanden sich nur zwei relativ unbedeutende Veränderungen. So wurde im ersten Absatz, der traditionell das makroökonomische Umfeld beleuchtet, von Konsumausgaben gesprochen, die nicht mehr wie bisher mit einem „starken“ Tempo zulegen würden, sondern nur noch mit einer „moderaten“ Geschwindigkeit. Hierbei haben die Notenbanker möglicherweise bereits die Erwartung einfließen lassen, dass das BIP-Wachstum für das IV. Quartal aufgrund einer Abschwächung der Einzelhandelsumsätze – insbesondere der Kontrollgruppe – etwas geringer als bisher ausfallen könnte. In dieser Änderung könnte insofern ein Hauch von dovisher Tendenz hineininterpretiert werden, letztlich dürfte aber der Wachstumspfad unverändert bei soliden 2% liegen. Die Bekanntgabe der Q4-Wachstumszahlen ist heute Nachmittag um 14:30 Uhr.
Im zweiten Absatz des FOMC-Statements, das traditionell eine Aussage über eine Zinsanpassung und die Begründung dafür liefert, hieß es statt bisher, die Inflation befände sich „nahe“ des Zielbereichs von 2 Prozent nun, die Preissteigerung sei „zurückgekehrt“ in diesen Zinsbereich. Dies mag etwas hawkish interpretiert werden, letztlich aber ist der etwas höhere Preisdruck einigen Basiseffekten geschuldet. Dies klang zuletzt bereits in den Reden verschiedener Notenbanker an.
Zudem wurde der Zinssatz für Überschussreserven (IOER) um 5 Basispunkte auf 1,60% angehoben. Dies sollte aber als eine rein technische Notwendigkeit angesehen und keinesfalls als geldpolitischer Strategiewechsel interpretiert werden. Steigende Zinsen – aber nur im Kleingedruckten!
Auf der anschließenden Pressekonferenz betonte Fed-Chef Jerome Powell, dass die derzeitige Zinspolitik „angemessen“ sei, und dass es erst zu signifikanten Änderungen im konjunkturellen Umfeld kommen müsse, um über eine Zinsmaßnahme – in welche Richtung auch immer – nachdenken zu müssen. Damit wird unseres Erachtens ein länger anhaltendes unverändertes Leitzinsniveau angestrebt. Mit gewisser Spannung wurde darauf gewartet, wie er auf Fragen zu den Auswirkungen des Coronavirus reagiert. Der Erkenntnisgewinn war gering, da die Federal Reserve die Ausbreitung der Krankheit natürlich auch beobachten und entsprechend reagieren werde. Aus aktueller Sicht sei es „sehr unsicher“, wie der weitere Verlauf der Krankheit aussehen werde.
Eine Zinssenkung im laufenden Jahr sollte unseres Erachtens zwar nicht ganz ausgeschlossen werden, da es weiterhin einige „Unsicherheitsherde“ gibt wie das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump, die US-Präsidentschaftswahl im November, der Brexit, den Coronavirus sowie die Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine. Allerdings sehen wir den konjunkturellen Datenkranz für die USA aktuell als gar nicht so schlecht an, so dass wir keine Zinsanpassung in 2020 erwarten.
Fazit: Die Fed wartet – wie bereits im Dezember – erneut ab und hat den Leitzins bei 1,75% unverändert belassen. Die Notenbanker nahmen im Statement nur geringfügige Anpassungen in ihrer Beurteilung der Lage vor: So hätten die Konsumausgaben zuletzt etwas weniger stark zugelegt und die Inflation sei in den Zielbereich der Federal Reserve zurückgekehrt. Fed-Chef Jerome Powell sieht die aktuelle Zinspolitik aber weiterhin als „angemessen“ an und setzt zudem die Hürden für eine Zinsmaßnahme in der Zukunft nochmals etwas höher. Insofern sieht es derzeit so aus, dass die Notenbanker für das (Wahl-)Jahr keine Zinsanpassung vornehmen möchten und von dieser Linie nur abweichen werden, wenn sich das Umfeld „signifikant“ verändert. „Unsicherheitsherde“ weltweit gibt es ja weiterhin genug! Ansonsten muss zusammengefasst werden, dass diese FOMC-Sitzung tatsächlich mal ausnahmsweise äußerst langweilig ausfiel!