Steinhoff tritt in Österreich auf die Kostenbremse - Liquidität gesichert

Am Montag gibt es Neuigkeiten aus dem weit verzweigten Steinhoff-Konzern, diesmal von der österreichischen Tochtergesellschaft Lika/Leiner. Das Unternehmen hat sich nach eigenen Aussagen mit dem Mutterkonzern auf eine Finanzierungslösung geeinigt. Diese sichere die Liquidität über die nächsten 12 bis 24 Monate, so Konzern der Konzernchef des österreichischen Unternehmens, Gunnar George. Aufgrund der Einigung habe man nun wieder genügend Geld, um sämtliche Rechnungen bezahlen zu können. Steinhoff kämpft seit Wochen gegen Liquiditätslücken bei den operativ tätigen Konzerngesellschaften, nachdem man Bilanzunregelmäßigkeiten einräumen musste, die an der Börse und bei Darlehensgebern das Vertrauen in den MDAX-notierten Konzern empfindlich gestört haben.
Bei Kika/Leiner muss man nun allerdings auf die Kostenbremse treten. George sieht bei fünf bis sechs Filialen im ländlichen Raum Probleme, die Zahl der derzeit 50 Standorte könnte sich also reduzieren. Die Zahl der Lieferanten will man deutlich ausdünnen. Expansionsvorhaben kommen angesichts der fehlenden finanziellen Mittel auf dem Prüfstand: So habe der Ausbau der Discount-Sparte Lipo keine Priorität, dagegen sieht das Unternehmen Chancen auf dem Markt in Osteuropa und im Onlinegeschäft, das deutlich steigende Umsatzbeiträge liefern soll. 2018 wollen die Österreicher für Restrukturierungen und Investitionen bis zu 60 Millionen Euro ausgeben.
Hier noch einmal unser Bericht vom Montagmorgen zu Steinhoff:
Steinhoff Aktie: Noch lange nicht über dem Berg
Viel Neues hatte Steinhoff International am Freitag beim zweiten Treffen mit den Gläubigern des Konzerns nicht zu bieten - zumindest offiziell, aber das war auch nicht unbedingt zu erwarten. Schon beim ersten Gläubigertreffen in der britischen Metropole nach dem Bekanntwerden der Bilanzunregelmäßigkeiten war dies so, dennoch konnte sich Steinhoff in den vergangenen Wochen stabilisieren und erste positive Signale senden. Gerettet ist der angeschlagene Konzern damit aber weiterhin nicht. Immerhin gelang es, kurzfristige Liquiditätslöcher durch „Notverkäufe” von Beteiligungen und neue Kreditvereinbarungen bei Konzernmutter- und -Töchtern weitgehend zu stopfen. Um Beträge, die nun noch vorhandene Löcher stopfen sollen, wird verhandelt.
Offen sind aber andere zentrale Fragen: So ist zum einen weiter völlig unklar, welche Dimension der Bilanzskandal hat, der bei Steinhoff seit Dezember schwelt. Solange dies nicht klar ist, wird eine Sanierung kaum möglich sein. Zum anderen drücken die Gesellschaft hohe Schulden. Dass man begonnen hat, diese abzubauen (wir berichteten), ist ein erster richtiger Schritt. Weitere müssen folgen, denn schon 2018 sind milliardenschwere Beträge fällig. An der Börse rechnet man damit, dass Steinhoff weitere Beteiligungen verkaufen muss, um Schulden zu tilgen - nur diesmal keine Randbereiche, sondern Kernbereiche wie zum Beispiel die britische Poundland. Für diese sollen sich gleich eine Reihe von Investoren interessieren. Dazu kommt unter anderem der schwelende Rechtsstreit um europäische Aktivitäten.
Auch Steinhoffs Aktie ist noch lange nicht über dem Berg. Immerhin konnte das Papier zuletzt einen zwischenzeitlichen Rutsch unter die Trading-Unterstützung um 0,467/0,474 Euro wieder neutralisieren und deutlich klettern. Aktuell notiert die Steinhoff Aktie bei 0,523 Euro mit knapp 4 Prozent im Plus, womit charttechnische Trading-Hürden unterhalb von 0,525 Euro im Visier stehen, die in den letzten Tagen für Steinhoffs Aktienkurs nicht zu überwinden waren. Oberhalb von 0,544/0,549 Euro sowie unterhalb von 0,572 Euro sind im Breakfall die nächsten charttechnischen Hindernisse für das sehr kurzfristige Zeitfenster zu sehen, falls es zu einem Anstieg über 0,525 Euro kommt.