Fed ist nicht zufrieden mit der Entwicklung der Inflation - Commerzbank Kolumne

Die erste Sitzung der US-Notenbank (Fed) in diesem Jahr war wie erwartet relativ unspektakulär. Sie beließ den Leitzinskorridor bei 1,50% bis 1,75%. Sie hält ihren derzeitigen geldpolitischen Kurs für angemessen, um das Wachstum der Wirtschaft und die Rückkehr der Inflationsrate zum 2%-Ziel zu unterstützen. Die US-Wirtschaft entwickelt sich weitgehend nach den Erwartungen die Fed. Der Private Konsum bleibt robust und die Wohnungsbauinvestitionen haben sich beschleunigt. Dagegen blieben die Unternehmensinvestitionen schwach. Fed-Chef Powell äußerte sich in der Pressekonferenz zuversichtlich. Die weltwirtschaftli-chen Risiken hätten sich verringert, auch wenn die Auswirkungen des Coronavirus noch nicht abzuschätzen seien.
Die Fed ist schon seit dem Herbst verstärkt am Geldmarkt aktiv. Die T-Billkäufe zur Liquiditätszuführung sollen bis April fortge-setzt werden. Powell war sehr bemüht, zu erklären, dass es sich dabei nicht um eine geldpolitische Lockerung handelt. Um das reibungslose Funktionieren des Geldmarktes zu gewährleisten, will die US-Notenbank die Bankreserven auf ein Niveau bringen, bei der sie jederzeit über eine Schwelle von etwa 1,5 Bio. US-Dollar bleiben würden. Dieses Ziel würden wohl im Laufe des 2. Quartals erreicht werden. Dann könnten die Repo-Geschäfte zurückgefahren und die T-Bill-Käufe verringert werden.
Die Inflation bleibt Sorgenkind der Fed, da sie hartnäckig unter dem Zielwert der Fed von 2% liegt. Powell betonte, dass sich die Fed mit einer Inflation von unter 2% nicht zufrieden gibt. Deshalb wurde auch der Wortlaut zur Inflation im Pressetext geändert. Die Fed betont im Kommuniqué, dass die Rückkehr der Inflation zum 2%-Ziel unterstützt werden soll, vorher hieß es, dass die Geldpolitik angemessen sei, die Inflation in der Nähe des Ziels von 2% zu halten. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Inflati-onsziels möchte die Fed also verhindern. Eine Zinssenkung in Bälde scheint weiterhin wahrscheinlich.
Anleihen
Euroraum: Wirtschaftsvertrauen (Jan.), 11:00 Uhr
Euroraum: Arbeitslosenquote (Dez.), 11:00 Uhr
Großbritannien: Zinsentscheidung, 13:00 Uhr
Deutschland: Verbraucherpreise (Jan.), 14:00 Uhr
USA: Bruttoinlandsprodukt (Q4), 14:30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
Da die Zahl der an dem Coronavirus Erkrankten weiterhin rasch ansteigt (aktuell offiziell 7.783 Erkrankungen, 170 Tote) setzt sich die Marktberuhigung vom Vortag gestern nicht weiter fort. Die Renditen von Bundesanleihen und US-Staats-anleihen gingen um etwa 4 bzw. 9 Basispunkte zurück, mithin ist die Nachfrage nach sicheren Papieren hoch. Jenseits dieser Meldungen gab es gestern einige Neuigkeiten von den Notenbanken. Die Europäische Zentralbank meldet in der Summe eher enttäuschende Daten zum Kreditwachs-tum. Zwar stiegen die Kredite an Haushalte im Dezember um 3,7% im Vergleich zum Vorjahr an (November: 3,5%), doch das Geldmengenwachstum (M3) und die Zuwachsrate der Kredit an Unternehmen fielen trotz der expansiven Geldpolitik zurück. Wie von allen – von Bloomberg befragten – Analysten erwartet, änderte die US-Notenbank ihren Leitzins nicht. Doch auch Notenbankchef Powell zeigte sich besorgt über die Pandemie und sagte, die Fed würde die Lage sehr genau beobachten. Die Sorgen, dass nicht nur China ökonomisch betroffen sein wird, dürften zunehmen, wenn die Zahl der Neuerkrankungen in den nächsten Tagen nicht drastisch sinkt. Da die Inkubationszeit zwischen Ansteckung und Aus-bruch der Krankheit auf 2-10 Tage geschätzt wird, dürfte die Zahl derer, die den Virus in sich tragen, die Zahl der offiziell Erkrankten bereits weit übersteigen. Angesichts der vor einer Woche ergriffenen Maßnahmen sollte die Zuwachsrate in den nächsten Tagen also abnehmen, andernfalls wären die Maß-nahmen wohl ineffektiv. Die Deutsche Lufthansa und British Airways fliegen China nicht mehr an.
Aktien
Amazon, Amgen, Jahresergebnis
Coca-Cola, Deutsche Bank, Jahresergebnis
Hennes & Mauritz, Roche, Jahresergebnis
Samsung Electronics, Unilever, Jahresergebnis
UPS, Verizon Communications, Jahresergebnis
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern etwas freundlicher, konnten den Schwung des Vortages aber nicht ganz aufrechterhalten. Die Leitindizes gewannen in der Spit-ze um bis zu 0,7% (Schweiz). Im Vorfeld der Zinsentschei-dung der US-Notenbank gewann der Dax rd. 0,2%, obwohl es nach wie vor keine Entwarnung in Bezug auf das Corona-virus gibt und es leider weitere neue Ansteckungsfälle gab. Nach wie vor sind die ökonomischen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft schwer zu greifen. Im Fokus des Interesses standen aber vor allem Makro- und Mikrodaten. Gute Makro-daten aus Europa (besser als erwartet ausgefallenes Kon-sumklima in Frankreich) gaben den Börsen ebenso Rücken-wind wie eine Reihe von positiven Quartalsergebnissen. Hierzu zählten insbesondere die Ergebnisvorlagen von Apple und Santander. Unter die Räder kam dagegen die Aktie der Software AG (-12,3% nach Vorlage von enttäuschenden Zahlen). Tagesgewinner im Dax war die Notierung von Vono-via (+1,5%); dagegen büßte die Aktie von Adidas als Tages-verlierer rd. 1,9% ein. Auf europäischer Sektorenebene wa-ren v.a. Industriegüterwerte gesucht, die im Schnitt um 1% zulegten. Den stärksten Verlust verzeichnete der Mediensek-tor (-0,5%). Die Börsen in den USA konnten ihre Anfangsge-winne nicht halten und tendierten nach der Fed-Sitzung we-nig verändert. Auf Sektorenebene waren vor allem Industrie-aktien (+0,6%) gefragt (Energie: -1,1%). Die Börsen in Asien fielen auf ein Sieben-Wochen-Tief, nachdem das Coronavirus sich weiter ausbreitete und weitere Todesfälle bestätigt wur-den. Die Indizes in Hongkong fielen daher um rd. 3%. Die Börse in Taiwan fiel nach den Feiertagen um 5,8%.